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Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection
Autoren: Jacques Berndorf
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das ist entschieden zu wenig«, entschied ich. »Was wird es denn?«
    »Ein Junge«, schniefte sie. »Haben Sie Gurken?«
    Ich hatte Gurken. Ein Glas Cornichons und ein Glas Senfgurken. Ich öffnete beide, legte eine Kuchengabel daneben und transportierte alles auf den Esstisch.
    »Sie können schon mal zulangen. Was mögen Sie denn? Rohen Schinken? Leberwurst, ein paar heiße Würstchen, Käse, Salami? Ich kann sogar Spiegeleier.«
    Emma rauschte auf den Hof.
    »Ein Brot reicht mir völlig.«
    Ich machte also ein paar Schnittchen, während Emma munter mit ihr sprach und wie üblich nicht die geringste Unsicherheit aufkommen ließ.
    »Sie sagen, Sie waren mit dem Christian seit fünf Jahren zusammen. Und Sie wollten heiraten?«
    »Er wollte heiraten. Ich nicht, für mich wäre das nicht nötig gewesen. Aber für meine Familie.«
    »Was ist das für eine Familie?«
    »Meine Eltern haben eine kleine Pharma-Fabrik, in Ludwigshafen. Wir stellen Medikamente her. Schon in der vierten Generation.«
    »Also wohlhabend?«
    »Ja, es reicht«, lächelte sie.
    Emma wagte ein verschmitztes Lächeln, das trotz der Situation noch angemessen war. »Eine elitäre Familie? Eine etwas arrogante Familie?«
    »Ja, kann man so sagen.« Sie errötete leicht.
    »Dann passte also Christian nicht ganz in das elterliche Konzept«, stellte Emma kühl fest. »Sie hätten einen Chemiker anschleppen müssen, keinen Geologen.«
    »Das ist richtig.«
    »Kam es zu Streit?«
    »Was spielt das jetzt für eine Rolle?«, fragte sie erstaunt.
    Emma war mies drauf, sie war einfach schlecht gelaunt, keine Frage. Es klang schon patzig, als sie sagte: »Wir müssen doch herausfinden, Kindchen, ob Sie uns nicht eine wilde Geschichte auftischen, an der nichts stimmt. Ich wiederhole also: Kam es in Ihrer Familie wegen Christian Schaad zu Streit?«
    Nina Brandt schien Emmas Tonfall nichts auszumachen. »Ja, kam es«, antwortete sie. »Mein Vater ist sehr jähzornig, mein Vater behauptete, Christian wäre auf unseren Betrieb scharf. Aber das gab sich.«
    »Wie kann sich so etwas geben?«, fragte ich schnell.
    »Meine Mutter entschied letztlich: Christian hat einen Doktortitel, kein Mensch will wissen, in welchem Fach. Also ist er gut für den Betrieb.« Sie lächelte schmal. »Außerdem sah er so aus wie der Traumschwiegersohn, einfach umwerfend.«
    »Haben Sie ein Foto?«, fragte ich dazwischen.
    »Ja, habe ich.« Sie stand auf, ging zum Sofa, wo ihre Handtasche lag, und kam zurück an den Esstisch. Sie legte das Foto vor mich hin. Der Mann sah aus, als sei er der Werbung für einen Männerduft entsprungen.
    »Moment«, unterbrach Emma, griff nach dem Foto und sah es an. »Es gab also einen Krach? Einen Krach zwischen Ihrem Vater und dem Christian?«
    Sie war verunsichert, sie murmelte: »Das kann doch jetzt nicht wichtig sein.«
    »Das ist sehr wichtig«, berichtigte Emma erneut. »Schließlich wollen Sie doch, dass wir Ihnen glauben, oder? Also, es gab einen Krach.«
    »Ja, gab es. Vor drei Jahren. Christian sagte: >Ich bin nicht käuflich, ich brauche deinen elterlichen Betrieb nicht.< Also, Sie müssen wissen, ich bin das einzige Kind, meine Eltern halten mich ununterbrochen für kostbar.«
    »Wollte der Christian also in den elterlichen Betrieb einsteigen oder nicht?«, fragte Emma.
    »Ja, er hat gesagt, dass er das überlegen will.«
    »Kommen wir jetzt zur Eifel«, bestimmte Emma energisch. »Was wollte Christian hier, ehe er verunglückte?«
    »Wir waren oft hier, meistens an den Wochenenden. Wir haben den Lieserpfad gemacht und den Eifelsteig, wir waren überall, wo man gut wandern kann. Er kannte die meisten Pflanzen mit lateinischem Namen. Er war aus Manderscheid, er sagte von sich selbst, er sei ein Naturfreak. Er hat sich das Studium selbst erarbeitet - und den Doktor auch. Und er hatte mit der Eifel beruflich zu tun.«
    »Das genau brauche ich jetzt ganz exakt«, bestimmte Emma.
    Nina überlegte eine Weile und nickte dann. »Also gut. Christian war Beamter in der Behörde für Geologie und Bergbau. Die sitzt in Mainz und ist dem Wirtschaftsministerium angegliedert. Die regelt und schreibt vor, wo genau Basalt und Lava abgebaut werden dürfen. Es ist so, dass zwischen Gerolstein, Hillesheim und Daun die Steinbrüche, in denen das passiert, sehr, sehr zahlreich sind. Da wird an sage und schreibe sechsunddreißig Stellen abgebaut, die Rächen sind vierhundert Hektar groß. Das ist ein richtiger Flickenteppich, stört die Landschaft brutal. Jetzt hat
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