Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
Norbert Bleckmann?«
    »Weiß ich nicht. Beruf Kaufmann.«
    »Wann hat man ihn gefunden?«
    »Ist noch nicht lange her. Da wollte ein Bauer mit seinem Traktor vorbei, und Bleckmann stand im Weg. Vor anderthalb Stunden.« Dann löste sie ihren Sicherheitsgurt, streckte sich nach vorn durch, atmete erleichtert auf und sagte: »Ich tu das mal in dein Handschuhfach. Das zwickt so am Hintern.« Dann klappte sie das Handschuhfach auf, legte ihre Achtunddreißiger hinein und klappte es wieder zu.
    »Sag mal, bist du verrückt?« Ich wurde wütend. »Ich denke, der Kerl ist schon tot.«
    »Ja, ja, die Macht der Gewohnheit«, murmelte sie demütig.
    »Das fängt ja richtig gut an.«
    »Schon gut, schon gut. Warum bist du so nervös?«
    »Tut mir leid. Wir sind im Augenblick wohl beide nicht ganz alltagstauglich.«
    Nach etwa dreißig Minuten befahl mir die Frau nach rechts abzubiegen. Es ging in eine kleine Neubausiedlung, an deren Ende ein Feldweg begann, der Am Wegrain hieß und eine braune Fahrspur für die Trecker hatte, in der Mitte eine Rippe aus grünem Gras. Es ging ungefähr zweihundert Meter geradeaus, dann in einem rechten Winkel nach links.
    »Da sind die Polizisten«, sagte Emma. »Fahr nicht zu nahe heran.«
    »Ich fotografiere«, sagte ich drohend.
    »Ja, gut, aber bitte unauffällig.« Sie stieg aus und ging zu den Uniformierten, die neben ihrem Fahrzeug standen. Sie reichte ihnen die Hand, und sie sprachen miteinander. Es war klar, die kannten sich. Von früher, von weiß Gott woher. Wahrscheinlich von früheren Einsätzen. Als Frau von Kriminalrat a. D. Rodenstock war Emma jedem Eifeler Polizisten ein Begriff. Immerhin ist sie drüben in Holland selbst mal Polizeichefin gewesen. In einem anderen Leben.
    Ich nahm die kleine Leica und trottete hinter ihr her.
    Etwa fünfzig Meter entfernt stand eine überdimensionierte, schwarze Mercedes-Limousine, die Fahrertür stand offen.
    Ich hörte, wie einer der Uniformierten sagte: »Wir haben nicht abgesperrt, weil hier nichts abzusperren ist. Am Ende der Welt.«
    »Ich soll mich nur umsehen, hat Kriminalrat Kischkewitz gesagt. Was sagt Ihre Erfahrung?«
    »Also, nach der Hautfarbe zu schließen, würde ich sagen, der Mann ist bestimmt zwölf Stunden tot. Die Haut ist grau bis leicht bläulich«, sagte der Polizist freundlich. »Keine Verletzung oder so was. Sieht so aus, als wäre er hierher gefahren und dann gestorben.«
    »Und Sie haben ihm die Papiere abgenommen?«, fragte Emma.
    »Ja, hier ist die Brieftasche. Alles drin. Personalausweis, Führerschein, Bankkarten und was man sonst so braucht. Sie steckte in der Innentasche des Jacketts links. Er ist aus Köln, fünfzig Jahre alt. Ein Paar hundert Euro in bar in einer silbernen Klammer in der linken Hosentasche. Kein Kleingeld. Es sieht nicht so aus, als habe ihn jemand durchsucht, die Kleidung ganz locker und normal. Also, wenn man von zwölf Stunden seit dem Exitus ausgeht, dann ist er hier gegen drei Uhr nachts gestorben, denke ich mal. Und er war allein. Es herrschte Nebel heute Nacht. Seine Tür, die offen stand, ist im Innenbereich ziemlich feucht. Der Schlüssel steckt.«
    »Irgendeine Ahnung, warum er ausgerechnet hier geparkt hat?«, fragte Emma.
    »Also, gleich vor dem Fahrzeug bricht das Gelände steil nach unten ab. Da liegt fünfzehn bis zwanzig Meter tiefer der Milchbetrieb von Sebastian Jaax, ungefähr neunzig Tiere. Mit dem kann dieser Mann nichts zu tun haben, ich habe den Bauern schon angerufen, der kann sich nicht vorstellen, was der Tote hier gewollt haben kann. Das hat man ja manchmal in der Eifel. Die Leute rauschen über die Bundesstraßen, sind müde, wollen mal ausspannen, mal was anderes sehen als das Licht vom Auto. Dann stellen sie sich irgendwohin, dösen, schlafen ein. Der hier ist gleich gestorben.«
    Emma nickte und sagte etwas lauter zu mir gewandt: »Siggi, kannst du den Toten mal für mich aufnehmen? Nichts Besonderes, von beiden Seiten und so. Für den Fall, dass Kischkewitz eine spezielle Frage hat.«
    »Das mache ich«, murmelte ich und lächelte die Polizisten an, die natürlich genau wussten, dass ich der Baumeister war, dass ich mit der Polizei eigentlich wenig zu tun hatte, aber den Kriminalrat Kischkewitz duzte. »Dann hätte ich aber noch eine Frage an die Fachleute«, murmelte ich »Was ist das denn für ein Schiff?«
    »Genau das habe ich auch gefragt«, nickte der Polizist lächelnd.
    Sein jüngerer Kollege strahlte ohne jeden Neid: »Das ist ein S 600, ich habe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher