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Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)
Autoren: Moira Young
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Maev oder mich nicht in Gefahr bringen dürfen, für den Fall, dass jemand zuhört oder dass sie uns geschnappt hätten.«
    »Hat ihr am Ende ja viel genützt«, sag ich. »Ich werd dich jetzt was fragen, und du musst mir ehrlich antworten. Hast du die Tonton nach Darktrees geführt?«
    Er guckt mir in die Augen. »Nein. Dafür haben sie mich nicht gebraucht. Das Lager ist schon lange ausgekundschaftet. Ich hab das nicht verhindern können. Ich hab bloß Maev und Ash und Creed ein bisschen Deckung geben können, damit sie abhauen können.«
    »Wenn du ein Tonton bist, hast du eine Bluttätowierung. Wen hast du dafür getötet?«
    »Ich hab dir doch erzählt, dass ich hinter den Kerlen her bin, die Molly überfallen haben. Ich bin ihnen zu ihrem Lager gefolgt. Sie haben zu viel getrunken und sind eingeschlafen. Als sie wieder wach geworden sind, haben sie gut verschnürt über ihren Pferden gehangen, unterwegs nach Resurrection. Ich hab sie dem Wegbereiter ausgeliefert. Hab ihm erzählt, was sie getan hatten. Er hat mich gebeten, den Abzug zu drücken. Ich hab angenommen. So bin ich zu meiner Bluttätowierung gekommen.«
    Jack kennt DeMalo. Die Vorstellung, dass die beiden zusammen in einem Raum gewesen sind … ich mag gar nicht drüber nachdenken.
    »Du hättest mich nicht verlassen dürfen«, sag ich. »Wenn du gleich mit uns gekommen wärst, wär nichts davon passiert. Alles ist kaputt. Warum hast du nicht einfach mitkommen können?«
    »Du weißt, warum. Ich hab Molly das mit Ike sagen müssen.«
    »Warum hast du nicht irgendjemand mit einer Nachricht für sie losgeschickt? Eine von den Hawks.«
    Er fährt sich mit der Hand durch die Haare. »Na gut«, sagt er. »Die Sache ist die: Molly und ich haben eine gemeinsame Geschichte. Wir haben zusammen ein Kind gehabt. Ich bin sehr jung gewesen, sie ist sehr freundlich gewesen, und … es ist passiert. So was passiert. Sie hat Gracie geheißen. Sie hat fünf Monate und drei Tage gelebt.«
    Der kleine Steinhaufen am Lost Cause. Molly, die daneben kniet. Ihr kleines Mädchen. Mollys und Jacks Tochter.
    »Du hast ein Kind gehabt.«
    »Wir haben uns nie geliebt«, sagt er, »nicht als Liebende. Nur als Freunde. Als allerbeste Freunde. Ich wär bei ihr geblieben, auch nach Gracies Tod, aber Molly ist viel klüger als ich. Sie hat mich zum Teufel geschickt, und sie hat recht gehabt. Ein bisschen später hab ich sie Ike vorgestellt.«
    »Hat er’s gewusst?«
    »Ja. Es hat nichts an seinen Gefühlen für sie geändert. Oder an ihren für ihn.«
    Ich verschränk die Arme vor der Brust. Starr runter auf meine Füße, die langsam blau werden vor Kälte. »Würdest du das auch so sehen?«, frag ich. »Falls ich … mit einem anderen Mann zusammen gewesen wär?«
    »Hey. Komm her.« Er kommt zu mir. Hüllt mich in seine Arme und küsst mich auf den Kopf. »Du redest mit mir. Ich hab mich überall rumgetrieben. Ich hab wohl kaum das Recht, irgendjemand zu verurteilen.«
    »Ich liebe dich«, flüster ich in seinen Ärmel, damit er’s nicht hört. »Ich hab Angst, Jack«, sag ich laut. »So ziemlich alles, was ich geglaubt hab, hat sich als falsch rausgestellt. Ein paar von den Sachen, die ich gesehen und … gefühlt hab, ich … ich bin nicht mehr dieselbe wie früher. Ich weiß nicht mehr, wer ich bin.«
    »Wir suchen uns die Zeit, in die wir reingeboren werden, nicht aus«, sagt er. »Das ist Sache der Sterne. Die einzige Wahl, die wir haben, ist die Entscheidung, was wir tun, solange wir hier sind. Damit das alles einen Sinn hat. Ich bin damit durch, ein Drückeberger und Windhund zu sein, das ist alles.«
    Maev. Sie lächelt mich an. »Ich hab keine Ahnung, was das alles bedeutet, Saba. Vielleicht findest du’s ja raus.«
    »Was soll ich bloß tun?«, frag ich.
    »Das kann ich dir nicht sagen«, sagt er. »Keiner kann das. Das musst du selbst rausfinden.«
    »Wart hier.«
    Ich geh zum Tisch. Dreh die Kurbel am Musikkasten und lass die Musik noch mal spielen. Ich geh zurück zu ihm. »Tanz mit mir«, sag ich.
    »Guck dich mal an«, sagt er. »Keine Stiefel an, und es schneit. Stell dich auf meine Füße.«
    Das tu ich. Er nimmt mich in die Arme. Einen Augenblick lang stehen wir bloß da. Ohne uns zu bewegen. Stehen einfach nur da. Unsere Körper ganz dicht zusammen. Hüfte an Hüfte. Brust an Brust. Dann fängt er an, uns zu bewegen. Langsam tanzen wir mitten zwischen den Trümmern, und der Schnee fällt überall um uns rum. Noch mal singt die Stimme aus längst
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