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Ein cooler Typ aus der Hölle

Ein cooler Typ aus der Hölle

Titel: Ein cooler Typ aus der Hölle
Autoren: Stefan Wolf
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den Fünfziger Nummern lag.
    Hier waren sie allerdings am
falschen Ende, wie Tim sah, denn gegenüber — hinter der Ecke zum Perlinger
Forst-Weg — trug der Steinpfeiler einer Toreinfahrt die Nummer 88. Daneben eine
dichte grüne Hecke, dahinter eine Luxushütte mit Walmdach. Ein pflichtbewusster
Dackel bellte im Haus. Luna spitzte die Ohren, hielt aber eine Erwiderung für
unter ihrer Würde.
    Alle hatten Tims Plan, was
Wienerfeld betraf, zugestimmt.
    Tim hatte gesagt: „Dowara gibt
Wienerfeld bis morgen Mittag 14 Uhr Zeit. Dann will Dowara anrufen. Wir warten
ab bis 16 Uhr. Hat sich Wienerfeld dann nicht bei der Polizei gemeldet, sitzt
er in der Tinte, deckt nämlich erstens ein Vandalo-Verbrechen — ein riesiges,
die Zerstörung im Salgmeister-Museum — und verrät zweitens, dass er Diebesgut
ankaufen will. Das reicht. Um 16 Uhr fragen wir nach im Präsidium bei unserem
Freund Dennis Blots. Der ist ja schließlich Assistent bei deinem Vater und
fortlaufend verliebt in dich, Pfote, was er allerdings nicht zeigt, weshalb ich
ihm ja auch meine Freundschaft nicht verweigere. Wir erfahren also — davon gehe
ich aus — , dass Wienerfeld einen Teufel tut, aber keine Anzeige macht. Damit
haben wir ihn. Wir stehen alsbald bei ihm auf der Matte und nehmen ihn
psychisch so in den Schwitzkasten, dass sein Innenleben blau anläuft. Wir
zwingen ihn, dass er uns verrät, wie, wann und wo er sich mit Vandalo trifft.
Dann kaschen wir den. Damit ist auch der Geier geliefert, denn Dowara wird
gegen ihn aussagen, damit es später vor Gericht heißt, er hätte zur Aufklärung
beigetragen, was ja immerhin strafmildernd wirkt. Also: drei Kriminelle, drei
Festnahmen, Ende des Terrors am Weststadt-Schulzentrum, keine Gefahr mehr für
Dr. Meierhofer, den Direx, und du, Volker, bist mit Katja aus der Klemme
heraus. Aber den Revolver, Volker, gibst du ab! Klar? Eine Waffe taugt zu
nichts, nur zum Töten. Stattdessen kriegst du bei mir einen Schnellkurs in
Straßenkampf-Karate. Dann kannst du dich wehren, wenn man dich abschmirgeln
will.“
    „Hört sich wahnsinnig gut an“,
hatte Gaby erwidert, „falls alles so läuft.“
    „Wir werden es so einrichten,
Pfote.“
    Jetzt blickten die Kids die
Eichbrunner Allee entlang und rückten vor. Schöne Anwesen, parkgroße Gärten,
Villen. Die Straßenlaternen waren gestylt wie aus der Gaslicht-Zeit. Sicherlich
hatten die Anlieger das miteinander beschlossen und für die Extra-Kosten tief
in die Tasche gegriffen. Einige schmale Nebenstraßen bogen ab. Die Stille war
vollkommen. Selbst die herabschwebenden Schneeflocken waren bemüht, ganz leise
aufzusetzen. Der Boden war nicht geteert oder betoniert, sondern aus
Fertigsteinen nahtlos zusammengesetzt. Dort, wo kein Schnee lag, konnte man das
sehen. Damit auch niemand zu schnell fuhr, waren viele Rüttelschwellen
eingebaut. Raser — insbesondere die auf Feuerstühlen — hatten hier gute
Chancen, sich die Zunge abzubeißen.
    „Hier beginnen die Sechziger
Nummern“, sagte Karl. „Links ist 69, rechts 68“, stellte Klößchen fest.
    Luna ging brav neben Gaby. Doch
dann geschah es.
    Eine kleine schwarze Katze
quetschte sich unter einem Tor hervor. Sie trug ein rotes Lederhalsband, war
jung und allerliebst. Verblüfft blieb sie stehen. Große, gelbe Augen musterten
Luna. Langsam wölbte sich ein Katzenbuckel. Die Entfernung betrug keine 20
Schritt.
    Hinterher ließ sich nicht mehr
feststellen, auf welche Weise Luna aus dem Halsband geschlüpft war —
jedenfalls, sie tat’s. Sie schoss los. Ein geölter Blitz hätte nur Platz zwei
belegt. Aber auch das Kätzchen entwickelte Tempo wie eine Pistolenkugel, hatte
nämlich erkannt, wo sein Heil lag.
    Mohrchen fegte um die Ecke in
eine Seitenstraße, Luna hinterher — in mächtigen Sprüngen.
    „Luna, pfui! Pfuiiiiiii!“ Gaby
rief.
    Natürlich ohne Erfolg. Katze
und Hund verschwanden in der ziemlich unbeleuchteten Seitenstraße, die nach
wenigen Metern eine Kurve beschrieb.
    „Verdammt!“ Gaby rannte
hinterher.
    „Sie kommt gleich zurück“, rief
Volker.
    Aber Gaby ließ sich nicht
beirren, trabte in die Kurve und damit aus dem Blickfeld.
    Volker schüttelte den Kopf. Tim
hielt die beiden Bikes und auf seinem war die Kiste. Karl wischte über seine
Brille und verspürte wenig Lust zum Nachsetzen.
    „Zu hohes Tempo für mich“,
meinte Klößchen. „Außerdem bringt es nichts.“
    „Luna ist nur verspielt“,
erklärte Volker. „Sie würde nie eine Katze umbringen.“
    „Bist du da
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