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Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection
Autoren: Jacques Berndorf
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Ergebenheit gewartet hat, damit die Einsamkeit vergeht.«
    »Ich muss mich ablenken, ich lese«, sagte Emma, als die Kaffeetassen vor uns dampften. Sie griff neben sich nach einem Buch in einem kleinen Regal und war augenblicklich versunken, obwohl ich den Verdacht hegte, dass sie keineswegs las, sondern an ihren Rodenstock dachte. Sie brauchte für eine Doppelseite immerhin eine Stunde, so lange dauerte es, bis die Kriminalbeamten auftauchten.
    Ich legte die Illustrierte beiseite, mit der ich mich gelangweilt hatte.
    »Tja«, sagte der kleine Dicke aufgeräumt. »Also, der Tote geht gewissermaßen in Ordnung, aber sein Auto weniger.«
    »Es ist so«, murmelte der Lange mit traurigem Gesicht, »dass das Auto etwas ganz Besonderes bietet. Es ist alles ganz normal, nur mit dem Beifahrersitz stimmt etwas nicht. Auf der Seite ist das Fahrzeug klinisch sauber. Irgendjemand, vielleicht der Fahrer, hat alle mit den Händen erreichbare Flächen systematisch saubergewischt, es ist so, als hätte auf dem Beifahrersitz niemals irgendeine Person gesessen. Nicht der Hauch eines Fingerabdrucks, keine erkennbaren Flusen auf dem Sitz. Das Fahrzeug hat einen Kilometerstand von rund 40.000. Das erscheint uns sonderbar, sehr sonderbar. Ein Bergefahrzeug des ADAC kommt gleich, wir lassen es in die kriminaltechnische Untersuchung bringen. Irgendetwas stimmt da nicht. Der Staatsanwalt muss entscheiden.«
    »Das ist also der zweite sehr komische Tote!«, stellte Emma ruppig fest.
    »Aber das wissen wir doch gar nicht«, murmelte ich besänftigend.
    Sie starrte mich aus kugelrunden Augen wütend an. »Ausgerechnet du hast es nötig, höflich und zurückhaltend zu sein!«
    Was das sollte, war mir schleierhaft. Ich schwieg jedenfalls.

2. Kapitel
     
    Ich fuhr sie nach Hause nach Heyroth, sie stieg aus und äußerte muffig: »Ich werde einen ausgedehnten Frühjahrsputz machen, das zerstört den Rest meines Selbstwertgefühls immer am gründlichsten.«
    »Wo ist eigentlich euer Hund?«
    »Den habe ich an andere Leute verschenkt. Hättest du ihn gern gehabt?«
    »Eher nein. Grüß mir den Rodenstock, bitte.«
    »Ja, ja. Falls er überhaupt mit mir redet.«
    »Du bist richtig mies drauf.«
    »Korrekt.«
    »Warum denn eigentlich?«
    Sie kam um das Auto herum auf meine Seite. Sie war blass, ihre Augen wirkten leer, und sie sah mich nicht an. »Ich habe mehr als zwei Jahre mit einem hochdepressiven Mann gelebt. Es war eine ständige Achterbahnfahrt, weißt du, auf nichts war Verlass, am wenigsten auf ihn. Und manchmal packte es mich zu den unmöglichsten Zeiten, morgens um zehn oder nachts um drei. Und ich dachte zittrig: Der wird doch nicht? Dann rannte ich los, um ihn irgendwo im Haus zu suchen. Und er hockte in seinem Rollstuhl und sagte kein Wort, er war, ja … ein widerliches Gespenst. Ich bin auch der Meinung, dass er kein Recht hatte, mir das alles anzutun.«
    »Vielleicht schafft er es jetzt.«
    »Ich kann kein Vielleicht mehr ertragen, meine Batterien sind leer. Mach’s gut, und komm mal vorbei, wenn du dich an mich erinnerst.«
     
    Ich war also nicht gerade in Hochstimmung, als ich auf meinen Hof rollte, und ich hatte nicht die geringste Lust, meine eigenen Unsicherheiten anzuschauen. Der Tag war gelaufen, die Unwägbarkeiten blieben, wahrscheinlich hatte ich sogar Angst vor der Nacht, Angst vor meinem leeren Haus.
    Der tote Geologe Dr. Christian Schaad war mir ebenso gleichgültig wie der tote Kaufmann Norbert Bleckmann, der nachts in seinem Luxusgefährt gänzlich unspektakulär aus dem Leben geschieden war, und der seinen Nebensitz so gründlich sauber gewischt hatte, dass das Kriminalbeamten nicht gefiel.
    »Ja und?!«, hätte ich am liebsten gebrüllt, aber wer brüllt schon so undiszipliniert, wenn niemand ihm zuhört?
    Satchmo erzählte mir lebhaft irgendein großes Abenteuer seines Tages, während Schneewittchen um meine Beine strich, als würde sie dafür bezahlt. Ich richtete ihnen etwas Nassfutter an und stellte es auf die Terrasse, damit sie eine Ahnung von frischer Luft bekamen.
    Longerichs Goebbels-Biografie interessierte mich um diese Zeit auch nicht so recht, ich hatte kein Manuskript in der Maschine, das wirklich drängte, und spielte durchaus mit dem Gedanken, ins Bett zu gehen. Aber es war erst acht Uhr am Abend, und ich war ganz sicher, dass ich dann gegen Mitternacht im Haus herumlaufen würde, um mich bei den Katzen zu beschweren, dass ich nicht schlafen konnte.
    Mit einem Wort: Ich war mir selbst zu viel. Ich
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