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Ein Doppelleben im Kosmos

Ein Doppelleben im Kosmos

Titel: Ein Doppelleben im Kosmos
Autoren: Robert A. Heinlein
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hatten ihn getötet, so sicher, als hätten sie ihm ein Messer zwischen die Rippen gestoßen. Trotz allem, was wir getan, trotz all der Gefahren, denen wir uns ausgesetzt hatten - schließlich hatten sie ihn doch gemordet. Auf gemeinste Weise.
    Ich fühlte mich innerlich ganz tot, ganz benommen von der Erschütterung. Ich hatte mich selbst sterben sehen. Ich begriff in jenem Augenblick, warum es so selten gelingt, von siamesischen Zwillingen einen zu retten. Ich war leer.
    Ich weiß nicht, wie lange ich dort draußen blieb. Plötzlich hörte ich Rogs Stimme hinter mir: »Chef!«
    Ich drehte mich um. »Rog«, sagte ich eindringlich, »nennen Sie mich bitte nicht so!«
    »Chef«, beharrte er, »Sie wissen, was Sie jetzt zu tun haben, nicht wahr?«
    Mir war schwindelig, und sein Gesicht verschwamm mir vor den Augen. Ich wußte nicht, wovon er redete, ich wollte nicht wissen, wovon er redete. »Was meinen Sie?«
    »Chef, ein Mann stirbt, aber die Vorstellung geht weiter. Jetzt können Sie uns nicht im Stich lassen.«
    Mir tat der Kopf weh, und meine Augen konnten sich nicht klar einstellen. Er schien auf mich zuzukommen und dann wieder zurückzuweichen, während seine Stimme weitersprach: »... hat ihm die Möglichkeit genommen, sein Werk zu beenden. Also müssen Sie es für ihn tun. Sie müssen ihn wieder lebendig machen!«
    Ich schüttelte den Kopf und versuchte mich zusammenzureißen. »Rog, Sie wissen nicht, was Sie sagen. Es ist unsinnig - lächerlich! Ich bin kein Staatsmann. Ich bin bloß ein einfacher Schauspieler. Ich schneide Grimassen und bringe die Leute zum Lachen. Nur dafür tauge ich.«
    Zu meinem eigenen Entsetzen hörte ich mich das mit Bonfortes Stimme sagen.
    Rog sah mich an. »Ich habe den Eindruck, daß Sie bisher alles sehr gut gemacht haben.«
    Ich bemühte mich, meine Stimme zu verändern, der Situation Herr zu werden. »Rog, Sie sind erschüttert. Wenn Sie sich beruhigt haben, werden Sie sehen, wie lächerlich dies ist. Sie haben recht: die Vorstellung geht weiter. Aber nicht auf diese Weise. Das Richtige, das einzige, was Sie tun können, ist, selbst vorzutreten. Die Wahl ist gewonnen. Sie haben Ihre Mehrheit bekommen, jetzt übernehmen Sie das Amt und führen das Programm durch.«
    Er sah mich an und schüttelte traurig den Kopf. »Das würde ich tun, wenn ich es könnte! Aber ich kann es nicht. Erinnern Sie sich an diese verwünschten Verwaltungskomitee-Sitzungen, Chef? Sie haben sie im Zaum gehalten. Die ganze Koalition ist durch die persönliche Kraft und Führung eines einzigen Mannes zusammengehalten worden. Wenn Sie jetzt nicht mitmachen, wird alles, wofür er gelebt hat und wofür er gestorben ist, auseinanderfallen.«
    Ich konnte darauf nichts entgegnen. Er mochte recht haben ... Ich hatte das Getriebe der Politik in den vergangenen sechs Wochen kennengelernt. Schließlich sagte ich: »Rog, selbst wenn das, was Sie sagen, zutrifft, ist die Lösung, die Sie vorschlagen, unmöglich. Wir haben es fertiggebracht, den Schein aufrechtzuerhalten - unter der Bedingung, daß ich nur bei bestimmten Gelegenheiten nach sorgfältiger Vorbereitung auftreten durfte ... und wir haben es nur mit knapper Mühe und Not erreicht, daß wir nicht entlarvt wurden. Aber es Woche für Woche weiterzuführen, Monat für Monat, ja sogar Jahr für Jahr, wenn ich Sie recht verstehe ... nein, das geht nicht. Es ist unmöglich. Das kann ich nicht.«
    »Sie können es!« Er beugte sich zu mir herüber und sagte eindringlich: »Wir haben alle darüber beraten, und wir kennen die Gefahren genausogut wie Sie. Aber Sie haben eine Möglichkeit, hineinzuwachsen. Zunächst vierzehn Tage im Weltraum, oder auch vier Wochen, wenn Sie es brauchen. Sie werden die ganze Zeit studieren, seine Tagebücher, seine Aufzeichnungen aus den Jugendjahren, seine Ausschnittmappen, und wir alle werden Ihnen helfen.«
    Ich antwortete nicht. »Sehen Sie, Chef«, fuhr er fort, »Sie haben gelernt, daß eine politische Persönlichkeit nicht ein einzelner Mann ist; es ist eine Gruppe, die durch gemeinsame Ziele und gemeinsame Anschauungen zusammengehalten wird. Wir haben den Führer unserer Gruppe verloren, und wir müssen einen anderen haben. Aber die Arbeitsgruppe ist noch da.« Capek kam leise herein. Ich wendete mich zu ihm. »Sind Sie auch dafür?«
    »Ja.«
    »Es ist Ihre Pflicht«, fügte Rog hinzu.
    Capek sagte langsam: »Soweit möchte ich nicht gehen, das zu behaupten. Aber ich hoffe, Sie werden es übernehmen. Zum Teufel, ich will nicht
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