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Dunkler Sturm - Roman

Titel: Dunkler Sturm - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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erreicht hatte, bevor er ins Licht trat.
    Er zog die Wollmütze ab, die sein langes weißes Haar ohnehin nur notdürftig bändigte, und verbeugte sich vor ihr. »Was für ein hübscher Beutel! Darf ich Ihnen helfen, ihn zu tragen?«
    Das Mädchen wirbelte herum. Die Zöpfe peitschten um ihr Gesicht, und das Messer in ihrer Hand blitzte. Nach dem, was in der letzten Nacht passiert war, wollte sie kein Risiko mehr eingehen. »Mister, wenn Sie so viel wüssten wie ich, würden Sie verschwinden. Dieses Problem wollen Sie ganz bestimmt nicht haben!«, knurrte sie. Er roch die aufkeimende Wut in ihr und trat einen Schritt zurück, weil er wusste, was passieren würde, wenn er sie bedrängte.
    »Oh, verdammt, ich hab Sie beleidigt, stimmt’s?Verzeihen Sie einem alten Mann, dass er seine Grenzen überschritten hat, Ma’am. Ich dachte nur, dass Sie bei so einem schweren Bündel vielleicht Hilfe brauchen könnten.«
    »So schwer ist es nicht, das schaffe ich schon«, erwiderte sie und ging weiter.
    »Das Gewicht eines Gegenstands ist nicht immer physischer Natur!«, rief er ihr nach. Das Mädchen ignorierte ihn und setzte seinen Weg fort. Der alte Mann beobachtete, wie sie in Richtung Campus verschwand und rieb sich die Hände. »Die eiserne Jungfrau begegnet dem Jäger. Das könnte interessant werden«, sagte er, bevor er wieder im Schatten verschwand.
    Eine Viertelstunde später hatte Gabriel das Chaos beseitigt, das Carters Streich verursacht hatte. Zum Glück war nichts beschädigt worden. Als er gerade die Bücher, in denen er gelesen hatte, in die Regale zurückstellte, hörte er Schritte im Flur. Er seufzte. »Carter, hör endlich auf, das Arschloch zu spielen. Der Witz ist uralt.«
    »Man hat mich schon Schlimmeres genannt«, erwiderte eine weibliche Stimme hinter ihm.
    Gabriel fuhr herum. Das war eindeutig nicht Carter! Das Mädchen, das dort stand, war etwa so alt wie er, vielleicht sogar jünger. Sie trug ein schwarzes, eng anliegendes T-Shirt und eine weite Jeans über schwarzen Stiefeln. Während sie einen Zopf hinter ihr Ohr schob, betrachtete sie Gabriel von Kopf bis Fuß.
    »Oh … Entschuldigung, ich habe Sie für jemand anderen gehalten.« Er versuchte, seineVerlegenheit zu verbergen, was ihm nicht besonders gut gelang.
    »Offensichtlich. Ich wollte Sie nicht so einfach überfallen, aber die Tür war offen.«
    Ich darf nicht immer vergessen, die verdammte Tür abzuschließen , dachte er. »Ja. Ich wollte sie auf dem Weg nach draußen zusperren. Die Bibliothek ist geschlossen.«
    »Ja, das weiß ich.« Sie kam näher. »Ich suche auch nicht nach einem Buch, sondern nach einer Person. Kennen Sie jemanden namens Redfeather? Ich glaube, er arbeitet hier.«
    Gabriel hob eine Braue. »Und warum suchen Sie ihn?«
    Ihre Miene verriet Gereiztheit und Ungeduld. »Hören Sie, wenn Sie es nicht sind, dann geht es Sie nichts an. Ich muss ihn finden, es geht um Leben und Tod.«
    »Sie brauchen nicht weiter zu suchen.« Er verbeugte sich knapp.
    »Sie sind Redfeather?«, erkundigte sie sich misstrauisch.
    »Ja, Gabriel Redfeather.« Er reichte ihr die Hand.
    Sie betrachtete sie einen Moment lang, als wollte er ihr einen Streich spielen, dann nahm sie sie. »De Mona Sanchez.« Es folgte ein kräftiger Händedruck. »Entschuldigen Sie, ich habe nicht erwartet, dass Sie so jung sind, jedenfalls nicht nach dem, wie mein Vater von Ihnen geredet hat.«
    »Ihr Vater?«
    »Ja, Edward Sanchez.« Sie wartete auf eine Reaktion.Vergeblich.
    Gabriel zuckte mit den Schultern. »Da klingelt bei mir nichts.«
    De Mona betrachtete ihn argwöhnisch und versuchte herauszufinden, ob er log. Sie hatte den Mann namens Redfeather nie kennen gelernt, aber ihr Vater hatte ihn immer als einen großen Gelehrten geschildert, und Gabriel wirkte auf sie nur wie ein ganz normaler College-Student. Sie trat noch einen Schritt näher. »Was wissen Sie über Tote Sprachen ?«
    Jetzt bekam sie eine Reaktion. Tote Sprachen war der Name einer Internetgruppe, die aus Männern und Frauen bestand, die sich für alte Sprachen interessierten. Gabriel war der Gruppe vor einem halben Jahr beigetreten, hatte jedoch schon bald das Interesse verloren. Es gab nur wenige Mitglieder, die diese Wissenschaft so ernst nahmen wie er, also beschränkte er seine Besuche auf der Website darauf, gelegentlich nachzusehen, ob es etwas Neues gab.
    »Ach, darum geht es? Hören Sie, wenn Sie dieser Gruppe beitreten wollen, dann sollten Sie sich an Harvey Klein wenden, er ist der
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