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Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection
Autoren: Jacques Berndorf
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in der Westdrift, er schützt das Dorf. Hier in der Eifel kommen die Atlantikwinde sehr direkt und heftig an. Der Berg ist fast verschwunden, die Winde treffen ungehindert auf das Dorf. Das macht einen Riesenunterschied. Das kann so weit gehen, dass Hausbesitzer ihre Häuser nicht mehr verkaufen können, und auch im Jahresdurchschnitt mit anderen Temperaturen rechnen müssen. Und die Leute müssen in den Gärten und auf den Wiesen und Feldern mit anderen Wachstumsrhythmen rechnen.« Sie fischte sich ein Stück Senfgurke aus dem Glas und schnitt es in kleine Stückchen.
    »Ich gehe mal telefonieren«, sagte ich. »Da gefällt mir einiges nicht.«
    Ich ging hinauf in mein Büro und hoffte, dass ich Stephan Sartoris vom Trierischen Volksfreund privat erwischen konnte. Ich hatte Glück.
    Nach einigen einleitenden Erklärungen kam ich direkt zum Punkt: »Hör mal, da ist ein Geologe namens Christian Schaad in Walsdorf im Steinbruch zu Tode gestürzt. Niemand hat seinen Namen veröffentlicht, obwohl der bekannt war. Seine Funktion wurde auch verschwiegen. Warum?«
    »Weil jemand von deren Pressestelle am gleichen Tag händeringend angerufen hat, wir sollten bitte den Namen nicht nennen und auch die Funktion nicht. Der Grund war, dass sämtliche Naturschützer sowieso auf den Barrikaden sind und dieses Amt in Mainz anstinken. Eine Art Dauerkrieg. Das ist so was wie ein Eifeler Stuttgart 21. Das hätte einen unnötigen Wirbel geben können. Sie versicherten mir, dass er rein privat in Walsdorf gewesen sei, auf einer Wanderung. Ich habe mit den anderen gesprochen, also mit der Eifelzeitung, dem Wochenspiegel, der Rheinzeitung in Koblenz und so weiter.« Dann stockte er und hüstelte. »Hat da etwa jemand nachgeholfen? War das mit der Wanderung gelogen? Bist du an der Geschichte dran?«
    »Das weiß ich, ehrlich gestanden, noch nicht. Ich danke dir jedenfalls für die Auskunft.«
    »Gerne. Aber ruf mich an, bitte, wenn es in der Sache etwas Neues gibt.«
    »Das mache ich«, versprach ich und trennte die Verbindung.
    Ich ging wieder hinunter zu den Frauen und sagte ihnen, was ich erfahren hatte. »Es gibt also einen guten Grund, weshalb sie nichts daraus gemacht haben.«
    »Aber jetzt riecht die Sache ziemlich säuerlich«, murmelte Emma. Dann wandte sie sich an Nina Brandt: »Und du bleibst dabei: Er hatte einen beruflichen Grund, hier zu sein?«
    »Hatte er. Er hat gesagt, er müsse irgendetwas klarziehen. Und er hat gesagt, er treffe jemanden.«
    Mein Handy meldete sich, ich nahm das Gespräch an und hörte eine wohlvertraute Stimme: »Ich muss mit dir sprechen.«
    »Ja«, murmelte ich. »Wo bist du denn?«
    »Bei meinen Eltern, ich bin eben aus Stuttgart gekommen.« Sie schnaufte. »Ich denke mal, es ist dringend.«
    »Ja, ja, ich bin hier«, sagte ich und drückte auf den roten Knopf des Gerätes.
    »Gabi?«, fragte Emma.
    »Ja, sie kommt gleich her.«
    »Ich brauche auch noch ein Hotel«, sagte Nina. »Ich will nicht nach Mainz fahren, nicht in unsere leere Wohnung.«
    »Du kommst zu mir«, entschied Emma.
    »Hast du mit Rodenstock telefoniert?«, fragte ich.
    »Habe ich. Er hat angefangen mit dem Satz: >Ich muss ziemlich verrückt gewesen sein<.«
    »Das ist doch schon mal etwas.«
    Dann meldete sich mein Handy erneut, und eine Männerstimme sagte: »Kann ich bei Ihnen die Lebensgefährtin von Rat Rodenstock erreichen?«
    »Ja, können Sie.« Ich reichte Emma das Gerät.
    Sie hörte eine Weile zu, beendete das sehr einseitige Gespräch und erklärte uns dann: »Einen Fall Norbert Bleckmann wird es nicht geben. Der Staatsanwalt hat entschieden, dass bei einem so teuren Auto die blankgeputzte Beifahrerseite wahrscheinlich nichts anderes bedeutet, als dass irgendjemand im Auftrag Bleckmanns den Wagen gründlich saubermachte. Eine Tankstelle etwa.«
    »Das kann man so sehen«, nickte ich.

3. Kapitel
     
    »Ich bin müde«, sagte sie leise, als sie an mir vorbei in das Wohnzimmer ging. Sie berührte mich nicht, sie ging steifbeinig zum Sofa und setzte sich so entrückt, als habe sie diesen Raum niemals vorher betreten.
    »Ich hoffe, du hast in Stuttgart alles erledigen können.« Ich dachte: Ich komme dir nicht entgegen. Nicht einen Zentimeter.
    »Ja, habe ich. Hier riecht es nach Emmas Zigarillos.«
    »Ja, sie war bis eben hier.« Ich stopfte mir eine gebogene Radford’s, die ideale Konferenz-Pfeife mit einer edlen Straight-Grain-Maserung unter Schiffslack, die ideale Waffe gegen Stress. Ich setzte mich in den Sessel ihr
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