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Ein Doppelleben im Kosmos

Ein Doppelleben im Kosmos

Titel: Ein Doppelleben im Kosmos
Autoren: Robert A. Heinlein
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alle Teile der Erde und trat sowohl in Filmen als auch persönlich vor riesigen Menschenmengen auf. Aber das beunruhigte Rog Clifton nicht. Er zuckte die Schultern und sagte: »Laßt ihn! Durch persönliches Erscheinen in politischen Versammlungen sind keine neuen Stimmen zu gewinnen. Es macht den Sprecher nur müde. Solche Versammlungen besuchen nur treue Anhänger.«
    Ich konnte nur hoffen, daß er wußte, wovon er sprach. Der Wahlkampf war kurz, er dauerte nur sechs Wochen von Quirogas Rücktritt bis zu dem Tage, den er vor dem Rücktritt für die Neuwahl festgesetzt hatte, und ich sprach fast jeden Tag, entweder über das große Radionetz, wo die Zeit genau mit der Menschheitspartei geteilt war, oder meine Reden wurden auf Tonband aufgenommen, um später vor bestimmten Zuhörern abgespielt zu werden. Wir verfuhren dabei auf ganz bestimmte Art. Mir wurde ein Entwurf vorgelegt, der vielleicht von Bill stammte, obwohl ich diesen niemals sah, und dann überarbeitete ich die Rede. Rog nahm die neue Fassung mit. Gewöhnlich brachte er sie mir unbeanstandet zurück, aber zuweilen waren darin Verbesserungen vorgenommen in Bonfortes Handschrift, die jetzt so zerflatterte, daß man sie fast nicht lesen konnte.
    Nach einiger Zeit gab es weniger Verbesserungen. Ich bekam allmählich Übung.
    Ich hatte ihn noch immer nicht gesehen. Ich hatte das Gefühl, daß ich nicht mehr »er« sein könnte, wenn ich ihn auf dem Krankenbett sähe. Aber ich war nicht der einzige aus seiner nächsten Umgebung, der ihn nicht sah. Capek hatte Penny hinausgewiesen, zu ihrem eigenen Besten. Ich wußte es damals nicht. Ich merkte nur, daß Penny nach unserer Ankunft in NeuBatavia reizbar, zerstreut und launisch geworden war. Sie hatte Ringe um die Augen wie ein Waschbär, aber ich schrieb es den Anstrengungen des Wahlkampfes und der Sorge um Bonfortes Gesundheit zu. Ich hatte nur zum Teil recht damit. Capek bemerkte es ebenfalls und griff ein; er versetzte sie in leichte Hypnose und stellte Fragen an sie ... und dann verbot er ihr ganz einfach, Bonforte wiederzusehen, bis ich ausgeschaltet und weggebracht worden wäre.
    Das arme Mädchen verlor fast den Verstand, wenn sie das Krankenzimmer des Mannes besuchte, den sie hoffnungslos liebte, und danach eng mit einem Mann zusammenarbeitete, der genau wie jener aussah und redete, aber bei bester Gesundheit war. Sie begann mich wahrscheinlich zu hassen.
    Der gute alte Dr. Capek drang zur Wurzel ihrer Nöte vor, gab ihr hilfreiche und besänftigende posthypnotische Suggestionen und ließ sie von da an nicht mehr in das Krankenzimmer hinein. Natürlich wurde mir damals nichts davon erzählt, es ging mich ja nichts an. Aber Penny erholte sich wieder und war bald ganz so wie immer: liebenswert und unglaublich tatkräftig.
    Für mich machte das viel aus. Ich will es offen zugeben: Zweimal mindestens hätte ich dies ganze Rennen aufgegeben, wenn nicht Penny gewesen wäre.
    Eine Art von Versammlungen mußte ich besuchen, nämlich die des Wahl-Exekutiv-Komitees. Da die Expansionistische Partei eine Minderheitspartei und nur der größte Teil einer Koalition von mehreren Parteien war, die durch die Führung und Persönlichkeit John Joseph Bonfortes zusammengehalten wurde, mußte ich für ihn eintreten und besänftigenden Sirup auf diese Primadonnen träufeln. Dafür wurde ich mit mühevoller Sorgfalt geschult, und Rog saß neben mir und konnte die richtige Richtung angeben, wenn ich zögerte. Aber ich konnte für mein Amt keinem anderen eine Vollmacht geben.
    Weniger als vierzehn Tage vor der Wahl mußten wir eine Versammlung besuchen, in der die sicheren Bezirke ausgewählt werden sollten. Die Organisation hatte immer dreißig bis vierzig Bezirke, die benutzt werden konnten, um die Wahl eines bestimmten Kandidaten für den Ministerposten zu sichern oder um einen politischen Sekretär zu liefern oder zu anderen parteilichen Zwecken. Bonforte selbst vertrat so einen »sicheren« Bezirk. Es enthob ihn der Notwendigkeit, in seinem Bezirk einen Wahlkampf zu führen. Clifton hatte einen anderen »sicheren« Bezirk. Dak hätte auch einen gehabt, wenn es nötig gewesen wäre, aber er hatte ja die Unterstützung seiner Zunftbrüder.
    Einige der Posten waren immer solchen Parteimitgliedern vorbehalten, die bereit waren, im gegebenen Augenblick zurückzutreten und dadurch der Partei die Möglichkeit zu geben, in einer Nachwahl einen Posten zu besetzen, wenn sie einen bestimmten Mann ins Kabinett oder auf eine ähnliche
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