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Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)
Autoren: Moira Young
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wie bei Tracker. Mercys Wolfshund Tracker. Aber … wie kann das sein? Von Mercys Haus in Crosscreek bis hierher dauert es bestimmt mehrere Wochen.
    »Tracker?«, frag ich.
    Er steht auf. Bellt zweimal. Kommt ein paar Schritte auf mich zu. Nero sitzt auf einem Felsen in der Nähe und krächzt.
    »Tracker! Omeingott, Tracker, du bist es! Was tust du –«
    Ein Pfeil schwirrt durch die Luft. Ich duck mich. Tracker rast davon. Der Pfeil verfehlt seine linke Flanke nur knapp. Ich seh mich nach dem Schützen um.
    Es ist Lugh. Er steht auf dem Kamm über mir und hat schon wieder einen Pfeil eingelegt.
    »Nein!«, schrei ich. »Warte! Nicht schießen!«
    Zu spät. Dann hüpft Lugh den Hang runter, brüllt und wedelt mit den Armen. Der Pfeil prallt von einem Fels ab.
    Und ich brülle: »Lugh, hör auf! Alles ist gut! Nicht schießen!«
    Und Nero fliegt über uns hin und her, kreischt und zetert.
    Und Tracker ist weg. Ich kann ihn übers Ödland flitzen sehen.
    »Verdammt«, sag ich. »Au!« Ein stechender Schmerz in meinem Hinterkopf. Ich taste ihn ab und finde eine ganz ordentliche Beule.
    Dann erstarre ich. Zwei Wolfshunde, nur ein paar Meter weg. Jedenfalls das, was von ihnen übrig ist. Es sind die, die mich angegriffen haben. Sie liegen in Pfützen aus ihrem eigenen Blut. Beide haben aufgerissene Kehlen. Die Zähne sind gefletscht, die gelben Augen sehen sogar tot wütend aus. Jetzt hör ich ein hungriges Summen. Fliegen. Hunderte. Tausende. Die offenen Wunden, die halb getrockneten Pfützen aus klebrigem Blut wimmeln von glänzenden Körperchen.
    Tracker hat das getan. Tracker hat die Wolfshunde getötet. Er hat mir das Leben gerettet.
    Tracker. Hier. Das versteh ich nicht.
    »Saba!« Lugh kommt angerannt, die Armbrust in der Hand. Er keucht. Erleichterung und Sorge und Ärger, alles auf einmal, huschen über sein Gesicht. »Saba, alles in Ordnung?«
    »Ja«, sag ich. »Mir geht’s gut, danke.« Aber dabei denk ich: Tracker hier. Allein im Ödland. Also … heißt das, dass Mercy in der Nähe ist? Nein, kann nicht sein … Tracker hat furchtbar ausgesehen, so dünn und struppig. Sie würde ihn nie so herunterkommen lassen. Also, was ist los? Wie kommt er hierher? Und wo ist Mercy? Die zähe, kluge Mercy. Was ist ihr zugestoßen?
    »Wie meinst du das, dir geht’s gut? Saba!« Lugh packt mich am Arm und schüttelt mich. »Saba, was zum Teufel ist hier passiert?«
    »Das ist Tracker gewesen«, sag ich. »Der Wolfshund, auf den du gerade geschossen hast. Das ist Tracker. Omeingott, Lugh, er hat mir das Leben gerettet.«
    »Wer?« Er guckt verständnislos.
    Dann fällt mir wieder ein, dass Lugh nicht mit Emmi und mir bei Mercy in Crosscreek gewesen ist. Das war ja, nachdem die Tonton ihn gefangen hatten. Also kennt er Tracker nicht. »Tracker«, sag ich. »Er ist Mercys zahmer Wolfshund. Du weißt doch? Mercy, Mas Freundin … aus Crosscreek.«
    Er starrt mich an. »Crosscreek? Du redest Unsinn.«
    »Nein. Der Wolfshund da hat ein runterhängendes Ohr und blaue Augen gehabt. Genau wie Tracker. Er ist es, Lugh, das ist Tracker gewesen, da bin ich sicher.«
    »Wolfshunde haben gelbe Augen, nicht blaue. Gelb, wie die Viecher hier. Und so was wie einen zahmen Wolfshund gibt’s nicht. Sie sind bösartig und unberechenbar. Sieh dich doch an, Saba, du siehst furchtbar aus.«
    Ich bin überall voll Blut. Hab Blut auf den Stiefeln, auf dem Hemd, auf der Hose.
    »Tracker hat sie getötet«, sag ich. »Sie wollten auf mich los, und dann … ist er aus dem Nichts angeschossen gekommen, Lugh, und er hat gegen den einen gekämpft und hat ihm die Kehle aufgerissen, und dann ist er auf den da los, und dann bin ich gestolpert und … ich weiß noch, dass ich gefallen bin, muss mir den Kopf angestoßen haben. Hab mich wohl selbst außer Gefecht gesetzt. Als ich wieder wach geworden bin, gerade eben, hat Tracker neben mir gestanden und –«
    Sobald Lugh »Kopf angestoßen« hört, zieht er mich an sich und tastet meinen Kopf ab. »Herrgott, Saba, warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    »Au!« Ich schubs ihn weg. »Mir geht’s gut, das ist nur eine Beule.«
    »Das entscheide ich.« Er will prüfen, ob ich eine Gehirnerschütterung hab, hält den Zeigefinger hoch und bewegt ihn hin und her. Ich folge ihm mit den Augen.
    »Es ist Tracker«, sag ich. »Ich schwöre, er ist es, Lugh.«
    Er packt mich an den Schultern. Sieht mir in die Augen. »Hör zu. Du hast dir den Kopf angestoßen. Du hast wer weiß wie lange in der Sonne
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