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Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Titel: Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher
Autoren: Heinrich Kraus
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Kapitel 1

    M eine Eltern hätten sich gewiß geärgert, denn Meerschweinchen Strups hockte im Wohnzimmersessel und knabberte an einer Gelbrübe, die ich ihm geschenkt hatte.

    Doch so war ich wenigstens nicht ganz allein, und auch er mußte nicht einsam in seinem Ställchen sein, nachdem ich versprochen hatte, den Nachmittag über im Hause zu bleiben.
    Die Schulaufgaben machten mir mal wieder gar keinen Spaß. Ich schimpfte laut vor mich hin, und Strups schaute mich immer verwunderter an, denn er brauchte als Tier weder Dreisätze zu lösen noch Deutschaufsätze über so verrückte Themen zu schreiben. Ist ja auch allerhand, was diese Lehrer sich ausdenken, um uns arme Schüler zu schikanieren. „Ich“! Wer kann schon drei Seiten über sich selbst schreiben, nur über seine Person! Ich las, was ich bisher stöhnend zusammengekritzelt hatte. Zwei volle Stunden hatte ich dafür gebraucht, weil man über andere vieles wüßte, zum Beispiel, daß sie Feiglinge und Dummköpfe sind, aber über sich selbst nichts.
    „Der Mensch ist ein Säugetier und hatte den gleichen Großvater wie der Affe, was man manchen heute noch anmerkt. Während vieler Jahrtausende hat er sich entwickelt, das heißt, daß er sein Fell ganz verloren hat und nur noch an wenigen Stellen Haare wachsen, daß er sich überallhin ausbreitete, eine Menge Unterrichtsfächer erfand und immer gefährlicher wurde. Erst hat er sich in einzelne Rassen gespalten, so daß es bald schwarze, rote, gelbe und weiße Menschen gab, und dann in Völker, die so zahlreich geworden sind, daß ich nur einige Beispiele nennen kann: das deutsche, das chinesische und das siouxische Volk. Zuletzt entstanden noch die Stämme, von denen es unheimlich viele gibt. Alle haben eines gemeinsam, nämlich daß keiner den andern leiden kann und jeder am liebsten Streit mit jedem anfängt.“
    Dies war die Einleitung meines Aufsatzes, dessen Hauptteil ich so begonnen hatte: „Ich bin auch ein Mensch, und zwar ein Junge von zwölf Jahren, also noch nicht ganz ausgewachsen, weil der Mensch erst mit achtzehn damit aufhört. Mein Name ist Sigi Wulle. Sigi heiße ich, weil meine Eltern damals diesen Namen schön fanden, als ich auf die Welt gekommen war, und Wulle, weil auch mein Vater, Großvater, Onkel und Urgroßvater so genannt wurden. Ich bin männlich und habe rotes Haar sowie Sommersprossen im Gesicht, worüber sich die anderen Jungen lustig machen. Manche Mädchen finden das aber schick, da es nur selten vorkommt und sie mit mir angeben können. Außerdem stehen meine Zähne ein wenig vor, weshalb ich bisweilen ,Karnickel’ gerufen werde. Dann gibt es Krach, denn das lasse ich mir nicht gefallen, und obwohl ich meist kleiner als meine Gegner bin, gewinne ich meistens, weil ich viele Tricks und Griffe kenne, die mir Onkel Eduard beigebracht hat, der ein Privatdetektiv ist...“
    Weiter war ich bisher nicht gekommen, und ich hatte auch keine Lust fortzufahren. Wütend schmiß ich das Heft in eine Ecke und erhob mich, um die Wohnung ein bißchen zu erforschen. Meine Mutter fand nämlich immer neue Stellen, wo sie die Süßigkeiten vor mir versteckte, die ich gern stibitzte. Da sie mit Vater einen ganzen Tag lang weggefahren war, bot sich eine günstige Gelegenheit für diese Expedition. Leider gelangte ich jedoch nur bis zur Speisekammer, denn plötzlich klingelte die Türglocke.
    Hastig schloß ich ab und überlegte, wie ich mich verhalten sollte. Öffnen? Nicht öffnen? Es konnte sich um eine Tante handeln, die sauer gewesen wäre, wenn ich sie nicht hereingelassen hätte. Andererseits war ich nicht erpicht darauf, mir verwandtschaftliches Geschwätz anzuhören, das mir noch weniger gefallen hätte als der Aufsatz über mich selber. Leise schlich ich in den Flur und sah durch das Milchglas der Haustür die Silhouette eines Erwachsenen, eines Mannes. Na ja, dachte ich, wenigstens kein Getratsche. Und am hellichten Tag...
    Ein alter grauhaariger Mann stand da und lächelte mir freundlich zu. Sein Atem ging schwer, und seine Hände zitterten so sehr, daß es ihm kaum gelang, die Tasche zu öffnen, die vor ihm auf dem Boden stand.
    „Sie brauchen sich keine Mühe zu geben“, sagte ich.
    „Weshalb nicht?“ fragte er.
    „Weil meine Eltern verreist sind.“
    „Du mußt ja nicht gleich was kaufen, nich ! „
    „Was sonst?“
    „Ich möchte dir nur was Hübsches zeigen.“ Er zog einen Tomahawk aus der Tasche und hielt ihn mir vor die Nase.
    Ich staunte, denn es war wirklich eine
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