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Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live: Vom Überleben unter Zombies (German Edition)
Autoren: Kim Paffenroth
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inzwischen nicht mehr Tiere zu sehen waren, schließlich fraßen die Zombies sie nicht. Aber wohin ich auch ging, überall schien es nun noch weniger Tiere zu geben als früher, als die Menschen noch über die Erde regiert hatten. Ich hörte fast nie einen Vogel singen. Tauben und Eichhörnchen sah ich nur selten. Es schien beinahe, als seien auch die Tiere vor den Schrecken geflohen, als die Herren über das Tierreich starben, und als ließen sie deren Mausoleum nun so lange in Frieden, bis es vollständig zerfallen war und sie es, nach einer angemessenen Trauerzeit, wieder zurückerobern konnten. Ich weiß, dass diese Vermenschlichung ziemlich wahnhaft klingen muss, aber manchmal, wenn man sich ganz allein an einem dieser toten Orte befand, kam man gegen diese Gedanken nicht an.
    Ich durchsuchte die Überreste einiger Läden, wagte mich aber kaum mal ein paar Schritte in die dunklen Gebäude hinein, da ich fürchtete, die Toten könnten in einem Hinterhalt lauern. Die Einrichtungen eines Juweliers und eines Modegeschäfts waren beinahe unangetastet – schon komisch, wie schnell sich in den letzten, chaotischen Tagen der Menschheit die Prioritäten verschoben hatten.
    Dort sah ich vermutlich Hunderttausende von Dollar an Diamanten vor mir, unter die sich die Scherben der Glasvitrinen gemischt hatten, in denen sie einst ausgestellt gewesen waren: Beide glitzerten in der Sonne, aber seit ein paar Monaten besaßen sie aufgrund radikaler, traumatischer Ereignisse auch denselben Wert. Ich stellte mir vor, dass im letzten Winter – dem ersten Winter in einer Welt, in der nun jede Jahreszeit mehr oder weniger tot war – der Schnee genauso leuchtend geglitzert hatte, als er hereinwehte und die Diamanten bedeckte, die in besseren Zeiten Hunderte von Bräuten geschmückt hätten. Ein kurzer Blick in einen Schnapsladen reichte, um zu erkennen, dass die Auswahl dort längst nicht mehr so groß war – die menschliche Natur und ihre Gelüste änderten sich nun mal nicht –, aber ich fand ein paar Schritte hinter der Tür noch eine Flasche billigen Bourbon, also griff ich zu und steckte sie ein. Ich hatte keine Ahnung, wann der Zeitpunkt kommen würde, an dem ich so unvorsichtig sein durfte, sie tatsächlich zu genießen, aber da ich sonst nicht viel zu tragen hatte, schien es mir durchaus einleuchtend, sie mitzunehmen.
    Mir war klar, dass ich schon zu weit in die tote Stadt eingedrungen war, aber in der nächsten Straße hatte ich einen kleinen Supermarkt gesehen, in dem vielleicht noch Lebensmittel zu finden waren. Seine Fensterfront zeigte nicht in dieselbe Richtung wie die der Läden, die ich bereits durchsucht hatte, also würde es im Inneren zumindest heller sein. Die großen Schaufenster waren noch ganz, aber das Glas der Eingangstür war zerbrochen. Ich blickte die Straße hinauf und hinunter, und da sich nach wie vor nichts regte, betrat ich den Laden.
    Ich war auf der Suche nach Cremetörtchen. Als die letzte Krise der Menschheit begann, hatten sich die Menschen instinktiv mit Konserven eingedeckt: Ich glaube, Dosenfleisch hat sich für immer und ewig als das Nahrungsmittel der Apokalypse in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt. Anfangs kauften die Menschen einfach alles, was in Dosen zu haben war, aber dann, nach nur wenigen Tagen, als Bargeld völlig wertlos wurde und die Läden nicht einmal mehr geöffnet waren, fielen die Stärkeren über die Schwächeren her und rafften zusammen, was sie kriegen konnten. Seit ich auf Nahrungssuche war, war mir keine einzige Konserve in irgendeinem Laden begegnet: Dosen fand man nur noch in Wohnhäusern, und selbst dort waren sie mittlerweile sehr rar. Für den Moment waren also Cremetörtchen der Snack der Wahl. Was ich tun würde, wenn sie irgendwann ungenießbar und meine letzten Konserven aufgebraucht waren, war eine Frage, mit der ich mich erst in ein paar Monaten beschäftigen musste und die daher in meinen Notfallplanungen längst noch nicht vorkam.
    Keine Ahnung, ob die urbanen Legenden, die besagten, Twinkies und diese kleinen, pinkfarbenen Schneeball-Törtchen würden sogar eine Atomexplosion überstehen, tatsächlich der Wahrheit entsprachen, aber sie und ihre Artgenossen hatten auf jeden Fall ein Haltbarkeitsdatum von weit über einem Jahr, wenn die Schachtel noch geschlossen und man nicht besonders empfindlich war – und das war ich inzwischen definitiv nicht mehr.
    Im zweiten Gang stieß ich auf eine wahre Schatztruhe, und als ich sah, dass keine Törtchen
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