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Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection
Autoren: Jacques Berndorf
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dem Krankenwagen her, und habe Rodenstock nur noch einmal gesehen, als er auf einer Trage lag, in einem richtig miesen, grün gekachelten Raum mit einer traurigen Zimmerpalme und zwei sechs Wochen alten Illustrierten. Wahrscheinlich hatte er drei Kilo Diazepame im Bauch. Natürlich habe ich geheult. Er hat mich lange angeguckt, dann hat er schallend gelacht, dann hat er richtig boshaft geflüstert: >Das war einwandfrei eine Tötungsabsicht!<«
    »Und? War es das?«
    »Ein bisschen schon«, murmelte sie. »Und er hat mir gesagt, dass er in eine Therapie geht.« Dann trank sie ihren zweiten Schnaps.
    »Aber eigentlich wollte ich ihm nichts Böses.« Sie fing an zu kichern: »Du hättest sein Gesicht sehen sollen, Baumeister. Blöd wie ein Karpfen.«
    »Emma, die Wunderheilerin.«
    »Na ja«, sagte sie, um dann schnell und angriffslustig zu fragen: »Wo ist eigentlich Gabi?«
    »Die ist seit zehn Tagen in Stuttgart und verhandelt ihre Scheidung. Sie muss aus Versicherungsverträgen herausgeschrieben werden, aus Erbschaftsbestimmungen, aus Besitzunterlagen, sie muss die alten Verbindungen kappen, und wahrscheinlich auch ein bisschen mit ihrem Ex reden, damit die Stimmung friedlich bleibt.«
    Sie verzog das Gesicht, als bereite ihr meine Antwort Schmerzen. »Das glaubst du doch selbst nicht.«
    »Warum denn nicht?«
    »Zehn Tage, Baumeister? Ruft sie dich wenigstens an?«
    »Warum soll sie das denn tun?«
    »Wann will sie denn hier wieder eintrudeln?«
    »Herrgott, Emma!«
    Sie sah mich sehr eindringlich an, dann flüsterte sie: »Ach, du verdammte Scheiße!«
    Schneewittchen räkelte sich, wurde wach und strich um Emmas Beine.
    »Fang bloß nicht an, dich wie mein Mann zu benehmen.«
    »Es ist gut, Emma, es ist jetzt gut.«
    Sie stand auf und nickte grimmig. Dann ging sie hinaus, setzte sich in ihr Auto und fuhr wie immer mit viel zu viel Gas vom Hof.
     
    Der Buntspecht, der den ganzen Winter über mein Vogelhäuschen angeflogen hatte, hockte am Stamm des dicken Holunders und bearbeitete etwas verbissen die grüne, raue, schrundige Rinde. Das Dompfaffpärchen suchte im schmuddeligen Gras nach letzten körnigen Herrlichkeiten aus meinem Winterstreu. Es war alles so verdammt schnuckelig und niedlich, so richtig romantisch und aufgeräumt und rundum heiter und bis zum Erbrechen erbaulich.
    Eine Stunde später war alles ganz anders.
    Emma rief an und flötete aufgeräumt: »Wir haben eine Leiche, und Kischkewitz sagt, er kann im Moment nicht hin. Er steckt fest an der Mosel. Und die Kollegen feiern mehrheitlich krank. Also, Land unter auf ganzer Linie. Er flucht wie wild, aber er meint, dass es wichtig sei, dass sich jemand die Sache schnell ansieht. Jemand, auf den er sich verlassen kann. Kurzum: Er fragt, ob wir uns die Leiche ansehen können, er hat den Beamten vor Ort schon Bescheid gegeben. Offenbar war er sich sehr sicher, dass wir zusagen würden.« Sie unterdrückte ein Lachen. »Kischkewitz kennt dich und deine Neugierde sehr gut. Kommst du?«
    »Jetzt? Am helllichten Tag?«
    »Ja, am helllichten Tag.«
    Ich machte mich sehr schnell auf den Weg, weil ich damit der Frage ausweichen konnte, ob ich Gabi anrufen sollte oder nicht. Ich scheuchte die Katzen ins Freie, damit sie gesund blieben.
    Emma stand in Heyroth vor dem Haus, stieg zu und sagte mit einem Seitenblick: »Ich entschuldige mich für mein schlimmes Benehmen von wegen Gabi. Geht mich ja nichts an.«
    »Es geht dich durchaus etwas an, aber ich kann es nicht ändern.«
    »Oder so«, nickte sie. »Kennst du einen gewissen Norbert Bleckmann?«
    »Wer ist das?«
    »Der Tote.«
    »Und wo ist er?«
    »Sitzt in seinem Auto. Das Ermittlungsteam ist unterwegs. Kischkewitz schimpft wie ein Rohrspatz, weil er keine Leute hat. Zwei Selbstmorde, ein Bankraub, ein Verdacht auf Vergewaltigung, ein unbekannter Toter an der Mosel. Wittlich ist überlastet, Trier ist überlastet, Mayen hat selbst genug am Hut. Und es ist Sonnabend, die Welt findet nicht statt. Also nach Hillesheim.«
    »Hillesheim?«
    »Ja. Dieses Auto steht irgendwo auf einem Hügel, die Straße heißt Am Wegrain und ist eigentlich keine Straße. Na ja, wir werden sehen. Also Hillesheim, dann raus Richtung Jünkerath und Stadtkyll, dann irgendwo rechts. Da muss ein Streifenfahrzeug stehen.«
    Ich tippte die Straße in mein Navi, und die freundliche Frau sagte: »In siebenhundert Metern links abbiegen.«
    »Das ist schon mal falsch«, widersprach ich. »Da ist eine Baustelle mit Umleitung. Wer ist dieser
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