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Ein Doppelleben im Kosmos

Ein Doppelleben im Kosmos

Titel: Ein Doppelleben im Kosmos
Autoren: Robert A. Heinlein
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... oh, an unzähligen Orten!«
    »Sie denken wohl, wir haben es nicht gründlich gemacht? Chef, ich wußte, daß dies eines Tages geschehen könnte. Als Dak den Befehl gab, den >Fastnachtsplan< vorzubereiten, haben wir alle nötigen Vorkehrungen getroffen. Überall. Aber ich habe es nicht für erforderlich gehalten, Bill davon zu verständigen.« Er sog an seiner erloschenen Zigarre, nahm sie aus dem Munde und betrachtete sie. »Armer Bill!«
    Penny seufzte leise und wurde wieder ohnmächtig.

Kapitel 9
     
     
    Irgendwie ging die Zeit herum bis zum letzten Tag vor der Wahl. Wir hörten von Bill nichts mehr. Die Passagierlisten zeigten, daß er zwei Tage nach seiner Niederlage zur Erde geflogen war. Falls irgendein Nachrichtendienst irgendeine Meldung brachte, so hörte ich doch nichts davon, und Quirogas Reden brachten auch keine Anspielung darauf.
    Bonforte erholte sich weiter, so daß man mit Sicherheit annehmen konnte, daß er nach der Wahl seine Pflichten aufnehmen würde. Seine Lähmung dauerte zum Teil noch an, aber wir konnten auch das vertuschen: gleich nach der Wahl würde er in Urlaub gehen, wie es fast jeder Politiker zu tun pflegt. Den Urlaub würde er in der »Tom Paine« verbringen, geschützt vor allem. Während der Fahrt würde man mich auf die Erde zurückschmuggeln und dann bekanntgeben, daß der Chef einen leichten Schlaganfall gehabt habe, infolge der Anstrengungen des Wahlkampfes. Rog würde einige Fingerabdrücke neu ordnen müssen, aber damit konnte er gut ein oder zwei Jahre warten.
    Am Wahltage war ich so glücklich wie ein junger Hund im Schuhschrank. Die Doublerolle war ausgespielt, obwohl ich noch einmal kurz auftreten mußte.
    Ich hatte schon zwei Fünfminutenreden für das allgemeine Radionetz vorbereitet, von denen die eine den großartigen Sieg verkündete, die andere aber bescheiden die Niederlage eingestand. Meine Arbeit war beendet. Als die letzte dieser Reden aufgenommen war, nahm ich Penny in die Arme und küßte sie. Sie schien gar nichts dagegen zu haben.
    Und dann kam noch ein kurzes Auftreten: Bonforte wünschte mich zu sehen, als sein Double, ehe ich die Rolle aufgab. Das machte mir nichts aus. Da jetzt die Anspannung vorbei war, störte es mich nicht, ihn zu sehen. Ihm zu seiner Unterhaltung etwas vorzuspielen, wäre wie eine Komödie, abgesehen davon, daß ich im Ernst spielen würde. Doch was sage ich da? Der Ernst ist das Wesen der Komödie.
    Die ganze Sippschaft würde sich im oberen Wohnraum versammeln, weil Bonforte seit einigen Wochen den Himmel nicht gesehen hatte und danach verlangte ... und dort würden wir die Meldungen hören und entweder auf den Sieg trinken oder unseren Kummer ertränken und schwören, es das nächstemal besser zu machen. Für den letzten Teil konnte man mich streichen, denn ich hatte meinen ersten und letzten Wahlkampf hinter mir und wollte nichts mehr von Politik wissen. Ich wußte nicht einmal genau, ob ich überhaupt wieder Theater spielen würde. Wenn man über sechs Wochen lang jede Minute spielt, so entspricht das etwa fünfhundert gewöhnlichen Vorstellungen. Das ist eine lange Spieldauer.
    Man brachte ihn in einem Rollstuhl im Lift nach oben. Ich hielt mich abseits, so daß sie ihn auf eine Couch legen konnten, bevor ich eintrat. Ein Mann kann verlangen, daß seine Schwächen nicht vor Fremden zur Schau gestellt werden. Außerdem wollte ich meinen Auftritt haben.
    Ich fiel fast aus der Rolle. Er sah aus wie mein Vater. Oh, es war natürlich nur eine »Familienähnlichkeit«. Er und ich sahen uns viel ähnlicher, als einer von uns meinem Vater ähnlich war. Aber die Ähnlichkeit war vorhanden, und das Alter war richtig, denn er sah alt aus. Ich hatte nicht geahnt, wie sehr er gealtert war, er war hager, und sein Haar war weiß.
    Ich nahm mir im Geist sofort vor, ihnen während des kommenden Urlaubs im Weltraum dabei zu helfen, die Wandlung, die Rückführung vorzubereiten. Zweifellos konnte Capek dafür sorgen, daß Bonforte an Gewicht zunahm. Wenn nicht, gab es Möglichkeiten, einen Mann beleibter erscheinen zu lassen, ohne ihn offenbar auszustopfen. Ich würde ihm selbst das Haar färben. Die verspätete Ankündigung des Schlaganfalls, den er gehabt hatte, würde die unvermeidlichen Abweichungen erklären. Schließlich hatte er sich wirklich im Laufe weniger Wochen so verändert. Diese Tatsache durfte nur nicht die Aufmerksamkeit auf das Double lenken.
    Aber an dergleichen praktischen Einzelheiten dachte ich nur ganz automatisch in
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