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Dunkler Sturm - Roman

Titel: Dunkler Sturm - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Moderator. Ich kann Ihnen seine E-Mail-Adresse geben, wenn Sie möchten«, bot Gabriel ihr an.
    »Sie sind also nicht der Redfeather, der den berühmten verschollenen babylonischen Text entziffert hat?«
    »Doch, das bin ich, aber das war wirklich nicht so kompliziert, wie es klingt. Der Kerl, der den Text ins Netz gestellt hatte, war ein Betrüger. Dieser Text war nur ein Dialekt des Portugiesischen, in den er ein paar Brocken Rumänisch aus dem 11. Jahrhundert eingestreut hatte. Der Text las sich so toll, weil er die Worte absichtlich falsch geschrieben hatte, so dass sie mehr zu sein schienen, als sie in Wirklichkeit waren. Das war eigentlich ein ziemlich einfacher Trick«, schloss Gabriel, als hätte jeder dahinterkommen können.
    De Monas Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Entweder führen Sie mich an der Nase herum, oder ich habe einen riesigen Fehler gemacht, was mir in letzter Zeit häufiger passiert. Man hat mir gesagt, dass ein Mann namens Redfeather in der Lage wäre, etwas für mich zu übersetzen. Etwas, das mein Vater mit seinem Leben beschützt hat.« Sie warf den Sack auf den Tisch. Gabriel musterte ihn, als wäre darin eine Giftschlange verborgen. »Keine Sorge, es ist kein Anthrax.«
    Neugierig löste Gabriel die Stricke des Bündels und warf einen Blick in den Sack. Der Geruch von Nelken stieg ihm in die Nase. Es war merkwürdig, dass jemand einen Jutesack mit Gewürznelken vollstopfte, aber der Gegenstand in dem Sack war noch erstaunlicher. Es war der verrostete Kopf einer Mistgabel, deren Schaft abgebrochen war und deren mittlerer Zinken fehlte.
    Er nahm die Gabel in die Hand und sah De Mona an. »Soll das ein Witz sein?«
    Sie starrte ihn an, als hätte er sie beleidigt. Dann stemmte sie ihre Knöchel auf die Tischplatte, die sich daraufhin ein Stück durchbog. Gabriel war jedoch so von ihren walnussbraunen Augen fasziniert, dass er es nicht einmal bemerkte. »Mr. Redfeather …«
    »Gabriel«, fiel er ihr ins Wort.
    »Wie bitte?«
    »Mein Name ist Gabriel. Mr. Redfeather ist mein Großvater.«
    »Von mir aus.« Sie wedelte mit den Händen. »Mein Vater wurde ermordet, und das hatte etwas mit diesem Ding da zu tun.« Sie deutete mit einem Nicken auf die Gabel. »Ich weiß nur, dass entweder Sie oder Ihr Großvater mir helfen können, herauszufinden, was das eigentlich ist. Helfen Sie mir nun oder nicht?«
    Ihre Stimme klang so barsch, dass er fast Angst bekam, aber ihr flehentlicher Unterton berührte ihn. Er hatte seine Eltern ebenfalls auf tragische Weise verloren, deshalb konnte er sowohl ihren Schmerz als auch ihre Wut verstehen. »Ich werde es versuchen.« Er setzte seine Brille auf und untersuchte die Gabel. »Ich kann nichts sehen.« Er drehte sie herum.
    »Halten Sie sie ins Mondlicht.« Sie deutete mit dem Kopf zum Fenster der Bibliothek.
    Gabriel sah sie misstrauisch an, ging dann jedoch ans Fenster. Er hielt die Gabel hoch, so dass das Licht des Mondes auf den Schaft fiel. Zuerst sah er gar nichts, aber zu seiner Überraschung begann die Gabel schwach zu vibrieren. Dann absorbierte das Metall das Mondlicht, und es wurden Buchstaben sichtbar. »Oh, Mann! Da steht etwas auf der Seite, aber ich kann nicht sagen, was für eine Sprache das ist. Es könnte Aramäisch sein, aber den Dialekt kann ich nicht aus dem Handgelenk bestimmen.« Er drehte die Gabel. »Geben Sie mir einen Tag Zeit, dann ziehe ich meine Lehrbücher zurate und …« Er keuchte, als die Zeichen sich veränderten.
    »›Die zwei sind eins, wie es immer sein muss. Ich bin der Nimrod; lass mich frei und wisse meinen Namen‹«, las er laut.

4. Kapitel
    Ontario, Kanada
    Das Hauptquartier der Titus-Corporation war im Geschäftsviertel von Ontario beheimatet. Das gewaltige, sechsundsechzigstöckige Gebäude war im Umkreis von einigen Blocks das einzige, das nicht der Stadt gehörte. Das Büro und die Wohnung des Vorstandsvorsitzenden Maxwell Titus lagen im obersten Stockwerk und konnten nur mit einer speziellen Schlüsselkarte betreten werden. Den größten Teil der Zeit leitete Titus in diesem Refugium im obersten Stock seine Geschäfte, aber heute Nacht gab er sich demVergnügen hin.
    Der Mann, der in den letzten hundert Jahren als Maxwell Titus oder Maxwell Titus jr. bekannt gewesen war, entspannte sich in seinem extragroßen Jacuzzi. Sein Hinterkopf lehnte an dem kühlen Marmor. Er war gut gebaut, hatte muskulöse Arme und eine tonnenförmige Brust. Seine nackte Haut war makellos bis auf eine kleine rosafarbene
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