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Die heimliche Braut

Die heimliche Braut

Titel: Die heimliche Braut
Autoren: Margaret Moore
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1. KAPITEL
    G lencleith, Schottland, im Jahre 1240
    “Bitte, Riona! Sprich du mit ihm!”, flehte der achtzehnjährige Kenneth Mac Gordon, während er neben seiner älteren Cousine den kleinen Innenhof des Holzforts von Glencleith durchschritt. “Vielleicht hört er wenigstens auf dich! Ob Thane oder nicht – wir sind nun einmal arm! Er sollte nicht jedem hergelaufenen Habenichts, der vor dem Tor auftaucht, Essen und Obdach gewähren! Sonst bringt er uns alle noch an den Bettelstab!”
    “Aye”, stimmte Riona Mac Gordon zögernd zu, “aber es wird ihm das Herz brechen, in Zukunft niemanden mehr in seinem Festsaal zu bewirten.”
    Nachdrücklich hieb sich der rothaarige Kenneth die Faust in die Handfläche. “Vater darf sich nicht länger etwas vormachen. Wir sind arm und werden immer ärmer. Er kann nicht irgendwelche Fremden, denen er begegnet, auf ein Mahl und ein Nachtlager einladen!”
    Riona beschwichtigte ihn. “Ich werde ein Wörtchen mit ihm reden. Mal sehen, ob ich ihn zu der Einsicht bringen kann, dass wir vorsichtiger haushalten müssen.” Inzwischen waren sie am Tor angelangt. Ganz in der Nähe pickten und scharrten Hühner in der festgetrampelten Erde bei den Stallungen. Die Holzpalisaden, welche den äußeren Befestigungsring bildeten, kippten bereits an etlichen Stellen um, und das Tor selber hätte nicht einmal einem entschlossenen Kind standhalten können. “Vielleicht hat er ein offenes Ohr, wenn ich ihm sage, dass er dir nichts weiter hinterlassen wird als ein Fleckchen steinigen Grund und eine heruntergekommene Fluchtburg.”
    “Erzähl ihm lieber, dass auch für dich nicht die geringste Mitgift bleibt!”
    “An einer Mitgift liegt mir nichts”, betonte Riona. “Dein Vater hat schon genug geleistet, indem er mich als kleines Mädchen bei sich aufnahm und wie eine eigene Tochter behandelt hat. Im Übrigen bin ich inzwischen zu alt, um noch an eine Eheschließung zu denken. Die Blüte der Jugend habe ich längst hinter mir, und Freier, die mir als Gemahl zugesagt hätten, boten sich nicht an.”
    “Du bist nicht zu alt! Jenen Hagestolz aus Arlee focht dein Alter nicht an!”
    “Freilich, weil er an die fünfzig war – und so gut wie zahnlos obendrein! Wenn ich solche wie den zur Wahl habe, sterbe ich lieber mit Freuden als Jungfer.”
    “Nachdem du dich vom Krankenlager erhoben und davon überzeugt hast, dass alles in guten Händen ist, bevor du für immer die Augen schließt!”, bemerkte Kenneth.
    “Irgendjemand muss sich ja um dich und deinen Vater kümmern!”
    “Richtig, und um die restlichen Leute von Glencleith. Sag, wie viele Hütten hast du in den vergangenen zwei Wochen besucht? Wie viele Beschwerden hast du anhören und auf eigene Faust schlichten müssen, weil du Vater damit nicht behelligen wolltest?”
    Riona lächelte. “Das macht mir nichts aus. Und den Frauen ist es ohnehin lieber, wenn sie sich mit ihren Sorgen an mich wenden können.”
    “Gut und schön, doch hältst du Vater dadurch allen Verdruss vom Halse, obwohl ihm ein wenig Ärger recht gut tun würde. Vielleicht geht ihm ja endlich ein Licht auf, wenn wir ihm darlegen, dass mir kein Geld und dir keine Mitgift bleibt!”
    Mit einem Stoßseufzer lehnte Riona sich rücklings gegen die Palisadenwand. Die Hölzer ächzten dermaßen beängstigend, dass sie sich unverzüglich wieder aufrichtete. “Ach, hätte Onkel doch viel Geld und ein schönes Lehen, damit er nach seinem Gutdünken und ohne Sorgen leben könnte! Es wäre nur recht und billig, gibt es doch keinen gütigeren und großzügigeren Mann auf der Welt. Von seiner Gastfreundschaft könnten jene normannischen Lords sich wahrlich eine Scheibe abschneiden!”
    “Aye!” Kenneth wischte sich eine Locke seines Kraushaars aus der Stirn und trat nach einem Kieselstein. “Eines Tages, Riona, wird sich alles zum Besseren wenden. Ich verspreche es!”
    “Zumindest dürfen unsere Leute sich des Wissens erfreuen, dass du ihnen ein ebenso guter Clanführer sein wirst wie dein Vater – wenngleich auch ein wenig praktischer veranlagt.”
    Die Bemerkung zauberte ein Lächeln auf Kenneth’ sommersprossiges Gesicht, welches noch immer eher die Züge eines Jünglings als eines Mannes aufwies. “Hoffentlich! Ist der alte Mac Dougan wirklich so sterbenskrank, wie er zu sein vorgibt? Solange ich denken kann, liegt er auf Leben und Tod!”
    “Es ist nicht gut um ihn bestellt, so blass, wie er ist”, erwiderte Riona. “Ich habe versucht, ihn zum Verlassen
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