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Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)
Autoren: Moira Young
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Insekten zu kauen.
    Ich runzel die Stirn. Weiß nicht, wie ich heut Morgen hierhergekommen bin. Wie ich auf diesen Kamm gekommen bin, so weit weg von unserm Lager. Ich muss auf Hermes hergekommen sein. Da ist er ja, gleich da drüben, mit seinem struppigen kastanienbraunen Fell und den kräftigen Beinen, und rupft welke Grasbüschel aus. Man sollte meinen, dass ich mich an den Ritt erinner, aber das kann ich nicht. Komisch.
    Ich nehm den Weitgucker und such die Landschaft ab. Das Ödland erstreckt sich, so weit ich gucken kann. Bis zum Horizont und noch weiter. Trockener, gelber Boden. Vereinzelte Hügel aus grauem Fels mit roten Streifen. Vom Wind glattgeschmirgelt.
    »Diese Gegend würd den Teufel zum Weinen bringen«, sag ich.
    Plötzlich hör ich ein Grollen. Und gleichzeitig fühl ich es auch. Ein leises stetiges Beben unter meinen Füßen. Links von mir bewegt sich was wie der Blitz. Von Norden her. Ich richte den Weitgucker drauf.
    »Heilige Scheiße.«
    Windhosen. In einer langen Reihe wirbeln sie über die Ebene. Kleine, nicht mehr als zwölf Meter hoch. So was hab ich noch nie gesehen. Sie wirbeln den Staub auf und kommen in meine Richtung.
    Und da ist ein Windspringer. Er rennt vor den Windhosen her, sie jagen ihm hinterher. Dem Geweih nach ein zwei Jahre alter Bock. Er läuft mit voller Kraft. Falls er ihnen nicht davonlaufen kann, wird er in eine Windhose gesaugt. Nero segelt über mir auf der warmen Luft. Ich pfeif. Er schießt zu mir runter und landet auf meiner ausgestreckten Hand.
    Ich zeig auf den Windspringer. »Siehst du den? Das ist Frühstück, Mittag- und Abendessen für die nächste Woche.«
    Nero kreischt.
    »Du weißt, was du tun musst. Dreh ihn nach hier um. Bring ihn zu mir. Bring ihn her, Nero!« Ich werf ihn in die Luft. Er flitzt davon. Nero ist ein guter Jäger. Er glaubt, er wär ein Falke, keine Krähe. Er wird den Windspringer von den Windhosen wegtreiben. Er wird ihn direkt bis in Reichweite meiner Armbrust scheuchen.
    Ich lauf los.
    Meine Füße fühlen sich schwer an. Als würden sie nicht zu mir gehören. Sie wollen sich nicht bewegen. Aber ich zwing sie. Ich lauf schneller. Im Rennen nehm ich die Armbrust vom Rücken. Zieh einen Pfeil aus dem Köcher an meiner Seite. Ich hüpf den trockenen Hang runter. Fast unten am Fuß vom Hang ragt ein flaches Stück Fels raus. Von da aus kann ich gut schießen und bin weit genug weg, in Sicherheit vor den Windhosen.
    Ich erreiche den Fels. Staub wirbelt um mich rum. Der Wind heult. Ich geh in Stellung. Leg den Pfeil auf die Sehne.
    Ich muss ruhig bleiben. Wenn ich ruhig bleib, geht alles gut. Diesmal geht alles gut. Ich atme tief durch.
    Nero schreit aufgeregt. Er treibt den Windspringer vor sich her. Der bricht nach links aus, dann nach rechts, aber Nero stößt kreischend auf ihn runter. Er kommt direkt auf mich zu. Auf der Brust hat er eine Blesse. Über dem Herzen. Die perfekte Zielscheibe.
    Das wird der perfekte Schuss.
    Ich heb den Bogen. Ziele. Genau aufs Herz.
    Meine Hände fangen an zu zittern. Weißes Licht blitzt auf.
    Epona rennt auf mich zu. Breitet die Arme aus. Und ich erschieß sie. Mitten ins Herz.
    Kalter Schweiß. Auf meiner Stirn, in meinen Augen. Ich blinzel. Epona ist tot. Ich hab sie getötet.
Saabaa. Saaabaaa.
    Mein Name flüstert um mich her. Ich dreh mich um, guck. Nichts. Niemand.
    »Wer ist da?«, frag ich.
    Sabaaa.
Es ist der Wind. Die Windhosen. Das ist alles. Beruhig dich. Ziel. Schieß den Windspringer ab. Er ist nur noch ein paar hundert Schritte weit weg.
    Ich pack die Armbrust fester. Das Zittern wird schlimmer. Es ist genau wie vorher. Genau wie letztes Mal. Und das Mal davor. Jedes Mal, wenn ich versuch zu schießen.
    Dann.
    Merk ich:
    Mein Atem.
    Brust eng.
    Kehle trocken.
    Kann nicht atmen.
    Brauch Luft.
    Tiefe Atemzüge.
    Ich kann nicht, ich –
    – kann nicht
    atmen,
    kann nicht
    atmen.
    Auf den Knien, auf dem Boden, Kehle zu, Herz rast, viel zu schnell.
    Luft.
    Luft.
    Kann nicht atmen, kann nicht sehen, kann nicht –
    Nero.
    Kreischt.
    Nero.
    Warnt mich.
    Gefahr.
    Gefahr.
    Gefahr.

    I ch heb den Kopf. Alles ist … verschwommen.
    Dann. Seh ich etwas. Es bewegt sich. Und zwar schnell. Ich kneif die Augen zusammen. Versuch zu erkennen, was es ist, was –
    »Wolfshunde«, sag ich.
    Ein Rudel Wolfshunde ist dem Windspringer hart auf den Fersen. Sie sind zu sechst. Nein. Zu acht. Wo kommen die her?
    Das Rudel teilt sich auf. Sechs Wolfshunde bleiben dem Springer auf den Fersen. Sie jagen ihn nach
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