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Ein Doppelleben im Kosmos

Ein Doppelleben im Kosmos

Titel: Ein Doppelleben im Kosmos
Autoren: Robert A. Heinlein
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schritt meines Wegs, wobei ich das milde Herbstwetter und die starken und verschiedenartigen Gerüche der Metropole genoß. Als ich ankam, vermied ich den Haupteingang und fuhr mit einem Aufzug vom Erdgeschoß zum einundzwanzigsten Stockwerk hinauf, da ich das unklare Gefühl hatte, daß ich meinem Publikum keine Gelegenheit geben dürfe, mich zu erkennen. Mein Freund, der Raumfahrer, ließ mich ein. »Sie haben lange gebraucht!« sagte er.
    »Wirklich?« erwiderte ich nur und sah mich um. Es war, wie ich erwartet hatte, ein teures Apartment, aber es war unaufgeräumt, und es standen mindestens ein Dutzend benutzte Gläser und ebenso viele Kaffeetassen hier und da herum. Es bedurfte keines besonderen Scharfsinns, um zu sehen, daß ich nur der letzte von vielen Besuchern war. Auf einer Couch lag ein Mann, der mich von der Seite ansah und den ich ebenfalls für einen Raumfahrer hielt. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu, aber es erfolgte keine Vorstellung.
    »Na, wenigstens sind Sie jetzt hier. Wir wollen gleich zum Geschäftlichen übergehen.«
    »Gewiß! Was mich daran erinnert«, fügte ich hinzu, »daß von einer. Extravergütung oder einem Handgeld die Rede war.«
    Er wendete sich zu dem Mann auf der Couch. »Jock, zahle es ihm aus.«
    »Wofür?«
    »Zahle es aus!«
    Ich wußte jetzt, wer hier der Chef war, obwohl, wie ich später erfahren sollte, gewöhnlich kaum ein Zweifel darüber bestand, wenn Dak Broadbent sich in einem Raum aufhielt. Der andere Mann erhob sich rasch, mich noch immer finster betrachtend, und zahlte mir einen Fünfziger und fünf Zehner aus. Ich steckte die Scheine nachlässig ein, ohne sie nachzuzählen, und sagte: »Ich stehe Ihnen zur Verfügung, meine Herren.«
    Der große Mann überlegte. »Zunächst müssen Sie feierlich schwören, daß Sie nicht einmal im Schlaf über diese Aufgabe sprechen werden.«
    »Wenn mein einfaches Wort nicht genügt, ist mein Eid dann besser?« Ich blickte auf den kleineren Mann, der sich wieder auf die Couch geworfen hatte. »Ich glaube, wir sind uns noch nicht begegnet. Ich bin Lorenzo.«
    Er sah mich an und blickte dann weg.
    Mein Bekannter aus der Bar sagte hastig: »Namen spielen hier keine Rolle.«
    »Nein? Ehe mein verehrter Vater starb, mußte ich ihm drei Dinge versprechen: erstens niemals Whisky mit irgend etwas anderem als Wasser zu mischen; zweitens anonyme Briefe stets unbeachtet zu lassen, und schließlich niemals mit einem Fremden zu sprechen, der sich weigert, seinen Namen zu nennen. Guten Tag, meine Herren.« Ich drehte mich zur Tür um.
    »Halt!«
    Ich blieb stehen.
    Er fuhr fort: »Sie haben durchaus recht. Mein Name ist ... «
    »Käptn!«
    »Laß doch, Jock. Ich bin Dak Broadbent; und der uns so finster anstarrt, ist Jacques Dubois. Wir sind beide Raumfahrer, Meisterpiloten jeder Klasse und Geschwindigkeit.«
    Ich verbeugte mich. »Lorenzo Smythe«, sagte ich bescheiden. »Jongleur und Artist. Mitglied des Lämmerklubs.« Ich nahm mir vor, meine rückständigen Beiträge zu bezahlen.
    »Gut so, Jock, versuche zur Abwechslung einmal zu lächeln. Lorenzo, Sie versprechen, unser Geschäft geheimzuhalten.«
    »Dies ist eine Diskussion unter Gentlemen.«
    »Einerlei, ob Sie die Aufgabe übernehmen oder nicht?«
    »Einerlei, ob wir zu einer Einigung kommen oder nicht. Ich bin ein Mensch, aber wenn nicht illegale Verhörmethoden angewendet werden, sind Ihre Geheimnisse bei mir sicher.«
    »Ich weiß genau, was Neodexokain dem Gehirn eines Menschen antun kann, Lorenzo. Wir erwarten nichts Unmögliches.«
    »Dak«, sagte Dubois eindringlich, »dies ist falsch. Wir sollten wenigstens ... «
    »Halt den Mund, Jock. Ich möchte hier keine Hypnotiseure einsetzen. Lorenzo, wir möchten, daß Sie als Double auftreten. Die Verkörperung einer anderen Persönlichkeit muß so vollendet sein, daß niemand - wirklich niemand - jemals etwas davon ahnen wird. Können Sie so eine Aufgabe übernehmen?«
    Ich überlegte. »Die erste Frage ist nicht, ob ich es kann, sondern ob ich es will. Was sind die Bedingungen?«
    »Über die Einzelheiten sprechen wir später. Es handelt sich um die übliche Aufgabe, als Double einer bekannten öffentlichen Persönlichkeit aufzutreten. In diesem Fall muß aber die Verkörperung so vollendet sein, daß Leute, die diesen Mann gut kennen und ihn aus der Nähe sehen, getäuscht werden. Es geht nicht darum, einfach von der Tribüne aus eine Parade abzunehmen oder Pfadfinderinnen Medaillen anzuheften.« Er sah mich scharf an. »Es
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