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Blitz sucht seinen Vater

Blitz sucht seinen Vater

Titel: Blitz sucht seinen Vater
Autoren: Walter Farley
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Fluch aus der Ferne

    Am Sonnabend, dem 15. Juli, quollen die Tribünen der Aquaeduct-Rennbahn in Brooklyn von Zuschauern über. Weitere Tausende drängten sich auf dem frischen grünen Rasen des Innenfeldes der Bahn. Man schätzte die Zahl der Besucher auf über einhunderttausend; jedenfalls waren es mehr, als jemals bisher einem Rennen auf dieser Bahn beigewohnt hatten. Millionen anderer sahen das Ereignis auf dem Bildschirm, denn die Fernsehsender aller pferdebegeisterten Länder hatten sich einer Ringsendung angeschlossen. Noch niemals hatten so viele Augen mit brennendem Interesse den Verlauf eines Rennens verfolgt... Doch ein Augenpaar in einem sehr weit entfernten Land sprühte vor Wut und Rachedurst, als diese sonst so klaren Augen Blitz, den schwarzen Hengst, auf dem Bildschirm erblickten, und der Mund, der zu diesen Augen gehörte, schwur ihm Tod und Verderben.

    »Meine Rache wird dich einholen und dich vernichten! Bei Allah und Mohammed, seinem großen Propheten!«

    Die Augen folgten Alec Ramsay und seinem riesigen Hengst, als sie zum Start galoppierten; die beiden anderen in das Rennen gehenden Pferde wurden von den Augen nicht beachtet. Sie flammten wild auf, als der Hengst aus dem Startgatter schoß, mit seinem tief auf den Rücken geduckten jungen Reiter, dessen Kinn fast die schwarze Mähne berührte.

    »Du sollst sterben für das Leid, das du mir angetan hast.«

    Herzzerreißende Verzweiflung und Seelennot verdrängten den Ausdruck der Wut in den Augen, als Alec mit dem Hengst an den Tribünen vorüberflog.

    »Ich verfluche deine Kraft und deine Schnelligkeit... Ich werde dich fangen und töten...«

    Blitz galoppierte in die erste scharfe Kurve, und Alec verkürzte die Zügel. Der Hengst schüttelte unwillig den Kopf; in dem Bestreben, die Zügel freizubekommen, geriet er an die Außenseite der Bahn.
    Böse leuchteten die ihn beobachtenden Augen auf, als sie auf dem Bildschirm sahen, daß der Hengst dicht daran war zu stürzen. Doch es gelang Alec, die schwarzen Beine vom Straucheln zu bewahren. Blitz lief weiter.

    »Den Tod für dich, weil du getötet hast!«

    Der schwarze Hengst galoppierte jetzt mit aller Kraft, Alec duckte sich eng an seinen breiten Rücken. Immer schneller und schneller wurde Blitz, bis es schien, als ob das Sausen der vorbeifliegenden Luft zu hören wäre. Deutlicher und größer wurde seine schwarze Silhouette, als er um den letzten Bogen flog und den beiden an der Spitze galoppierenden Pferden näher und näher rückte. Kurz vor dem Zielband holte er sie ein, und die drei weit vorgestreckten Köpfe glitten für eine Sekunde in einer Reihe dahin. Ein gellender Aufschrei der Zuschauermenge erschütterte die Luft, als Blitz mit unwahrscheinlichem Tempo vorschoß und in Führung ging. Er hatte das große Brooklyn-Handicap gewonnen!
    Die Augen vor dem fernen Bildschirm glühten in wildem Haß, als sie sahen, wie sich Alec Ramsay im Sattel aufrichtete. Das Bild auf dem Schirm zitterte.

    »Den Tod für dich, weil du mein ganzes Lehen vergiftet hast. Den Tod, bevor der Mond zum zweitenmal voll wird!«

    Am Nachmittag des dem großen Rennen folgenden Sonntags lag der Teil der Bahn, in dem sich die Ställe befanden, still und ausgestorben da. Ein einzelner Besucher ging langsam in der dunstigen Hitze des Hochsommertags die über und über mit Hufspuren bedeckten Sandwege entlang, bis er zu einem schwarz und weiß gestrichenen Stallgebäude gelangte. Doch der Ausdruck von Neugier schwand aus seinem Gesicht, als er sah, daß die Boxen leer waren. Er biß sich enttäuscht auf seine wulstige Lippe. Plötzlich hörte er ein Pferd laut wiehern. Er trat zu einem Fenster und blickte hinaus. Blitz graste, gehalten von einer langen Leine, unter einem hinter dem Stall stehenden, Schatten spendenden Baum. Das andere Ende der Leine hielt Alec Ramsay, der sich behaglich ins Gras gesetzt hatte und an einem Grashalm kaute. Henry Dailey, sein alter Freund und Trainer, saß auf einem Liegestuhl daneben. Beide sprachen miteinander, als sie plötzlich unterbrochen wurden.
    »Ach, Verzeihung...« sagte der Besucher.
    Alec und Henry fuhren herum.
    »Sie kommen auf sehr leisen Sohlen«, erwiderte der Trainer und schob seinen Hut hoch, um den Mann besser sehen zu können.
    »Ich hatte nicht die Absicht, Sie zu erschrecken«, entschuldigte sich der Fremde.
    »Ist unwichtig.« Henry grinste. »Wir erschrecken leicht, Alec und ich. Hauptsache, daß er nicht erschrickt.« Dabei wies er auf Blitz, der mit
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