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Dunkler Sturm - Roman

Titel: Dunkler Sturm - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ruhigen Stunden konnte sich Gabriel in aller Ruhe seinen Forschungen widmen.
    Gabriel war ein ausgewiesenes Genie. Er hatte zahllose Stipendiatsangebote von Universitäten im ganzen Land erhalten, sogar aus dem Ausland, aber er hatte sich entschlossen, das Hunter College zu besuchen. Sein Hauptfach war Geschichte, aber seine Liebe galt der Linguistik. Schon als Kind hatte Gabriel sich dafür interessiert, und diese Begeisterung hatte ihn bis in seine jungen Erwachsenenjahre begleitet. Hunter war zwar nicht die beste Universität in New York, aber sie war angesehen und hatte einen etwas kleineren Campus als einige andere Universitäten der Stadt, was ihm gefiel. Außerdem musste er während des Studiums auf dem Hunter College nicht allzu weit weg von zu Hause, was ihm erlaubte, seinem betagten Großvater zu helfen.
    Gabriel setzte sich auf einen der kleinen Holzstühle und blätterte ein Buch über südamerikanische Kulturen durch. Zurzeit stellte er Nachforschungen über einen lange vergessenen Stamm an, der angeblich in den Bergen Argentiniens gelebt hatte. Gabriel betrachtete Fotos vonWandzeichnungen und machte sich Notizen in einem Block in demVersuch, die Sprache zu entziffern, als plötzlich die Lichter flackerten und dann erloschen.
    »Mist!«, fluchte er. Es war vollkommen dunkel in dem Raum, bis auf einen schmalen Lichtstreifen aus dem angrenzenden Flur. Als er aufstand, um nach einem Lichtschalter zu suchen, hörte er Schritte. »Wer ist da?« Niemand antwortete.
    Gabriel tastete sich an Tischen und Stühlen entlang, bis er ein Bücherregal erreichte. Er lehnte sich mit dem Rücken daran und suchte die Dunkelheit nach dem Eindringling ab. Das einzige Licht spendete der kleine Lichtstreifen unter der Tür. Gabriel bemerkte, wie jemand durch den Streifen trat und hinter den Regalen mit Quantenphysik verschwand. Sein Herz schlug schneller. Er rieb sich die Handflächen an den Jeans ab, um den Schweißfilm zu entfernen, der sich darauf gebildet hatte. Dann sah er sich nach einer Waffe um, bezweifelte aber, dass Webster’s Unabridged Dictionary ihm viel nützen würde, trotz seiner Dicke.
    Er starrte erneut in die Dunkelheit und machte einen letztenVersuch. »Also gut, das ist nicht komisch. Zum letzten Mal, wer ist hier?« Als Antwort auf seine Frage stürzte sich ein Schatten auf ihn. Die Zeit schien plötzlich nur noch zu kriechen. Der dunkle Schatten wurde langsamer, und Gabriel konnte den Umriss eines Mannes erkennen. Er packte zu, erwischte eine Handvoll Kleidung und drehte seinen Körper in die Richtung, in die sich der Schatten bewegte. Der Schwung des Sprungs beförderte den Schatten über Gabriels Kopf, und er krachte gegen den Tisch, an dem er gerade gearbeitet hatte. Gabriel machte sich nicht die Mühe zu versuchen, seinen Angreifer zu iden tifizieren, sondern rannte zum Ausgang. Unmittelbar davor flammte plötzlich das Licht auf.
    Seine Augen brauchten eine Weile, bis sie sich auf die Helligkeit eingestellt hatten, aber dann erkannte er die Gestalt eines Mannes in der Tür. Gabriel wirbelte herum, um zum zweiten Ausgang zu laufen, und erstarrte. Auf dem Boden neben dem umgestürzten Tisch lag Gabriels guter Freund Carter.
    »Was zum Teufel soll das, Gabe?« Carter lag immer noch auf dem Rücken. Carter war ein eins neunzig großer Junior, der Shooting Guard im Basketballteam spielte. Er hatte ein gutes Herz, war aber in einem Kampf tödlich. Vor anderthalb Jahren wäre Carter fast aus dem Team geworfen worden, doch Gabriel hatte ihm geholfen, seine Noten zu verbessern. Seitdem waren sie Freunde.
    »Dieser Idiot hat dich aufs Kreuz gelegt, Carter«, sagte der junge Mann, der neben dem Lichtschalter stand. Vince spielte ebenfalls im Basketballteam, aber Gabriel und er waren keine Freunde. Vince gehörte zu den Studenten, die Gabriel wegen seiner Vorliebe für Bücher häufig lächerlich machten.
    »Carter, was zum Teufel ist mit dir los?« Gabriel half ihm auf die Füße.
    »Verdammt, Junge, ich wollte dir doch nur einen Streich spielen! Ich bin der Schnellste in der Liga, und du bist mir ausgewichen. Wie zum Teufel hast du das gemacht?« Er rieb sich die Beule, die unter seiner Afro-Frisur wuchs.
    Gabriel konnte diese Frage wirklich nicht beantworten. Schon als Kind hatte er sehr schnelle Reflexe gehabt und war immer beweglicher als die meisten Gleichaltrigen gewesen. Er konnte es nicht erklären, es war einfach so. Das – unter anderem – hatte ihn zu einem Magneten in der Artistentruppe seiner
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