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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg
Autoren: Jacques Berndorf
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der Zeit. Blue und ich haben nächtelang diesen schönen Traum geträumt.«
    »Sie haben Blue aufrichtig geliebt«, sagte Kischkewitz freundlich und zugewandt. »Und wie Sie berichtet haben, hat Blue Sie geliebt. Sie hatten beide vorher nur heterosexuelle Erfahrungen, sie waren beide vollkommen überrascht, als Sie Ihre gegenseitige Zuneigung bemerkten. Das hat uns sehr überzeugt. Als Sie aber feststellten, dass Weidemann Ihnen zwei Spione nach Dresden hinterherschickte, die von Ihrem angeblich sündigen Leben berichten sollten, warum haben Sie da nicht die Reißleine gezogen und sind einfach irgendwohin getürmt? Irgendwohin! Was hatten Sie denn noch mit diesen unglaublich arroganten und weltfern selbstsicheren Neonazis auf dem Eulenhof zu tun?«
    »Oh«, erwiderte er mit einem kleinen, ironischen Lachen, »wir hatten natürlich nichts mehr mit ihnen zu tun. Aber wir wollten unbedingt zusehen, wie sie in ihrem eigenen Dreck erstickten. Wissen Sie, im Angesicht einer unvermeidlichen Katastrophe erkennt man die Gesichter seiner Mitmenschen besonders klar.«
    »Aber das war lebensgefährlich!«
    »Das war es wohl«, sagte Gerhard Hahn mit einer kindlichen Stimme. »Ich habe deshalb Blue gesagt: ›Wir müssen vermeiden, dass einer von uns irgendwann einmal allein mit diesen Schweinen ist.‹ Er hat mir versprochen, niemals mehr allein irgendwo hinzugehen. Aber er ging allein ins Ahbachtal, und mein Bruder fuhr ihm nach und tötete ihn.«
    »Hierin erkennen wir Ihr Motiv für den Mord an Weidemann, der die Tötung von Blue in Auftrag gegeben hat. Aber warum haben Sie vorher auf den Jäger Marburg angelegt und den Chirurgen Voigt erschossen?«
    Gerhard Hahn gluckste, als läge ein Grund zur Freude vor. »Wie sagt man so schön: Gelegenheit macht Mörder, nicht wahr? Natürlich hatte ich vor allem Weidemann im Visier. Aber ich musste auch vorsichtig sein. Nach Blues Tod war die Kriminalpolizei auf den Eulenhof aufmerksam geworden. Das war eine Chance für mich. Weitere Mordfälle konnten den Druck im Kessel nur erhöhen. Der Eulenhof wäre zwar irgendwann von ganz alleine explodiert, aber warum nicht nachhelfen?, dachte ich. Warum sollte ich länger darauf warten, dass Marburg und Voigt und all die anderen sich gegenseitig umbringen, wenn ich mit dieser Steilvorlage die Dinge entscheidend forcieren konnte?«
    »Aber warum haben Sie denn dann auch noch den Agenten des Verfassungsschutzes Stefan Zorn erschossen? Das war doch vollkommen sinnlos.«
    »Das würde ich so nicht sagen«, antwortete Gerhard Hahn etwas geziert. »Gewiss, dieser Mann war nicht sonderlich klug. Wenn ich so darüber nachdenke, war er dumm und eitel. Blue hat ihm über viele Monate jeweils das gesagt, was er hören wollte. Und Zorn hat Blue dafür bezahlt. Nach Blues Tod hat er sich an mich herangemacht: Wenn ich bereit sei, Blue zu ersetzen, könne er mir 1500 Euro im Monat garantieren. Für sechs Monate. Geld der Steuerzahler. Für Infos über das nationalsozialistische Treiben auf dem Eulenhof. Da habe ich ganz heiter geantwortet: ›Wunderbar, das tun wir!‹ Etwas Besseres konnte mir gar nicht passieren. Ein erschossener Beamter des Verfassungsschutzes – damit musste Ihnen klar sein, dass einer der Nazis hinter den Morden steckt. Ich habe ihn einfach zur Übergabe einer wichtigen Unterlage hinter den Eulenhof bestellt, und er kam ja auch.«
    »Zu Doktor Hagen Weidemann«, sagte Kischkewitz. »Sie haben mehrfach erwähnt, dass Sie diesen Mann gehasst haben. Sie haben berichtet, wie er Sie zu sich in sein Büro rief und Ihnen vorwarf, Sie seien pervers und würden die grandiosen Ideen der großen Deutschen schamlos verraten. Was haben Sie ihm da geantwortet?«
    »Nun ja, ich habe ihm geantwortet, dass die deutsche Geschichte ihn nicht einmal in einer Anmerkung zur Kenntnis nehmen werde. Der Doktor Hagen Weidemann sei eine Null. Er sei einfach ein Wurm mit einem zu kleinen Gehirn.«
    »Und warum hat Weidemann Sie nicht auf der Stelle erschossen? Was glauben Sie?«, fragte der Kommissionsleiter schnell.
    »Weil er so etwas nicht konnte. Er war wie Hitler, er hatte für so was seine Leute. Er machte sich die Hände nicht schmutzig. Diese Hände krallten sich in jedes andere Leben auf dem Eulenhof. Weidemann war unersättlich. Er hat den Tod von Voigt wahrgenommen wie etwas, das ihn nicht betraf. Den Schuss auf Marburg ebenfalls. Das passte ihm alles nicht, aber die Leute waren ersetzbar. Wissen Sie, Weidemann hielt sich für kostbar. Und da habe ich
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