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Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection
Autoren: Jacques Berndorf
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dachte sogar daran, zurückzufahren zu Emma und ihr mit der Absicht auf die Nerven zu gehen, uns wieder zu vertragen und uns halbwegs wie zivilisierte Menschen zu benehmen.
    Bis Nina klingelte und eindeutig scheu mit gesenktem Kopf fragte: »Ich hoffe, ich störe Sie nicht allzu sehr.«
    »Wer immer Sie sind, kommen Sie einfach herein. Was kann ich für Sie tun?« Über ihre Schulter hinweg sah ich einen schwarzen Porsche Targa, und ich dachte automatisch: Ein verheultes, reiches Mädchen.
    »Das weiß ich noch nicht«, antwortete sie trocken.
    »Nehmen Sie Platz. Auf dem Sofa, wenn Sie mögen. Wollen Sie irgendetwas trinken?«
    »Kaffee vielleicht«, sagte sie und setzte sich brav.
    »Ich mache einen«, nickte ich und ging in die Küche.
    Ich schätzte sie auf etwa fünfunddreißig. Sie war eine kleine, zierliche Frau, schlank gewachsen mit einem sehr fraulichen, weichen Gesicht unter kurzen, schwarzen Haaren. Sie trug eine schwarze, weiche Winterjacke über einem weißen Rollkragenpullover und darunter schwarze Jeans und schwere, dunkelbraune Wanderschuhe. Sie wirkte ruhig und sehr entschlossen, aber ihr Gesicht hatte sich verkantet, als habe sie Mühe, ihre Aufregung zu beherrschen.
    Satchmo ging sie beschnuppern, auch Schneewittchen wollte ausprobieren, ob sie zu erobern war.
    Sie streichelte die Tiere. Dann hob sie den Kopf und sagte: »Tja.« Und sah mich an. Ihre Augen waren von einem freundlichen Braun. »Also, es ist irgendwie schwierig, weil ich nicht weiß, wie ich anfangen soll.«
    »Fangen Sie einfach mit dem Anfang an. Es wird einen geben.«
    »Ja, es gibt einen. Da ist ein Mann in einem Steinbruch abgestürzt. Er ist tot, er wurde beerdigt, er hieß Dr. Christian Schaad, er war zweiundvierzig Jahre alt. Er war mein Mann.«
    Sie griff zu dem Becher mit Kaffee vor sich und wollte ihn zum Mund führen. Das misslang, weil sie zittrig war, etwas von dem Gebräu lief über ihre schwarze Jacke.
    »Kein Problem«, sagte ich schnell und fummelte ein Papiertaschentuch aus einem Paket. Ich reichte es ihr. »Ich wusste nicht, dass er verheiratet war.«
    »Wir waren nicht verheiratet. Wir wollten heiraten. Im nächsten Monat. Oder gar nicht. Ich bin im vierten Monat schwanger.« Sie wischte flüchtig über die Flecken auf ihrer Jacke.
    Plötzlich hatte ich den Eindruck, als sei sie kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    »Seien Sie ganz ruhig. Ich weiß zwar nicht, wie ich Ihnen helfen kann, aber würden Sie mir erklären, weshalb Sie ausgerechnet zu mir kommen?«
    Sie trank etwas von dem Kaffee. »Ich glaube, dass jemand Christian umgebracht hat. Er fällt niemals so eine lächerliche Steilwand hinunter. Niemals! Außerdem wollte er hier jemanden treffen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ganz sicher. Er hat es mir gesagt, bevor er hierher fuhr.«
    »Hat er erwähnt, wen er treffen wollte?«
    »Das hat er nicht, nein.«
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, möchte ich eine Freundin anrufen, damit sie hören kann, was Sie erzählen.«
    »Ich habe nichts dagegen«, nickte sie.
    Ich rief Emma an und sagte, was zu sagen war. Sie zögerte nicht einen Augenblick und machte sich sofort auf den Weg.
    Ich wandte mich wieder meinem Besuch zu: »Weshalb kommen Sie hierher?«, fragte ich erneut.
    »Das ist ganz einfach«, sagte sie leise. »Alle Zeitungen haben über das Unglück berichtet. Merkwürdig ist nur, dass sein Name nicht genannt wurde, und auch nicht seine Bedeutung für diese Landschaft. Es hieß nur, er sei ein zweiundvierzigjähriger Geologe gewesen, aus Mainz, unterwegs auf einer Wandertour. Kein Wort davon, dass er für diese Landschaft zuständig war. Also, für den Abbau von Basalt und Vulkangestein. Es wurde von einem Unglücksfall gesprochen und von einem Touristen aus Mainz, der einen Unfall hatte. Und zwei Zeitungen erwähnten noch seinen grauen Golf, in dem seine Papiere gefunden wurden. Keine Meldung war länger als fünfzehn Zeilen. Ich habe mit den Redaktionen gesprochen, die sagten mir, ich könnte vielleicht mit Ihnen sprechen, weil Sie hier gut vernetzt seien.«
    »Das ist richtig. Aber ich habe von dem Unfall auch nur in der Zeitung gelesen. Ich habe mich nicht darum gekümmert. Entschuldigung, wie heißen Sie eigentlich?«
    »Nina Brandt«, antwortete sie.
    »Wann haben Sie das letzte Mal etwas gegessen?«
    Sie sah mich erstaunt an, dann lächelte sie. »Heute Morgen. Ein Brötchen. Und unterwegs in Gerolstein bei McDonalds eine Kleinigkeit. Aber das war Pappe.«
    »Pappe reicht nicht bei Schwangerschaft,
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