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Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection
Autoren: Jacques Berndorf
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Zeugen, Herr Werendonk.« Ich fühlte mich plötzlich müde, ich wollte unbedingt auf meiner Terrasse sitzen und in Ruhe eine Pfeife genießen.
    »Was machen wir jetzt mit Ihnen?«, fragte Emma ein wenig ratlos.
    »Ich muss mal pinkeln«, sagte er leicht verlegen. »Den Flur entlang, schräg rechts«, sagte ich. Er stand auf und ging hinaus.
    »Und kein Wort von der Halle«, flüsterte Emma stolz und grinste wie ein Lausejunge. »Wir sind richtig gut.«
    »Na ja, sagen wir die Hälfte«, murmelte ich zurück.
    Dann kam das dumpfe Geräusch. Es klang so, als sei ein Sack umgefallen. Ich starrte Emma an und sie starrte zurück, und wir waren sofort auf den Beinen und rannten in den Flur. Ich drückte die Tür zu der Toilette auf und da lag er auf den Knien vor dem Lokus.
    Es roch sehr intensiv nach bitteren Mandeln.
    »Blausäure!«, sagte Emma schrill. »Cyanid. Oh, verdammt!«
    Die jungen Männer von Kischkewitz waren plötzlich hinter uns und sagten: »Notarzt und Krankenwagen. Sofort.«
    Ich erinnere mich, dass wir alle durcheinander sprachen und keiner den anderen verstand. Schließlich hatten wir unsere Handys am Ohr und sagten alle ganz hysterisch dasselbe.
    Werendonk rutschte langsam nach vorn, und es machte für grausige Sekunden den Eindruck, als sei er zu retten, als lebe er noch. Dann kippte er zur Seite.
    Unter Blaulicht und lauter Sirene kam die Hilfe, die nicht mehr helfen würde.
    Der Notarzt bemerkte leise und ironisch in meine Richtung: »Wir beide sollten einen Vertrag miteinander machen, dann bin ich auch günstiger.«
    Ich antwortete ihm nicht, nach Scherzen war mir nicht zumute. Vollkommen fassungslos hockte ich in einem Sessel und sah Kischkewitz’ Experten zu, wie sie ihre gesamte Technik aufräumten und verpackten. Die Sache war gelaufen, die Sache hatte ein Ende gefunden, ein elendes Ende.
    Da musste man fragen, wie dieser Kischkewitz sich fühlte. Natürlich, er war einverstanden gewesen, Wesendonk zu einem Gespräch zu bitten, aber er würde sich mit Sicherheit fragen, ob die Sache ebenso gelaufen wäre, wenn ein Team von ihm das Gespräch geführt hätte. Und er trug die ganze Verantwortung. Das Elend der vielen Möglichkeiten würde ihm für Monate den Schlaf rauben. Er hatte mit seinen Leuten gut und strikt gearbeitet und kassierte jetzt einen toten Täter, der sich vor meiner Badewanne gerichtet hatte.
    »Dumm gelaufen«, sagte er mit einem messerscharfen Lächeln, als er aus meinem Haus marschierte.
    Da hockten wir also, die Emma, die Nina und ich.
    Wir mussten irgendetwas tun, uns aus der Starre befreien. Also zogen wir Nina wieder auf meinen Dachboden um, und sie berichtete uns lächelnd, sie habe es fertiggebracht, einige Dinge, die ihr bis jetzt heilig gewesen seien, einfach wegzuschmeißen. Vielleicht war das ja der Beginn neuen Lebens.
    P-2 rief an und sagte, sie hätten ungefähr vierzig Leute und Firmen aus sechs europäischen Staaten identifiziert, und sie würden demnächst zugreifen und dem bösen Treiben in Hillesheim ein Ende bereiten. Also würde das Ehepaar Jaax etwas mehr als den Orden der GOLDENEN KARTOFFEL bekommen. Und natürlich überschlug sich P-2 vor Dankbarkeit und sicherte uns unsterblichen Ruhm zu, denn das Schmuggellager sei die absolute Krönung der Zollfahnder seit zehn Jahren.
    Emma hatte Rodenstock vom Augang der Sache berichtet und freute sich für ihn, dass er sich bestätigt sehen durfte. Das könne seinem Heilungsprozess nur gut tun, sagte sie.
    Die Katzen schauten kurz vorbei, verschwanden aber wieder, weil unsere Stimmung nicht gerade nach Jubel aussah und Katzen unklare Stimmungen vermeiden.
    Dann meldete sich mein Telefon. Emma reichte es mir herüber, ich sagte: »Baumeister hier.«
    Zu Anfang erkannte ich seine Stimme nicht, aber dann erinnerte ich mich an ihn.
    Er teilte vertrauensvoll mit: »Gemeinde Blankenheim hier. Sozialamt. Wir beide haben ja schon mal miteinander gesprochen. Sie haben das mit dem Wasser und dem Strom für Herrn Schibulski erledigt, was ja an sich gut war. Nun ist er entschlafen, und ich frage mich, ob Sie uns noch einmal entgegenkommen könnten. Wir hätten da ein günstiges Angebot eines hiesigen Bestattungsunternehmens. Und weil die Gemeinde an sich nahezu pleite ist, frage ich mal an.«
    »Wie viel wäre es denn?«, fragte ich.
    »426,79 Euro«, sagte er. »Und wir stellen natürlich kostenlos den Friedhofsplatz für die Urne. Also das wäre sehr günstig.«
    »Macht mal«, sagte ich.
     
    ENDE
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