Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)
Autoren: Moira Young
Vom Netzwerk:
gibt es noch einen. Viel, viel lauter. Das Wasser erzittert. Die Nacht reißt auf. Die Kanus vor uns halten an. Wir drehen uns alle um und gucken.
    Die linke obere Ecke von Resurrection fehlt, in die Luft geblasen. Ein Feuer tobt. Während wir zugucken, stürzt die ganze Gebäudeseite ein und purzelt in den See.
    Creed fängt meinen Blick auf. »Das Munitionslager war in der Ecke«, sagt er. »Meinst du …?«
    Ich hab noch was zu erledigen. Das hat Jack gesagt.
    »Bring mich von hier weg, Creed.«
    Ash und Molly bringen ihre Kanus lang vor uns an Land. Als Creed und ich am Ufer ankommen, haben sie ihre Kanus schon zwischen die Bäume geschleppt und gut mit Zweigen zugedeckt. Wir tun dasselbe, dann folgen wir einem schmalen Pfad durch den Wald zu dem Höhlenlager, von dem Bram uns erzählt hat. Die Luft hat was Schneidendes. Der Bergwind hat was Beißendes. Eine herbe Warnung vor dem kommenden Winter. Creed guckt zum Himmel. »Schnee ist unterwegs«, sagt er.
    »Es ist zu früh für Schnee«, sag ich.
    »Eben.«
    Er bleibt stehen. Lugh steht vor uns auf dem Pfad. Er geht zur Seite, damit Creed vorbei kann.
    »Sie ist tot«, sagt Lugh.
    Ich nick. Zitternd zieh ich die Decke um mich. »Sie hat mir das Leben gerettet«, sag ich.
    »Du glaubst vielleicht, dass ich dafür dankbar bin«, sagt er. »Ich fühl mich nicht besonders dankbar.«
    Mir kommen die Tränen. »Bitte. Maev war meine Freundin.«
    »Tja, da hab ich dir was voraus«, sagt er. »Ich hab sie geliebt.«
    »Sie hat es gewusst.« Ich will ihn berühren, ihm die Hand auf den Arm legen, aber er weicht zurück.
    »Eins muss ich Jack lassen«, sagt er, »ohne ihn hätten wir Emmi nie da rausbekommen. Aber sie hätte gar nicht erst da landen dürfen. Dass er diese Nachricht geschickt hat, uns da reingezogen hat, und du – er ist genauso selbstsüchtig wie du. In meinen Augen seid ihr beide an alldem schuld. Die vier Siedler, Bram, Maev … ich werf dir ihre Tode vor. Und wofür? Was ist die Belohnung?«
    »Es gibt keine«, sag ich.
    »Du hast mich angelogen, Saba. Du hast mich immer wieder getäuscht.«
    »Lugh«, sag ich.
    »Ich hab dir nichts mehr zu sagen«, sagt er.
    Er ist wie ein Fremder mit den kurzen Haaren und den Tonton-Kleidern. Sein geliebtes Gesicht ist mir verschlossen. Und der Blick. Ich hab zu viel von ihm verlangt. Hab zu viel von ihm genommen. Ohne Rücksicht auf ihn.
    »Es tut mir leid, Lugh. Ich kann dir gar nicht sagen … wie sehr. Bitte. Ich brauch dich doch. Ich liebe dich.«
    Er hält beide Hände hoch und weicht kopfschüttelnd vor mir zurück. Dann dreht er sich um und stolpert davon Richtung Höhle.
    Wir sind an irgendeinem Ende angekommen, Lugh und ich. Ich spür’s, tief in mir drin, ein heftiger, grausamer Schmerz. Im sichersten, ältesten, glücklichsten Teil von mir. Ich warte, bis ich die Tränen in den Griff krieg, dann geh ich hinter ihm her.
    Die Höhle ist ziemlich groß. So groß, dass auch Hermes und Prue Platz drin haben. Ein kleines Feuer brennt. Ash, Tommo und Creed sitzen davor und wärmen sich. Lugh hat sich zu ihnen gesetzt, aber ein Stück abseits. Er starrt ins Feuer, ohne was zu sehen.
    Tracker begrüßt mich mit einem Kopfstupsen. Molly legt mir noch eine Decke um die Schultern und rubbelt mich warm. Sie mustert mein Gesicht, ihre Augen sind voller Fragen. Emmi kommt rüber. Legt mir die Arme um die Taille und umarmt mich fest. »Jack ist nicht tot«, sagt sie.
    »Nein«, sag ich. »Natürlich nicht.«
    »Hab ich mir gedacht«, sagt sie. »Ich würd’s spüren, wenn er tot wär.«
    Molly fängt meinen Blick auf.
    »Ich hab ein bisschen von meinem tödlichen Whisky mitgebracht«, sagt sie. »Zieh dir was Trockenes an, dann komm und trink was.«
    Em und ich stehen da, sie hat die Arme immer noch um mich geschlungen. Sie ist stark und verlässlich, wo sonst nichts stark und verlässlich ist. Sie sagt: »Slim hat gesagt, manche Leute hoffen, sie sterben mit … Glanz und Gloria. Wie die Sonne. Ich glaub, das hat Maev gewollt.«
    Ich küss sie auf den Kopf. »Ich bin dir eine schlechte Schwester.«
    »Du hast es auch nicht leicht gehabt«, sagt sie.
    »Nein«, sag ich.
    »Hauptsache, wir halten zusammen. Du und ich und Lugh und Tommo. Kommst du wieder in Ordnung, Saba?«
    »Ich weiß nicht«, flüster ich. »Diesmal weiß ich’s wirklich nicht.«
    Sie hält eine Decke hoch, und ich hock mich dahinter, um mich umzuziehen. Dann schick ich sie wieder ans Feuer. Ich knüll die Untersachen zusammen, die DeMalo mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher