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Ein Dämon auf Achse

Ein Dämon auf Achse

Titel: Ein Dämon auf Achse
Autoren: Robert Asprin
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in ungefähr zwanzig Reihen an die Wände gepresst oder drängelt sich auf den Balkonen, so dass der mittlere Teil des Raums offen bleibt für jene, die mit der Königin zu sprechen wünschen. Da wir die Menschenschlange sehen, die noch weit über die Tür hinaus nach draußen führt, bleibt uns nichts anderes übrig, als uns zu den Zuschauern zu gesellen, was zwar einerseits unsere Anwesenheit in gewissem Umfang verbirgt, gleichzeitig aber auch unsere Chancen auf einen schnellen Rückzug nach getaner Arbeit erheblich reduziert.
    »Da ist Massha«, sage ich, obwohl das eigentlich nicht nötig ist, denn sie steht in der Schlange, die von der Königin empfangen werden will, und in dieser Gesellschaft ist sie wirklich mehr als auffällig.
    »Kannst du die anderen sehen?«
    Nunzio schüttelt einfach nur den Kopf und behält das Publikum zu unserer Rechten im Auge, so dass ich damit anfange, das gleiche mit der Menge zu unserer Linken zu tun.
    Mir fällt ein, dass es natürlich unwahrscheinlich sein wird, dass ich Tanda entdecke, denn mit ihrem Tarnspiegel kann sie sich jedes beliebige Aussehen zulegen. Weil ich aber weiß, dass sie mehr als nur ein wenig eitel ist, vermute ich, dass sie sich selbst getarnt noch als attraktive Frau ausgeben wird.
    Chumly dagegen ist eine völlig andere Sache. Da brauche ich nur nach einer gewaltigen Gestalt Ausschau zu halten, die in irgend etwas gekleidet ist, was ihr Gesicht verbirgt, und...
    Nunzio knufft mich kurz in die Rippen, um meine Aufmerksamkeit zu erregen, dann ruckt er mit dem Kopf in Richtung Saaldecke. Ich brauche eine Minute, bis ich begriffen habe, was er mir zu zeigen versucht, aber dann bemerke ich eine Bewegung im Schatten der Deckenbalken und sehe sie. Es ist Tanda, und sie liegt flach auf einem der schweren Balken, bewegt sich Millimeter um Millimeter auf den Thron zu. Erst habe ich die Befürchtung, dass sie herunterfallen könnte, aber dann wird mir klar dass sie...
    »Hör auf, sie anzustarren«, zischt Nunzio. »Willst du vielleicht, dass die Wachen sie bemerken?«
    Ich stelle fest, dass ich sie angegafft habe wie ein Tourist, und wenn ich das fortsetzen sollte, werden auch andere Leute, beispielsweise die Wachen, sich fragen, was ich da bloß anstarre, und werden selbst mit ihren Blicken die Balken absuchen.
    »Was sollen wir jetzt tun?« flüstere ich zurück und reiße den Blick von Tanda.
    »Zuschlagen«, sagt Nunzio, »und zwar schnell, wenn wir den Treffer noch vor ihr landen wollen. Aber in dieser Menge ... ich sag dir was. Du versuchst dort links vorzudringen, und ich versuche es auf dieser Seite.«
    »Kapiert!« sage ich und platziere meinen Ellenbogen sanft in der Niere des Burschen, der vor mir steht, womit ich mir einen Gang zur gegenüberliegenden Seite des Thronsaals erschließe.
    Doch es ist leichter gesagt als getan, sich dichter an den Thron heranzubewegen. Zuerst mache ich mir Sorgen, dass ich zu schnell werden könnte, weil es den Wachen sicherlich auffallen dürfte, wenn jemand sich allzu eifrig in der Nähe der Königin drängelt. Aber nach einigen Minuten mache ich mir schon größere Sorgen darüber, überhaupt von der Stelle zu kommen.
    Je mehr ich mich dem vorderen Teil des Saals nähere, um so entschlossener scheinen die Leute zu sein, ihren Platz nicht aufzugeben. Als ich die halbe Strecke bis zum Thron endlich zurückgelegt habe, packt mich langsam die Verzweiflung darüber, wie lange das doch dauert, und ich sehe mich nach Nunzio um. Es stellt sich heraus, dass er noch größere Schwierigkeiten hat als ich. Er ist gerade einmal sechs Schritte vorangekommen und ist nun in einer Schar alter Damen eingekeilt. Die sind nicht bereit, auch nur einen Millimeter ihres Territoriums preiszugeben, und es sieht ganz danach aus, dass er es überhaupt nicht mehr bis zur Front schaffen wird, es sei denn, er schlägt die Leute kurz und klein.
    So ist er aus dem Wettbewerb ausgeschieden, und ich muss nur noch schneller als die anderen sein ... was mir durchaus passt. Ich verdopple meine Anstrengungen und werfe einen verstohlenen Blick nach oben, um zu sehen, wie weit Tanda inzwischen gekommen ist, kann sie aber nicht mehr erkennen.
    In diesem Augenblick lässt jemand ein Getöse von Blechhörnern ertönen, und die Königin erscheint.
    Für einen Moment bin ich so perplex, dass ich mich nicht weiter nach vorne drängen kann ... ja, ich verliere sogar wieder zwei Schritte.
    Ihr müsst nämlich wissen, dass ich Königin Schierlingsfleck ungefähr zur
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