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Ein Doppelleben im Kosmos

Ein Doppelleben im Kosmos

Titel: Ein Doppelleben im Kosmos
Autoren: Robert A. Heinlein
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Hochbetrieb. Ein Fernsehapparat, der eigens für diesen Zweck dort aufgestellt worden war, lärmte mit voller Kraft, der Boden war mit Zetteln übersät, und alle tranken oder rauchten oder taten beides. Jimmie Washington hielt ein Glas in der Hand, während er die Meldungen anhörte.
    Ich machte mit Rog die Runde, dankte Jimmie herzlich und entschuldigte mich, weil ich mich müde fühlte. »Ich gehe nach oben und strecke meine Knochen aus, Jimmie. Entschuldigen Sie mich bei allen, ja?«
    »Jawohl, Chef. Sie müssen acht auf sich geben, Herr Ministerpräsident!«
    Ich ging wieder nach oben, während Rog sich in die öffentlichen Tunnel begab.
    Penny legte den Finger an die Lippen, als ich das obere Wohnzimmer betrat. Bonforte schien eingeschlafen zu sein, und man hatte den Apparat leiser gestellt. Dak saß noch immer unmittelbar davor und füllte Rogs Blatt mit Zahlen. Capek hatte sich nicht gerührt. Er nickte und trank mir zu.
    Ich ließ mir von Penny einen Whisky mit Wasser mischen, dann trat ich auf den Balkon. Es war Nacht, und die Erde war fast voll und blinkte in einem Gewirr von Sternen. Ich suchte Nordamerika, bemühte mich, den kleinen Ort zu finden, den ich erst vor wenigen Wochen verlassen hatte, und versuchte meine Gefühle zu beherrschen.
    Nach einer Weile ging ich ins Zimmer zurück. Die Nacht auf dem Mond ist ziemlich überwältigend. Rog kehrte kurz darauf zurück und setzte sich, ohne zu sprechen, von neuem an seine Blätter. Ich bemerkte, daß Bonforte wieder wach war.
    Jetzt kamen die kritischen Meldungen, und alle verhielten sich ruhig, damit Rog mit seinem Bleistift und Dak mit seinem Rechenschieber nicht gestört würden. Endlich schob Rog seinen Stuhl zurück. »Das wäre es, Chef«, sagte er, ohne aufzublicken. »Wir haben es geschafft. Mehrheit bestimmt nicht weniger als sieben Sitze, wahrscheinlich neunzehn, vielleicht sogar über dreißig.«
    Nach einer Pause sagte Bonforte leise: »wissen Sie das bestimmt?«
    »Positiv. Penny, stellen Sie eine andere Welle ein, und sehen Sie zu, was wir bekommen.«
    Ich ging zu Bonforte hin und setzte mich neben ihn. Ich konnte nicht sprechen. Er griff nach meiner Hand und streichelte sie väterlich, und wir beobachteten beide den Apparat. Die erste Station, die Penny bekam, sagte: »... Kein Zweifel mehr ... acht von den Robotgehirnen sagen ja. Curiac sagt vielleicht. Die Expansionspartei hat einen entscheidenden Sieg ... « Sie stellte einen anderen Sender ein.
    »... bestätigt seinen momentanen Posten auf weitere fünf Jahre. Herr Quiroga ist nicht zu erreichen, aber sein Manager in New York gibt zu, daß die jetzige Entwicklung nicht zu ... «
    Rog stand auf und ging ans Visiphon. Penny stellte die Nachrichten so leise, daß man nichts mehr hören konnte. Man sah nur noch die Mundstellungen des Sprechers. Er sagte einfach in anderen Worten, was wir schon wußten.
    Rog kam zurück. Penny stellte den Apparat wieder lauter. Der Sprecher redete noch einen Augenblick weiter, dann hielt er inne, las einen Zettel, der ihm übergeben worden war, und wendete sich wieder mit einem breiten Lachen an die Zuhörer: »Freunde und Mitbürger, ich bringe Ihnen jetzt eine Erklärung des Ministerpräsidenten!«
    Das Bild ging in meine Siegesrede über.
    Ich saß da und schwelgte im Genuß dieser Rede, und meine Gefühle waren so gemischt wie möglich, aber alle wunderbar. Ich hatte mit dieser Rede gute Arbeit geleistet, und ich wußte es. Ich sah müde aus, mit Schweiß auf der Stirn und mit einem stillen Triumph. Es klang großartig.
    Ich war gerade bis zu der Stelle gekommen: »... Laßt uns gemeinsam vorwärtsgehen, mit Freiheit für alle ...«, als ich hinter mir ein Geräusch hörte. »Herr Bonforte!« sagte ich. »Doktor! Doktor! Kommen Sie schnell!«
    Bonforte winkte mit seiner rechten Hand und versuchte sehr dringend, mir etwas zu sagen. Aber es war vergeblich. Sein armer Mund ließ ihn im Stich, und sein gewaltiger, unzähmbarer Wille konnte das schwache Fleisch nicht zum Gehorsam bringen. Ich nahm ihn in meine Arme. Dann kam schnell das Ende ...
    Dak und Capek trugen seine Leiche zurück in den Fahrstuhl. Ich konnte ihnen nicht helfen. Rog trat zu mir und schlug mir auf die Schulter, dann entfernte er sich. Penny war den anderen nach unten gefolgt. Jetzt ging ich wieder auf den Balkon. Ich brauchte »frische Luft«, obwohl dort die gleiche, durch Pumpen zugeführte Luft war wie im Wohnzimmer. Aber sie wirkte frischer.
    Sie hatten ihn getötet. Seine Feinde
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