Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Doppelleben im Kosmos

Ein Doppelleben im Kosmos

Titel: Ein Doppelleben im Kosmos
Autoren: Robert A. Heinlein
Vom Netzwerk:
Stadtbewohner trabt sein ganzes Leben auf glattem, sicherem Boden umher, bei der normalen Erdschwerkraft, und wird über ein Zigarettenpapier stolpern. Nicht so ein Raumfahrer.
    »Verstehen Sie, was ich meine?« fragte ich und glitt auf meinen Stuhl zurück.
    »Ich fürchte«, entgegnete er mißmutig. »Bin ich wirklich so gegangen?«
    »Ja.«
    »Hm ... Vielleicht sollte ich bei Ihnen Unterricht nehmen.«
    »Sie könnten nichts Besseres tun«, gab ich zurück.
    Er saß da und betrachtete mich, dann setzte er zum Sprechen an, besann sich aber anders und winkte dem Barkeeper zu, unsere Gläser zu füllen. Als die Getränke kamen, bezahlte er sie, leerte sein Glas und erhob sich gleichzeitig mit einer geschmeidigen Bewegung von seinem Platz. »Warten Sie hier auf mich«, sagte er leise.
    Da ich einen von ihm bezahlten Drink vor mir stehen hatte, konnte ich mich nicht weigern. Ich wollte es auch gar nicht; er interessierte mich. Ich mochte ihn leiden, schon nach dieser kurzen Bekanntschaft von zehn Minuten. Er gehörte zu den häßlichen, aber stattlichen Burschen, denen Frauen nachlaufen und von denen Männer sich anstandslos Befehle erteilen lassen.
    Er bewegte sich geschickt durch den Raum und ging an einem Tisch in der Nähe der Tür vorbei, an dem vier Marsbewohner standen. Ich mochte Marsbewohner nicht. Mir gefiel es nicht, daß etwas, was wie ein von einem Tropenhelm gekrönter Baumstamm aussah, die Rechte eines Menschen beanspruchte. Ich mochte die Art nicht, wie sie Behelfsgliedmaßen entwickeln konnten. Das erinnerte mich an Schlangen, die aus ihren Löchern hervorkriechen. Mir gefiel es auch nicht, daß sie gleichzeitig nach allen Richtungen sehen konnten. Und ich konnte ihren Geruch nicht ertragen.
    Niemand konnte mir Rassenvorurteile vorwerfen. Es war mir einerlei, welche Farbe, Rasse oder Religion ein Mensch hatte. Aber Menschen waren Menschen, wohingegen Marsbewohner Dinger waren. Sie waren nach meiner Meinung nicht einmal Tiere.
    Ich würde lieber ein Warzenschwein in meiner Umgebung haben. Daß man ihnen den Zutritt zu Restaurants oder Bars erlaubte, die von Menschen besucht wurden, erschien mir beleidigend. Aber natürlich gab es den Staatsvertrag. Was konnte ich also tun?
    Diese vier waren noch nicht dagewesen, als ich hereingekommen war, sonst hätte ich ihren Geruch gespürt. Sie konnten aus demselben Grund vor wenigen Augenblicken auch noch nicht dagewesen sein, als ich zur Tür und zurückgegangen war. Jetzt aber waren sie da, standen auf ihren Piedestalen um einen Tisch.
    Der kostenlose Drink vor mir lockte mich nicht. Ich wartete nur auf die Rückkehr meines Gastgebers, um mich höflich entfernen zu können. Mir kam plötzlich zum Bewußtsein, daß er unmittelbar vor seinem hastigen Aufbruch einen Blick nach der Richtung geworfen hatte, und ich überlegte, ob wohl die Marsbewohner etwas damit zu tun hätten. Ich sah zu ihnen hinüber und versuchte festzustellen, ob sie unseren Tisch beobachteten, aber wie kann man erkennen, wohin ein Marsbewohner blickt oder was er denkt? Das war auch wieder etwas, was mir an ihnen nicht gefiel.
    Ich saß mehrere Minuten untätig da, schob mein Glas hin und her und fragte mich, wo mein Freund, der Raumfahrer, geblieben sein mochte. Ich hatte gehofft, seine Gastlichkeit werde sich vielleicht auf ein Mittagessen erweitern, und, wenn wir uns genügend sympathisch wären, hätte ich ihn sogar anpumpen können. Meine anderen Aussichten waren - das gebe ich zu - flau. Als ich versucht hatte, meinen Agenten anzurufen, war meine Bestellung nur auf Band aufgenommen worden, und wenn ich heute abend kein Geld in den Schlitz steckte, würde sich die Tür meines Zimmers nicht für mich öffnen. So groß war meine Pechsträhne, daß ich in einem Zimmer mit einem Schloß schlafen mußte, das sich nur öffnete, wenn ich eine Münze hineinsteckte.
    Mitten in meinen schwermütigen Überlegungen berührte ein Kellner meinen Ellbogen. »Ein Anruf für Sie, mein Herr!«
    »Wie bitte? Ach, bringen Sie den Apparat doch hierher an den Tisch.«
    »Bedaure, mein Herr, aber er ist nicht transportabel. Zelle zwölf in der Halle.«
    »Ich danke Ihnen«, erwiderte ich in möglichst herzlichem Ton, da ich kein Trinkgeld geben konnte. Ich machte beim Hinausgehen einen weiten Bogen um die Marsbewohner.
    Ich sah sogleich, warum man den Apparat nicht an den Tisch hatte bringen können. Nummer 12 war eine schalldichte Zelle, die auch gegen Blicke von außen völlig geschützt war. Der Kasten zeigte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher