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Ein cooler Typ aus der Hölle

Ein cooler Typ aus der Hölle

Titel: Ein cooler Typ aus der Hölle
Autoren: Stefan Wolf
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auf dem Dachboden gehört.
    Er griff durch das Loch in der
Scheibe, entriegelte das Fenster, stieg ein. Die Lampe! Mit ihrem Licht fand er
sich auf dem Dachboden zurecht, wo eine Menge Gerümpel lagerte, das eigentlich
in die Sperrmüll-Abfuhr gehörte oder wenigstens auf den Flohmarkt, wo ja jeder
Plunder seinen Schnäppchenjäger findet.
    Die Dachbodentür. Tim knipste
die Lampe aus. Leise, leise! Er stieg hinunter, hörte sich selbst kaum, hatte
alle Sinne gespannt und verließ sich darauf. Er spürte, dass er nicht allein
war im Haus — und das nicht nur, weil er’s wusste.
    Er gelangte ins Obergeschoss. Hier
grellte die Außenbeleuchtung zu den Fenstern herein. Türen. Eine,
straßenseitig, stand offen. Tim schlich näher — lautloser als ein Schatten, der
sich mit dem Sonnenstand verändert — , blieb im toten Winkel und spähte hinein.
    Dort war er.
    Vandalo.
    Es war ein hübsches
Balkonzimmer, weiblich möbliert, mit geblümten Tapeten, einem niedrigen Tisch
und sieben, acht Sesselchen. Vermutlich hielt hier die Dame des Hauses ihre
Kaffeekränzchen ab. Oder ihre Bridge-Turniere. Oder man saß einfach nur zum
Ablästern zusammen bei Kirschtorte, Kirschlikör und Cappuccino.
    Vandalo stand am Fenster und
spähte durch die Gardine zur Straße. Offenbar konnte er Tims Freunde sehen, die
ihren Lärm längst beendet hatten. Vandalo war so gekleidet, wie seine schwer
und mittelschwer verletzten Opfer ihn beschrieben hatten.
    Tim überlegte. Dowara war
bewaffnet und brutal. Er würde zur Pistole greifen. Ein fairer Zweikampf war
nicht angesagt, besser auf Nummer Sicher gehen.
    Die Klinauers reisten offenbar
viel und brachten Souvenirs mit aus aller Welt. Hinter Tim hing eine
afrikanische Kriegskeule an der Wand. Sie ließ sich lautlos herunternehmen und
wog etwas mehr als ein Baseballschläger. Tim schlich damit los, hielt den Atem
an und vermied, dass der Stoff seiner Winterjeans aneinander rieb.
    Vandalo war total nach draußen
konzentriert. Wegen der Kapuze hörte er außerdem etwas weniger gut. Doch er
hatte Instinkt, schien was zu spüren und — drehte sich in diesem Moment um.
    Tim starrte in ein schwarzes
Gesicht — schwarz wegen der Maske. Hinter den Sehschlitzen funkelten die Augen.
    Der Abstand zwischen Tim und
Vandalo betrug schlappe zwei Meter.

22. Wie Katharina die Große
     
    Gerald Heer, der Geier, hatte
Erfolg. Als er Jürgen Körbers Handy-Nummer wählte, meldete sich
Nilpferdgewicht. Er und Edward Holmes waren wieder auf dem Wege zu Martin
McFish, hatten es aber nicht eilig damit und waren nur zu gern bereit, dem
Geier zu helfen — für ein saftiges Handgeld, versteht sich, für einen Tausender
insgesamt.
    Auch der Geier war mit seinem
amerikanischen Straßenkreuzer unterwegs, fuhr selbst und merkte, dass er ein
bisschen aus der Übung war. Denn im Allgemeinen ließ er sich von Dowara
chauffieren, saß immer hinten, spielte den Boss.
    Vor der Langfurtner
Unterführung traf er sich mit den beiden. Sie warteten dort im Wagen. Kurzes
Händeschütteln, kurze Instruktion. Körber meinte, er würde schon das richtige
Mittel finden, um die Kids zu vertreiben. Dabei wog er grinsend die rechte
Faust in der linken Hand. Holmes nickte und sagte, dass er aber vorher noch mal
pieseln müsse. Dann fuhren sie im Konvoi zur Eichbrunner Allee.
     
    *
     
    Bruno Wienerfeld hätte
eigentlich zufrieden sein müssen mit dem Ergebnis des Abends. Mcfish würde
seine Lektion erhalten, und zwar eine harte. Trotzdem — der miese Millionenerbe
mit der kriminellen Vergangenheit spürte Hass und Rachedurst und hätte Mcfish gern
selbst plattgemacht. Aber dazu war das Risiko viel zu groß.
    Immerhin — Wienerfeld war
unruhig. Nach seinem Besuch bei dem Geier fuhr er eine Weile ziellos umher.
Plötzlich fand er sich wieder in der Prestel Straße — und dann vor dem
Grundstück von Martin Mcfish.
    Dessen Wagen stand auf dem
Stellplatz. Im Haus brannte Licht. Wienerfeld fuhr ein Stück weiter, parkte am
Bordstein, nahm das schwere Butterfly-Messer aus dem Handschuhfach und lief
zurück. Wenigstens etwas Brass wollte er ablassen, sein Mütchen kühlen, Rache
befriedigen — indem er an Martins Wagen die Reifen zerstach.
    Er schlich durchs geöffnete
Tor, vergewisserte sich, dass die Haustür geschlossen war, und huschte zum
Kombi.
    Genüsslich zerfetzte er den
rechten Hinterreifen, dann den linken. Phantastisch! O Mann! Das machte ja
Spaß!
    Wienerfeld geriet in eine Art
Reifenstecher-Rausch und bemerkte nicht, wie Katja
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