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Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection
Autoren: Jacques Berndorf
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die Behörde die Vorranggebiete für Rohstoffsicherung festgelegt, also festgeschrieben, wo weiter abgebaut werden darf. Und da ist Christian geplatzt, und hätte fast fristlos gekündigt. Es stellte sich nämlich heraus, dass bisher auf vierhundert Hektar abgebaut wurde, dass diese Fläche aber um das Fünffache erweitert wird. Das heißt, es darf in Zukunft auf zweitausend Hektar abgebaut werden. Bei einem Hektar reden wir von zehntausend Quadratmetern. Alle Naturschützer laufen Sturm, der NABU, der BUND, der Eifelverein, der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, der Landesjagdverband, alle eben.«
    »Und wer soll nun deinen Mann umgebracht haben?«, fragte Emma beinahe schrill.
    Nina überlegte wieder eine Weile und starrte dabei auf ihren Teller. »Alle, die daran interessiert sind, Vulkangestein in Ruhe und ungestört abzubauen und damit ein großes Geschäft zu machen. Es läuft darauf hinaus, dass der Vulkaneifelkreis, der seinen Namen von den Vulkanen hat, eines Tages keine Vulkane mehr hat, wenn das so weitergeht. Die Berge werden verschwunden sein, und also können sämtliche Touristen dahin fahren, wo der Pfeffer wächst, hier wird es nichts mehr zu sehen geben. Sagte Christian. Und ich fürchte, er hat recht.«
    »Der Radersberg«, nickte ich. »Wenn du aus dem Fenster hinter dir siehst, siehst du den Radersberg über Brück. Der war noch vor dreißig Jahren so hoch, dass im Winter die Kinder von da oben bis hier unten an die Kirche rodeln konnten. Der Berg ist jetzt weg, es gibt ihn nicht mehr.«
    »Es geht also um Geld«, murmelte Emma leise.
    »Um ziemlich viel Geld«, nickte Nina. »Und Christian sagte, die Bevölkerung sei nicht genügend aufgeklärt…«
    »Moment, junge Frau«, Emma zündete sich einen ihrer schrecklich stinkenden holländischen Zigarillos an. »Wie weit ist dein Mann denn in diesem Konflikt gegangen?«
    »Er hat seinen Chef um ein Gespräch gebeten. Das hat er auch gekriegt. Er hat gesagt, er könne diese riesigen Ausweitungen der Abbauflächen nicht mittragen. Der Chef hat erwidert, diese Flächen seien ja nur für einen möglichen Bedarf in der Zukunft ausgewiesen, niemand rechne damit, dass jemand auftaucht, der das durchzieht. Christian hat erwidert, dass sich immer jemand finden würde, der das logistisch auf die Reihe bringt und die Berge komplett klaut. Der Chef hat erwidert, genau das sei aber die Aufgabe der Behörde: festzulegen, wo in Zukunft abgebaut werden darf. Christian hat gesagt: Genau das könne es nicht sein, alle Gemeinden seien zur Nachhaltigkeit verpflichtet, sie müssten die Landschaft erhalten. Christian hat geschrien: Sie klauen den Eiflern die Berge! Er hat mir gesagt, sie hätten sich fast geprügelt.«
    »Sie haben sich also nicht geprügelt. Was machte dein Mann denn anschließend?« Emma war hochkonzentriert.
    »Sie haben sich geeinigt, dass er erst einmal einen anderen Aufgabenbereich bekommen sollte, bis sich der Zorn bei beiden gelegt haben würde.«
    »Dein Mann kam trotzdem in die Eifel. Was wollte er hier?« Emma zerdrückte ihren Zigarillo im Aschenbecher.
    »Er wollte jemanden treffen. Das hat er mir gesagt. Er hat gesagt, eine wichtige Figur aus der Opposition, das weiß ich noch.«
    Emma war schnell. »Mann oder Frau?«
    »Ich nehme an, einen Mann. Aber das weiß ich nicht genau. Er hat dazu nichts gesagt, und ich habe auch nicht gefragt.«
    »Stand er mit irgendjemandem in der Eifel in telefonischer Verbindung?«
    »Das nehme ich an, aber ich weiß es nicht.«
    »Hast du sein Handy nicht abgefragt? Wo ist dieses Handy?«
    »Bei seinen Sachen. Nein, halt, stopp! Sein Chef hat mich darum gebeten. Er wollte nachsehen, ob Christian irgendwelche Absprachen bei anderen Themen mit anderen Behörden getroffen hatte.«
    »Sieh mal einer an«, murmelte ich.
    Einen Augenblick herrschte Schweigen.
    Dann räusperte sich Nina und sagte kleinlaut: »Das war wohl dumm.«
    »Muss nicht sein«, erklärte Emma großzügig. »Ich würde mir das Handy aber geben lassen. Und ich würde fragen, ob irgendetwas an der Liste der eingetragenen Rufnummern geändert wurde. Hast du irgendeine Vorstellung davon, was er hier in dem Steinbruch in Walsdorf wollte?«
    »Es gab einen Grund, weshalb er sich immer wieder um Walsdorf kümmerte. Das war die Westdrift.«
    »Was heißt das?«, fragte ich.
    »Der Abbau in Walsdorf ist weit vorangeschritten, der Berg ist fast nicht mehr da. Und er liegt genau vor dem Dorf
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