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Dunkler Sturm - Roman

Titel: Dunkler Sturm - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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verstorbenen Eltern gemacht.
    »Carter, wieso lässt du dir das von diesem Trottel gefallen?« Vince schlenderte heran.
    »Pass auf, was du sagst, Vince«, warnte ihn Carter. »Ich bin der Einzige, der Gabe beschimpfen darf.«
    »Ist schon gut, Mann.« Gabriel warf Vince einen finsteren Blick zu. »Was hattet ihr beiden Witzbolde denn vor?« Er konzentrierte sich wieder auf Carter.
    »Ich wollte dich fragen, ob du Lust hast, heute Abend ein bisschen auszugehen. Ein paar Jungs treffen sich im Village in diesem Schuppen namens Sechs-Sechs-Sechs oder so ähnlich.«
    »Yeah. Carters Mutter ist übers Wochenende nicht da, also veranstalten wir eine Orgie bei ihm zu Hause«, erklärte Vince.
    »Mann, warum hältst du nicht einfach die Klappe?«, fuhr Carter ihn an. »Genau, Mutter Dukes ist weg, also haben wir ein Plätzchen, um einen wegzustecken, wenn wir Glück haben, kapierst du?«
    »Ich kann nicht.« Gabriel begann die Bücher aufzuheben, die Carter auf den Boden gefegt hatte. »Ich muss studieren, und Katie braucht meine Hilfe bei einem Projekt, das ihr bevorsteht.«
    Carter und Vince wechselten einen vielsagenden Blick. »Gabe, Katie ist vor etwa einer Viertelstunde mit Molly und June losgezogen. Schätze, sie hat euer kleines Date platzen lassen.« Vince legte eine Hand auf Gabriels Schulter, die dieser sofort wegschlug.
    »Hör auf damit, Vince!«, fuhr Carter ihn an. »Gabe, es ist Freitag, Mann. Diese toten Kerle sind am Montag auch noch hier. Du musst mal ein bisschen unter Leute.«
    Katie hatte ihn schon wieder zum Trottel gemacht. Wie wollte sie durch die Bars und Kneipen ziehen und gleichzeitig in der Bibliothek studieren? Mit dem flehenden Blick ihrer himmelblauen Augen und ihrem engelsgleichen Gesicht übertölpelte sie ihn immer wieder. Er betrachtete die verstreuten Bücher auf dem Boden und beschloss, heute Abend frei zu machen.
    »Also gut. Ich räume hier nur noch auf und schließe ab.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. Es war kurz vor 22 Uhr. »Wir treffen uns da um Viertel vor elf.«
    »Braver Junge.« Carter tätschelte ihm den Rücken. »Eine Minute lang hast du mir Angst gemacht. Wenn du weiter nur mit diesen toten Jungs rumhängst, findest du dich irgendwann noch mal in einem Kelly-Armstrong-Roman wieder«, scherzte er.
    »Wohl kaum.« Gabriele errötete. Er hatte sich tatsächlich oft als mächtigen Zauberer oder tapferen Werwolf gesehen. »Das sind fiktive Romane; was ich studiere, ist real.«
    »Wie du meinst, Mann. Hauptsache du tauchst da auf«, sagte Carter und ging zur Tür.
    Vince starrte Gabriel noch einen Moment an, bevor er sich umdrehte und Carter folgte. »Wer weiß?«, rief er über die Schulter zurück. »Vielleicht wirst du heute Nacht sogar flachgelegt.« Sein spöttisches Lachen hallte Gabriel noch in den Ohren, als die beiden schon längst nicht mehr zu sehen waren.
    In einer Nebenstraße, nicht weit von dem Ort, wo Gabriel gerade das Durcheinander aufräumte, das Carter angerichtet hatte, kauerte ein alter Mann neben einem Müllcontainer. Sein schmutziger weißer Bart reichte bis in den Schoß seiner verschlissenen Jeans, als er mit gekreuzten Beinen auf dem Boden saß und sich vor- und zurückwiegte. Eine Katze, die den Fehler gemacht hatte, dem Mann zu nahe zu kommen, fauchte und verschwand unter einem Zaun hindurch. Der Mann lächelte, erhob sich und ging zum Eingang der Gasse.
    Die Ledersohlen seiner schmutzigen Laufschuhe machten keinerlei Geräusche auf dem Zement. Selbst als er durch die flachen Pfützen ging, die der Regen auf dem unebenen Boden hinterlassen hatte, platschte es nicht einmal. Am Eingang der Gasse lehnte er sich an eineWand und wartete auf das Unausweichliche.
    Er roch sie, bevor er sie sehen konnte. Es war schon eine Weile her, seit er ihren besonderen Duft wahrgenommen hatte, aber er würde ihn überall erkennen. Der Mann verschmolz mit den Schatten um ihn herum und wartete darauf, dass sie vorbeikam.
    Sie war eine attraktive junge Frau mit olivbrauner Haut und einem scharf geschnittenen Gesicht. Trotz der weiten, unför migen Jeans, die sie trug, konnte er sehen, dass sie weibliche Kurven hatte, obwohl es noch einige Jahre dauern würde, bis sie eine richtige Frau war. Ihr dunkles Haar war zu Zöpfen geflochten, und ihre lateinamerikanischen Gesichtszüge erinnerten ihn an eine Prinzessin der Azteken, die er einmal gekannt hatte. Ihre Haltung jedoch war die einer Kriegerin, wie bei ihrer ganzen Familie. Der alte Mann wartete, bis sie ihn fast
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