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074 - Die mordenden Leichen

074 - Die mordenden Leichen

Titel: 074 - Die mordenden Leichen
Autoren: John E. Muller
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    DER VAMPIRISMUS
    Seine geschichtliche Entwicklung (1. Teil)
     
    Der Vampir-Gestalt liegen Geschehnisse zugrunde, die sich vor Zeiten in den Balkanländern ereignet haben. Die Bezeichnung „Vampir“ wird oft für die verschiedensten Sorten von Unholden verwendet, aber eigentlich darf man damit nur diejenige Klasse von Nachzehrern bzw. Wiedergängern bezeichnen, von denen ausdrücklich gesagt wird, daß sie unversehrt und unverwest aus dem Grabe erscheinen und den Lebenden das Blut aussaugen.
    Seit dem Jahre 1720 verbreitete sich in Ungarn, in Serbien und der Walachei das Gerede von Vampir-Gespenstern. „Welche entsetzliches Unheil anrichteten, sich immer mehr und mehr verbreiteten und die dortigen Bewohner in Furcht und Verzweiflung stürzten, weil niemand mehr vor denselben seines Lebens sicher sei.“ Der erste Fall von krassem Vampirismus trug sich im Jahre 1725 in Kisolova in Südungarn zu. Der Bericht an die Kaiserliche Administration in Belgrad wurde von Wien aus durch Zeitungen und Flugblätter verbreitet und gab der aufgebrachten Öffentlichkeit zum erstenmal Nachricht von diesen gräßlichen Ungeheuern. Seitdem rissen die Meldungen von entsetzlichen Begebenheiten dieser Art nicht mehr ab.
    Die Leser verschlangen damals die Nachrichten über diese geheimnisvollen Vorgänge. „Die Vampirangst“ – so wurde weiter berichtet – „ergriff damals ganze Ortschaften und Länderstrecken. Viele Gräber wurden geöffnet, um das Vorhandensein von Vampiren festzustellen. Besondere Kommissionen, mit medizinisch gebildeten Mitgliedern, wurden zur Untersuchung und Bekämpfung des furchtbaren Volkswahns eingesetzt.“ Aber alle Bemühungen hatten keinen Erfolg.
    Der Inhalt dieses ersten Berichtes über einen Vampirfall wurde am 21. Juli 1725 in der Wochenzeitung „Wiener Diarium“ abgedruckt. Er ist in deutscher Sprache abgefaßt und verwendet zum erstenmal im deutschen Sprachraum die Bezeichnung „Vampir“, damals noch „Vampyr“ geschrieben. „In dem Dorfe Kisolova verstarb der Unterthan Peter Plogojowitz und wurde nach einigen Tagen christlich zur Erde bestattet. Nachdem er ein paar Tage beerdigt war, wurden auf einmal mehrere Personen im Dorfe plötzlich krank, und innerhalb acht Tagen starben neun Personen, alte und junge, nach einem kurzen Krankenlager von einem, oder längstens zwei Tagen. Alle diese Personen betheuerten auf ihrem Sterbebette, daß gedachter Peter Plogojowitz die alleinige Ursache ihres Todes sey, weil er des Nachts im Schlafe als Vampyr zu ihnen gekommen, sich auf sie geleget, ihren Hals gewürget, und ihnen Blut ausgesogen habe. Um dem allgemeinen Unglück im Dorf ein Ende zu machen, entschloß man sich endlich, das Grab zu öffnen, da denn alle Umstehenden zum größten Erstaunen gewahr wurden, daß der Körper dieses Verstorbenen, ob er gleich schon bei drei Wochen im Grabe gelegen, nicht den allergeringsten
    Todlengeruch von sich gab; er war auch, außer der Nase, die etwas eingefallen zu seyn schien, noch ganz frisch und unver-weset. Die Haare, der Bart und die Nägel waren ordentlich gewachsen; die alte Haut hatte sich wie abgeschälet, und eine frische darunter hervor gethan. Das Gesicht, die Hände und Füße, so wie der ganze Leib, waren in einem solchen vollkommenen Zustande, als sie bei Lebzeiten nur immer seyn können. In seinem Munde bemerkte man etwas frisches und gesundes Blut, von welchem ein jeder der Umstehenden behauptete, daß es Peter Plogojowitz aus dem Körper des Unglücklichen, den er zuletzt zu todte gebracht, gesogen hätte. Man nahm hierauf den Körper aus dem Grabe heraus, spitzte einen Pfahl, und durchschlug damit das Herz dieses Vampyrs, da denn wiederum ganz frisches Blut häufig durch Mund und Ohren geflossen kam. Als der Pfahl eine Zeit lang durch das Herz des Vampyrsgetrieben war, so verbrannte man den Leichnam, und verwandelte ihn, also durchschlagen, zu Staub und Asche.“
    Der Vampir-Fall, der sich im Winter 1731/32 zu Medwegya in Serbien ereignete, erregte noch größeres Aufsehen. Hohe Behörden interessierten sich dafür und schickten nach einer erfolglosen Untersuchung weitere Feldscherer und Offiziere an den Tatort, um eine neue „Chyrurgische Visitation“ vornehmen zu lassen. Der handschriftliche Bericht befindet sich in Wien und trägt den ausführlichen Titel „Visum et Repertum-Bericht über die sog. Vampyre oder Blutaussauger, so zu Medvegya in Serbien an der Türckischen Granitz, den 7. 1. 1732.“ (Visum et Repertum
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