Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bund der Drei

Der Bund der Drei

Titel: Der Bund der Drei
Autoren: Hans G Bentz
Vom Netzwerk:
Präludium

    Der Traum fließt von mir ab, wie die glitzernde Welle abfließt von einem Stein am Meer. Ich träumte, ich ging durch den Wald. Es war ein besonders schöner Wald, gemischt von gewaltigen Buchen, die wie Tempelsäulen auf stiegen, und ebenso gewaltigen Tannen, die ihre dunklen Hände tief niederhängen ließen auf das dicke Moos.
    Fern, über den Weg, fiel eine Sonnenbahn, und ein Eichelhäher schoß hindurch, bunt wie ein Tropfen, der im Sonnenlicht aufblitzt. Es war ganz still. Nur das hohe Summen der Insekten stand zwischen den Stämmen und machte die Stille noch tiefer. Es roch nach heißem Holz und Harz.
    Dann aber begann von irgendwo eine kleine Glocke zu läuten, hell und schnell, und die Stille verkroch sich vor ihr in den Boden, und der ganze Wald kam ins Wanken, legte sich um und verblaßte... Und da war mm ein alter Schrank mit dicken Engelsköpfen, auf denen ein Sonnenstrahl lag, und eine weiße Zimmerdecke, an der die Schatten der Blätter schwankten, und eine Jalousie. Und dann, auf einem Bettuch, dicht vor meinen Augen — eine Hand. Meine Hand. Und dann war ich da und nannte mich >Ich<. Und es war ein >Heute< aufgestiegen aus dem Traum, wie eine bunte Blase, die wachsen würde durch den Tag und die die Welt widerspiegeln würde, bis die Nacht kam und jener Schlaf, der die Blase mit dem >Ich< darin zerspringen ließ. Das dann wieder, auf der anderen Seite des Seins, zwischen bunten Träumen seine Wege gehen würde...
    Die Traumglocke draußen, das helle Glöckchen, das so hastig geläutet hatte, ist die Stimme meines Jüngsten, des Drahthaarfoxls Puck, genannt Weffi. Wie üblich stößt er ein eifriges, gellendes Weff-Weff vor sich her, während er, wie allmorgendlich, die Straße en tlangrast im Vollgenuß der eigenen Schnelligkeit. Eine etwas tiefere Stimme sekundiert ihm: Das ist der schwarze Peter, ein Pudelbastard, den wir vor Uneingeweihten schamhaft als Carryblue bezeichnen. Der Älteste, Cocki, der Springercocker, bellt nicht, wenn er herausgelassen wird, wenigstens nicht, solange sich kein Radfahrer sehen läßt. Dann allerdings um so mehr!
    Ich lächle vor mich hin. Die Jalousie wirft merkwürdige, leise schwankende Schatten an die Wand, so daß es aussieht, als läge ich tief unter Wasser. Draußen flötet eine Amsel in süßem Schmelz. Ich bin noch so traumverloren und warm, daß ich selbst zu faul bin, das Radio neben mir anzudrehen. Ich strecke mein Bein unter der Decke hervor und sehe es mir tiefsinnig an. Da steigt wieder die Welle hoch an dem Stein, um mich sind noch mal die Wirbel eines leichten Frühschlafes, dem ich mich hingebe wie einem Trunk Wein.
    Dann bin ich wieder wach und höre ein gleichmäßiges, schlappendes Geräusch. Ich weiß: Cocki ist von der Mor genjagd zurück und säuft unten im Garten aus dem Bassin, dessen Wasser sicher in der schrägen Morgensonne schwarz blinkt und in dem wahrscheinlich ein paar Magnolienblätter treiben vom Baum im Nachbargarten, der wie ein rosa-festliches Wunder ist. Ich sehe alles deutlich vor mir, während ich den Kaffeeduft schnuppere, der sich langsam durch das Haus verbreitet.
    Dann ein eifriges Getrappel die Treppe herauf, eine Tatze kratzt ungeduldig an meiner Tür. Jetzt wird sie von außen leise geöffnet, eine Frauenhand liegt auf der Klinke, und gleich darauf bricht die Meute in das Zimmer! Weffi und Peter fliegen, wie zwei Rennpferde Seite an Seite, auf mein Bett. Peter, der immer zum Frieren neigt, bohrt sich unter meine Decke, stemmt mit empörtem Grunzen mein Bein hoch, kringelt sich zusammen, niest einmal und beginnt dann eine intensive Wärme auszustrahlen. Weffi fällt mir um den Hals. Hurtig läuft seine kleine, knallrote Heiß-Zunge über Augen, Wangen und Brust, dann wirft er sich neben mich auf den Rücken, legt die Struppelschnauze auf das Kopfkissen, reckt die dicken Fellbeinchen in die Luft und will auf dem Bauch gekratzt sein.
    Cocki, der Muskelprotz, wuchtet heran: goldengroße, traurige Augen zwischen dem langen und schweren Gehänge der Ohren. Die dicke Tatze, mit den langen seidigen >Federn< daran, kratzt meine Brust. »Wuff !« sagt er einmal mit tiefer Stimme. »Aufstehen!« Dann dreht er mir den Rücken und schmeißt sich dröhnend in einen schmalen Sonnenstreifen, die Hinterbeine wie ein toter Frosch flach ausstreckend, den Kopf seitwärts neben die Tatzen legend. Kurz darauf beginnt er rasselnd zu schnarchen. Draußen setzen die Glocken ein (und diesesmal sind es wirklich die Kirchenglocken),
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher