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Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection
Autoren: Jacques Berndorf
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nachgeguckt. Langer Radstand, zwölf Zylinder, 517 PS. Der kostet ohne jedes Extra genau 156.580 Euro. Es gibt aber noch eine Version, die ein paar PS mehr hat und runde zehntausend mehr kostet. Aber der hier würde mir schon reichen.«
    »Dann schauen wir mal«, bestimmte Emma.
    Ich fotografierte. Der Tote sah gut und gepflegt aus, trug ein schwarzes T-Shirt zu einem grauen Anzug. Eine Breitling mit einem hellbraunen Lederarmband am rechten Handgelenk. Er war schlank, das Gesicht war schmal und energisch, der Kopf mit den graumelierten, kurzen Haaren war nach rechts auf die Schulter gefallen, eine Lehne rechts von ihm hatte verhindert, dass er wegrutschte.
    Der jüngere Polizist murmelte: »Der sieht doch eigentlich friedlich aus.« Es klang so, als wolle er sich beruhigen.
    »Er riecht ein bisschen streng, er ist natürlich ausgelaufen«, murmelte der ältere Beamte.
    »Haben Sie in den Kofferraum geguckt?«, fragte Emma.
    »Haben wir nicht, wir hatten ja keinen Anlass«, antwortete der Jüngere. »Wir wollten auch nichts verändern. Wollen Sie reinsehen?«
    »Ja, bitte«, nickte ich. »Wenn’s geht.«
    Er kam an die rechte Wagenseite, beugte sich vor dem Toten nach vorne und drückte irgendeinen Knopf. Die Heckklappe hob sich langsam.
    Ein Handy meldete sich, Emma sagte: »Ja?« Und dann nach einer kleinen Weile: »Alles klar, bis gleich.« Sie sah die beiden Uniformierten an. »Die Spurensicherung ist im Anflug. Da kommen zwei Kollegen von Ihnen aus Wittlich. Sie sind gleich erlöst.«
    Ich fotografierte den Kofferraum. Er war leer. »Was denkst du?«, fragte ich Emma.
    »Nichts Besonderes«, murmelte sie. »Das sieht mir nicht nach einer unklaren Sache aus. Herzversagen oder so etwas. Vielleicht Infarkt.«
    »Aber sein Gesicht ist so friedlich.«
    »Das Gesicht hatte Zeit, sich zu entspannen. Hast du diesen Bauernhof da unten fotografiert?«
    »Habe ich. Das Übliche. Ein relativ kleines Wohnhaus, ein großer, teils offener Stall. Ein drittes Gebäude für die Maschinen, Traktoren und so weiter. Eine abgetrennte Garage für zwei, drei Autos. Ein Riesenplatz für den Mist mit der ganzen Automatik. Nichts Besonderes, nichts außerhalb des Gewöhnlichen.«
    »Kennst du die Leute?«
    »Nein, keine Ahnung. Was sollte dieser Bleckmann auch mit denen zu tun haben?«
    »Weiß ich nicht«, sagte sie gleichgültig. Dann stellten wir uns ein paar Schritte abseits außer Hörweite, und Emma war plötzlich ganz kleinlaut: »Glaubst du, dass Rodenstock es schafft?«
    »Ja, glaube ich. Wenn er es will, schafft er es. Du wirst also jeden Tag nach Wittlich fahren?«
    »Nein. Die erste Woche darf ich nur mit ihm telefonieren. Abends gegen 19 Uhr, fünf Minuten. Sie checken ihn durch, sie verordnen irgendwelche Mittel, sie bringen ihn irgendwie körperlich in Schuss. Dann kommt die Therapie, jedenfalls der Anfang davon. Dann geht es in eine stationäre Therapie. Irgendwo. Sie sagen, dass es besonders wichtig sei, ihn erst einmal zu isolieren. Auch wenn er lange Zeit ein Ekel war, ich weiß überhaupt nicht, wie ich ohne ihn leben soll.«
    »Wenn er es schafft, schaffst du es auch.«
    »Du sprichst ein großes Wort gelassen aus. Was ist mit Gabi?«
    »Ich weiß es nicht. Im Augenblick weiß ich nichts.«
    »Du bist entweder gottjämmerlich friedlich, oder du hast die Hosen voll.«
    »Ich bin für volle Hose.«
    »Auch das noch. Ich möchte rauchen.«
    Emma sprach noch kurz mit den Beamten, dann setzten wir uns in mein Auto und rauchten.
    Es tuckerte ein uralter kleiner Fiat heran, aus dem zwei Männer stiegen, der eine sehr dünn und lang, der andere klein und rundlich. Wir gingen auf die Beamten zu.
    Der Lange sagte zu Emma: »Sind Sie eigentlich noch immer im Dienst bei den holländischen Kollegen?«
    »Nein«, antwortete sie. »Ich stehe auf einer Liste mit Beamten, die im Notfall berufen werden können. Aber meine aktive Zeit ist zu Ende. Das ist Baumeister, ein Freund. Er hat mich gefahren. Das da vorne ist der Tote samt Fahrzeug. Wir haben nichts Auffälliges festgestellt. Wir würden auf Sie im Ort warten. Das Lokal heißt Sherlock, da kriegen wir einen Kaffee.«
    »Das geht in Ordnung«, nickte der kleine Dicke. »Wir sehen uns.«
     
    Also fuhren wir wieder nach Hillesheim hinein und hockten uns im Sherlock in den Raum für die Anhänger von Tabak, um uns herum eine unglaubliche Ansammlung von Trödel und Verzichtbarem. Mein Vater hätte wahrscheinlich gesagt: »Alles Dinge, auf deren Anwesenheit die Welt in stiller
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