Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
Eulenhof versteckt. Hier ein Abzug, da ein Bolzen. Sie dachten, wir würden eine Hülsenbrücke oder einen Kolbenhals nicht erkennen, wenn wir die Sachen zwischen all den Autoteilen in ihrer Werkstatt finden. Falsch gedacht, Herr Hahn. Wir konnten ein Sturmgewehr G 36 und eine Tukarew 9 mm zusammensetzen und eindeutig als diejenigen Waffen identifizieren, mit denen auf Marburg, Voigt, Zorn und Weidemann geschossen wurde. Das G 36 benutzen die Bundeswehrsoldaten in Afghanistan, das Tukarew stammt aus russischer Produktion. Wir kennen solche Waffen sehr gut. Und wir konnten die Beschaffung rekonstruieren. Wir wissen wann, wo und bei wem Sie die Geräte in Begleitung Ihres Freundes Blue gekauft haben. Wir kennen sogar den Verkäufer, Herr Hahn, er hat Sie identifiziert. Glauben Sie mir, wir kennen viele solcher Leute. Es gehört zu unserem Job, solche Leute zu kennen.«
    Gerhard Hahn zeigte keine Regung. Er sagte nur: »Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Es war richtig, diese Menschen zu töten.«
    Jetzt lehnte sich der Kommissionsleiter über den Tisch zu Hahn hinüber und sagte: »Als Ihnen klar wurde, dass Ihr Bruder im Auftrag von Weidemann Paul Henrici erschossen hatte, da haben Sie Ihre Waffen in Stellung gebracht. Ihr Motiv war Rache. Das leuchtet ein. Aber warum haben Sie dann nicht sofort Weidemann erschossen oder Ihren Bruder? Erklären Sie mir das!«
    Gerhard Hahn lachte kurz auf, das war ein Kieksen, er verschluckte sich fast. Dann sagte er: »Mein Bruder wäre schon noch an die Reihe gekommen, keine Angst. Mein Bruder ist ein charakterloser Kriecher und Speichellecker. Ich hatte nur noch nicht die passende Gelegenheit. Auf die musste ich auch bei Weidemann warten. Das sollte Ihnen einleuchten, Herr Schutzmann, man kann nicht einfach so einen Menschen erschießen, wenn man als Urheber der Tat lieber nicht in Erscheinung treten möchte. Es musste ja alles so aussehen, dass einer der verrückten Nazis der Täter war. Glaubrecht bot sich doch nun wirklich an. Verstehen Sie, Herr Schutzmann?« Seine Stimme war ganz hoch, wieder kiekste er irre, als wäre es eine unschlagbare Pointe, die er da servierte.
    »Warum haben Sie diese Waffen überhaupt gekauft? Zu jenem Zeitpunkt lebte Blue doch noch, und niemand ahnte seinen Tod. Was wollten Sie mit den Waffen?«
    »Das ist eine gute Frage«, sagte er lächelnd. »Sie denken mit. Wir haben uns einen Spaß daraus gemacht, wir haben gesagt: Die auf dem Eulenhof reden dauernd von Waffen, wollen dauernd Waffen, aber wir sind unbewaffnet. Das müssen wir ändern. Dann haben wir in Tschechien in einer wilden Kneipe diesen ehemaligen russischen Major kennengelernt, offenbar kennen Sie ihn ja auch. Der Mann sagte: ›Gewehre kauft man sich zusammen. Im Trödel.‹ Wir dachten, der würde fantasieren. Aber er sagte die Wahrheit, er half uns sogar. Nach einer Woche hatten wir zwei Gewehre, und ich kann mich noch gut erinnern, dass Blue zu mir sagte: ›Im Notfall können wir jetzt auch schießen.‹ Wir haben uns königlich amüsiert.« Seine Stimme war jetzt leise geworden, als er von Blue erzählte. Und ganz unvermittelt fing er an zu weinen und verbarg sein Gesicht. Das dauerte sehr lange.
    Der Beamte des BKA reichte ihm ein Paket Papiertaschentücher über den Tisch und fragte: »Haben Sie denn beim Kauf der Waffen ernsthaft daran gedacht, diese Gewehre einmal zu benutzen?«
    »Ich nicht, Blue sehr wohl. Er sagte, diese Typen auf dem Eulenhof seien in ihren Gedanken dermaßen brutal, dass der Fall eintreten könne, dass wir schießen müssen. Ich habe geantwortet: ›Niemals.‹ Aber Blue behielt recht, wie Sie wissen. Blue bezahlte dafür mit seinem Leben.« Er lächelte jetzt entrückt, er war sehr weit von jeder Realität entfernt.
    »Wir verstehen da etwas nicht«, sagte Kischkewitz. »Wir verstehen nicht, dass Sie und Blue den Eulenhof nicht einfach verlassen haben. Sie hätten zusammen irgendwo leben und arbeiten können.«
    »Ja«, er nickte sehr langsam. »Aber Blue hatte sich in den Eulenhof verliebt, es kam für ihn gar nicht infrage wegzugehen. Der Hof war sein Zuhause. Und bei mir ist es ja ähnlich. Die ganze Zeit war ich überzeugt davon, dass Weidemann die Anlage in ein Inferno steuert, dass der Hof einfach explodiert. Und dass der Hof dann Leute braucht, wie wir es sind. Eben keine geisteskranken Nazis, sondern gute Geschäftsleute, die es verstehen, eine so große und außergewöhnliche Pension zu leiten. Der Zusammenbruch des Hofes war doch nur eine Frage
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher