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Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection
Autoren: Jacques Berndorf
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Freund Bleckmann benahm sich kindisch, und, was am schlimmsten war: Ich konnte mich nicht mehr auf ihn verlassen.«
    Emma warf mir einen schnellen Blick zu und fragte dann harmlos: »Was wollte diese Mutter denn nun hier in Deutschland?
    »Sie wollte ihre Tochter nach Hause holen«, sagte er, und er hatte dabei ein Gesicht, als könne er es immer noch nicht fassen. »Sie hat gesagt, sie habe dem lieben Gott einen Eid geschworen. Ich weiß nicht, was solche Frauen denken, ich weiß nicht, wie sie ticken. Sie wollte ihre Anna nehmen und nach Polen zurückkehren. Sie lebten dort in einer Holzbude, oben mit Dachpappe drauf. Sie hatten einen klapprigen, schlechten Ofen, aber kein Holz dafür. Sie hatten kein Geld, und sie verkamen, weil sie im Dreck lebten. Sie hatten einen Acker mit Kartoffeln und ein Beet für Möhren und nie genug zu essen. Deshalb ist die Tochter doch ausgebrochen, deshalb flüchtete sie nach Warschau, wo sie sehr schnell ihre Schönheit einzusetzen lernte. Diese alte Dame war mindestens so verrückt wie ihr Sohn und wie ihre Tochter zusammen.« Er wedelte völlig verunsichert mit beiden Händen. »Ich erzähle Ihnen mal die Geschichte, wie sie wirklich war. Anna fing in Warschau auf dem Straßenstrich an. Schon da ist diese Mutter gekommen und hat einen Riesenwirbel gemacht, um sie heimzuholen. Später war Anna dann was wirklich Besseres. Feines Etablissement, Altstadt von Warschau, richtig seriös und gut ausgestattet. Zwanzig erstklassige Damen. Auch da erschien diese Mutter und wollte ihre Tochter zurückholen. Sie erschien nicht einmal, sondern dreimal. Und beim letzten Mal brachte sie einen katholischen Priester mit. Und ob Sie es glauben oder nicht: Dieser Priester hat in dem Etablissement zu predigen angefangen. Er machte in Exorzismus, er wollte ihr den Teufel austreiben. Und das, obwohl gerade zwei ganz wichtige Politiker zu Gast waren. Anna sagte, sie habe sich zu Tode geschämt. Hier war es genauso: Mutter und Sohn tauchten hier in unserem Zentralbüro auf, klingelten und sagten, sie hätten gern ihre Anna wieder und wollten dann zusammen mit Anna heim nach Polen fahren. Ich sage Ihnen, ich habe das nicht geglaubt, ich dachte, da spielt mir einer einen Streich, da will mich ein Kollege verladen.«
    »Da gab es auch einen Scheck«, sagte Emma leise. »Einen Scheck über 300.000 Euro. Können wir den mal sehen?«
    »Selbstverständlich«, nickte Elvis. »Der Scheck ist ja mittlerweile berühmt.« Er ging hinter seinen Schreibtisch, zog eine Schublade auf und nahm ein Schriftstück heraus. »Das ist der Scheck«, sagte er und reichte ihn Emma. »Handsigniert von seiner Eminenz Norbert Bleckmann, der Preis für Anna. Ob Sie es glauben oder nicht, ich habe das damals in jener Nacht für einen Scherz gehalten. Aber es war kein Scherz, es war ihm bitter ernst. Er wollte diese Frau haben. In meinem Gewerbe kann man alles Mögliche kaufen, nur keinen Menschen. Das geht immer schief. Ich wollte ihn bei Gelegenheit Bleckmann als Gag schenken, aber da war ja alles zu spät.«
    »Lieber Himmel!«, sagte Emma leise und gab ihm den Scheck zurück.
    »Dann müssen wir über Friedhelm Werendonk sprechen«, sagte ich. »Er versuchte, Bleckmann zu kontrollieren, aber er war nicht immer erfolgreich. Was wissen Sie darüber?«
    »Ich habe diese Frage erwartet«, nickte er. »Aber ich fürchte, ich kann da nicht helfen. Werendonk saß ein paar Mal hier und wollte Auskünfte über Bleckmann. Aber ich konnte seine Fragen nicht beantworten, ich hatte zu wenig Ahnung von Bleckmanns Geschäft. Werendonk sagte: >Der Bleckmann läuft uns aus dem Ruder, der Bleckmann ist eine Chaosfigur, der Bleckmann ist nicht mehr verlässlich, der Bleckmann baut Scheiße, der Bleckmann ist krank.< Ich weiß, das hing mit Anna zusammen. Bleckmanns Annakrankheit war ja wirklich eine Krankheit, eine schwere Störung. Ich habe als Stammgast einen ziemlich bekannten Psychiater aus Köln. Der sagte mir: >Eine Frau kann eine Krankheit sein.< Gott sei Dank kommt es nur selten vor. Da kann ich Ihnen nicht helfen, so gern ich es täte.«
    »Sie selbst haben mit Werendonk oder seinem Chef Glatt keine Geschäfte gemacht?«, fragte Emma schnell und hart.
    »Nein!«, sagte er ebenso schnell.
    »Und Werendonk war kein Gast in Ihren Etablissements?«, fragte sie weiter. »Nein, niemals. Der nicht.« Dann war es erstaunlich still.
    Emma fragte weiter: »Und Sie sind auch bei Glatt oder Werendonk nicht eingestiegen? Keine gemeinsamen
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