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Ein cooler Typ aus der Hölle

Ein cooler Typ aus der Hölle

Titel: Ein cooler Typ aus der Hölle
Autoren: Stefan Wolf
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sicher?“, fragte
Karl. „Ich würde sagen, hier entsteht ein anderer Eindruck. Und selbst wenn du
Recht hast — die Katze ahnt das nicht. Die weiß nur, sie hat eine weiße Wölfin
im Nacken. Wenn ich die Katze wäre, säße ich jetzt oben auf ‘nem Baum. Oder
kann Luna klettern?“
    Bevor sich Volker dazu äußerte,
kam Gaby mit Luna zurück. Die Hündin war angeleint, das Halsband etwas enger
geschnallt.
    „Lebt die Katze noch?“, fragte
Klößchen.
    „Die ist über alle Berge.
Aber“, Gaby dämpfte die Stimme und blickte zurück in die Richtung, aus der sie
gekommen war, „ich habe was entdeckt. Einen dunklen Landrover. Er parkt dort
hinten. Versteckt. Und sieht aus wie Dowaras Wagen.“
    Das war eine Nachricht wie
Donnerhall.
    „Vielleicht wohnt der Mistkerl
hier“, vermutete Klößchen.
    „Ich seh mir den Wagen an“,
sagte Tim. „Halt mal die Bikes!“
    Beide wurden Klößchen
übergeben, der jetzt von drei Seiten mit Tretmühlen zugestellt war. Er musste
warten. Die andern folgten Gaby, die mit Luna voranging.

18. Eine Münze im Schnee
     
    Wieder sauste die U-Bahn durch
einen Tunnel, verlangsamte dann und stoppte an der Haltestelle. Fast leerer
Bahnsteig, die Kälte der gekachelten Wände, Reklametafeln überall, Neonlicht.
    Katja saß in einem der
mittleren Wagen und fühlte sich so einsam wie noch nie. Ihr Mut sank rascher
als die Quecksilbersäule in dem Thermometer dort an der Wand, das die
Minusgrade dieser kalten Novembernacht anzeigte.
    Nein, ich darf nicht nach
Hause!, dachte sie. Ich darf nicht, ich darf nicht. Dowara findet mich dort.
Ich wäre ihm ausgeliefert. Ihm und dem Geier.
    Sie spürte noch den Schock von
vorhin — als sie auf dem Wege gewesen war zu Martin Mcfish. Aber dann, aus der
Ferne, hatte sie gesehen, dass Dowara vor ihr dort war, wie er aus dem
Landrover stieg und Martins Grundstück betrat. Das hieß, er suchte schon nach
ihr. Anders konnte es nicht sein. Aber woher wusste der, dass sie zu Martin
wollte? Bestand eine Verbindung zwischen Dowara und den beiden Verbrechern, die
Martin verstümmeln wollten? Oder gar zu Martin selbst? Nein, das nicht.
Unmöglich! Dazu würde sich der Ire niemals hergeben.
    Katja war verwirrt. Ihre
Ziellosigkeit wurde zur lähmenden Fessel. Wohin? Der Waggon war fast leer. Nur
dort hinten am anderen Ende saß ein Mann in Hut und Mantel. Ein teigiges
Gesicht, Lippen wie Frankfurter Würstchen. Unentwegt starrte er Katja an.
Belästigung! Sie wich seinem Blick aus. Aber sobald sie doch mal in seine
Richtung sah, grinste er einladend.
    Station KURFÜRSTEN-PLATZ. Der
Mann blieb sitzen. Beinahe wäre Katja ausgestiegen, denn letztlich war es hier
genauso sinnlos wie woanders. Doch auf dem Bahnsteig zog eben eine
Fünfer-Gruppe Glatzen vorbei: bösartige Typen in Stiefeln und paramilitärischen
Jacken. Die Kapuzen hingen auf dem Rücken, weshalb die Kahlschädel das Licht
der Lampen reflektierten. Zwei der Typen hielten Schnapsflaschen in der Hand
und tranken daraus. Gesindel auf dem Weg zur Randale. Sie würden Ausländer
anpöbeln, Punker, gestylte Typen und Obdachlose. Katja machte sich klein und
verzichtete aufs Aussteigen. Die U-Bahn fuhr weiter.
    Katja benutzte das
unterirdische Verkehrsmittel nur selten. Eigentlich mochte sie die U-Bahn
nicht. Deshalb wurde ihr, Katja, jetzt nicht bewusst, dass sie im Kreis fuhr.
Zwar war’s ein riesiger, weit gespannter Bogen. Doch er führte zurück zur Station
FRIEDENSHAIN.
    Irgendwann war der Unsympath
ausgestiegen — mit einem letzten Schmiergrinsen in Katjas Richtung. Dann war
der Ausgangsort der langen Fahrt erreicht — und Katja so verstört, dass sie
ohne nachzudenken auf den Bahnsteig trat. Hinten auf einer Bank lag ein Penner
in seinem Schlafsack und schnarchte. Mit ihrem Rucksack stieg sie die Treppe
hinauf.
    Der Bio-Snack hatte
geschlossen. Aber der Duft von Kürbissuppe und Gewürzen schwebte noch vor dem
Eingang. Katjas Magen krampfte sich zusammen, schien immer kleiner zu werden:
ein Organ peinigender Leere. Ihr fiel ein, dass sie mittags nichts gegessen
hatte — vor Nervosität und dem Gedanken an Flucht — und das Frühstück war auch
nur ein Stück Toast gewesen mit einer Tasse Tee. Ein Frühstück — wie’s sich
Katja in letzter Zeit so oft selbst bereitet hatte. Denn ihre Mutter schlief
bis in den Vormittag hinein ihren Rausch aus.
    Bei Martin nochmal anrufen!,
dachte sie. Ihn fragen, weshalb Dowara dort war.
    Aber wie anrufen? Die zwei Mark
von der netten Frau an der
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