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Ein Doppelleben im Kosmos

Ein Doppelleben im Kosmos

Titel: Ein Doppelleben im Kosmos
Autoren: Robert A. Heinlein
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Ihr Gewissen sein. Ich glaube an den freien Willen, so frivol das auch aus dem Munde eines Mediziners klingen mag.« Er wendete sich an Clifton: »Wir wollen ihn lieber sich selbst überlassen, Rog. Er muß allein entscheiden.«
    Aber obwohl sie sich entfernten, blieb ich doch nicht allein. Dak erschien. Erleichtert und dankbar empfand ich, daß er mich nicht »Chef« nannte.
    »Hallo, Dak!«
    »Guten Tag.« Er schwieg einen Augenblick, rauchte und blickte zu den Sternen hinaus. Dann wendete er sich zu mir. »Alter Junge, wir haben allerlei zusammen durchgemacht. Ich kenne Sie jetzt, und ich stütze Sie jederzeit mit einer Pistole, mit Geld oder mit meinen Fäusten und werde nie fragen, warum. Wenn Sie jetzt ausscheiden wollen, so werde ich kein Wort des Tadels haben, und ich werde deswegen nicht schlechter von Ihnen denken. Sie haben eine Höchstleistung vollbracht.«
    »Ich danke Ihnen, Dak.«
    »Noch ein Wort, und ich verdufte. Bedenken Sie nur das eine: Wenn Sie zu der Überzeugung kommen, daß Sie es nicht machen können, wird die gemeine Bande, die ihm die Spritzen gegeben hat, siegen. Trotz allem werden sie siegen!« Er ging.
    Ich fühlte mich innerlich zerrissen. Dann überließ ich mich einem wirklichen Mitleid mit mir selbst. Es war nicht gerecht! Ich mußte mein eigenes Leben leben. Ich war auf der Höhe meiner Kraft und hatte meine größten Triumphe in meinem Beruf noch vor mir. Es war nicht recht, daß man von mir erwartete, mich selbst, vielleicht für Jahre, in der Rolle eines anderen Mannes zu begraben, während das Publikum mich vergaß, Direktoren und Agenten mich vergaßen - mich wahrscheinlich für tot halten würden.
    Es war unbillig. Es war einfach zuviel verlangt.
    Dann machte ich mich frei von diesen Erwägungen und dachte eine Zeitlang überhaupt nichts. Mutter Erde stand noch immer hell und schön am Himmel; ich fragte mich, wie wohl die Feiern der Wahlnacht dort unten verliefen. Mars, Jupiter und Venus waren alle in Sicht, wie Perlen aufgereiht. Ganymed konnte ich natürlich nicht sehen, auch nicht die einsame Kolonie auf dem fernen Pluto.
    »Welten der Hoffnung«, hatte Bonforte sie genannt.
    Aber er war tot. Er war dahingegangen. Sie hatten ihm auf dem Höhepunkt seines Wirkens sein Lebensrecht genommen. Er war tot.
    Und Sie hatten es mir auferlegt, ihn neu zu erschaffen, ihn wieder lebendig zu machen.
    War ich dazu fähig? Konnte ich je an seine edle Größe heranreichen? Was würde er von mir verlangen? Was hätte Bonforte, wäre er an meiner Stelle, getan? Wieder und immer wieder hatte ich mich während des Wahlkampfes gefragt: »Was würde Bonforte tun?«
    Jemand bewegte sich hinter mir. Ich drehte mich um und sah Penny. Ich sah sie an und sagte: »Hat man Sie hergeschickt? Sind Sie hergekommen, um mich zu überreden?«
    »Nein.«
    Sie fügte nichts hinzu und schien keine Antwort von mir zu erwarten. Wir sahen uns auch nicht an. Das Schweigen dauerte fort. Schließlich sagte ich: »Penny, wenn ich versuche, es zu machen ... wollen Sie mir helfen?«
    Rasch wendete sie sich mir zu. »Ja! Ja, Chef! Ich werde Ihnen helfen!«
    »Dann will ich es versuchen«, sagte ich.
    Ich habe das alles vor fünfundzwanzig Jahren niedergeschrieben. Ich habe versucht, die Wahrheit zu sagen und mich selbst nicht zu schonen, denn außer mir und meinem Arzt Dr. Capek sollte niemand diese Aufzeichnungen zu Gesicht bekommen. Es ist seltsam, nach einem Vierteljahrhundert die törichten und gefühlvollen Worte jenes jungen Mannes wieder zu lesen. Ich erinnerte mich an ihn, aber ich habe Mühe, zu begreifen, daß ich jemals selbst dieser junge Mann war. Meine Frau Penelope behauptet, sich besser an ihn zu erinnern als ich und nie einen anderen geliebt zu haben. So verändert uns die Zeit.
    Ich merke, daß ich mich an Bonfortes jüngere Jahre besser erinnern kann als an mein wirkliches Leben - das jenes ziemlich pathetischen Lawrence Smith oder, wie er sich zu nennen liebte, des »Großen Lorenzo«. Ist das Geisteskrankheit? Bin ich etwa schizophren? Wenn ich das bin, ist es ein notwendiger Wahnsinn für die Rolle, die ich zu spielen hatte, denn um Bonforte wieder ins Leben zu rufen, mußte ich jenen kleinen Schauspieler vollständig unterdrücken.
    Wahnsinnig oder nicht ... ich bin mir bewußt, daß es ihn einmal gegeben hat und daß ich er war. Er hatte als Schauspieler nie wirklichen Erfolg. Sein Hinscheiden entsprach seinem Charakter. Ich habe irgendwo einen vergilbten Zeitungsausschnitt liegen, in dem
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