Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dunkler Sturm - Roman

Titel: Dunkler Sturm - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
lächelte unsicher, als der ganze Kurs laut lachte. Er hatte nur aus einem einzigen Grund geantwortet, nämlich um zu vermeiden, sich vor allen Kursteilnehmern zu erbrechen.
    »Also gut, Mr. Klugscheißer.« Professor Garland nahm ein dickes Geschichtsbuch vom Pult und blätterte es durch, bis er den Abschnitt fand, nach dem er suchte. »Da Sie in diesem Thema so versiert sind, möchte ich Sie Folgendes fragen: Als Kolumbus vergeblich versucht hatte, die Unterstützung des portugiesischen Königs zu erhalten, an wen hat er sich da …«
    »An die Herrscher von Kastilien und Argon. Sie haben sein kleines Abenteuer finanziert, weil sie eine schnellere Route finden wollten, um die Händler in Asien zu erreichen«, unterbrach ihn Gabriel triumphierend, während die Klasse ihn mit einem Chor aus Jubelschreien unterstützte. Katie warf ihm einen Kuss zu, den er in seiner Handfläche auffing, was Professor Garland nur noch mehr ärgerte.
    »Sie beide kommen nach der Vorlesung zu mir.« Professor Garland knallte das Buch auf den Tisch.
    Anschließend nahm er sich fast zwanzig Minuten Zeit, Gabriel und Katie für ihre unverschämte Haltung in seinerVorlesung zusammenzustauchen. Garland verstand mit Usurpatoren , wie er sie nannte, keinen Spaß. Er war so wütend, dass Gabriel fürchtete, eine der dicken Adern in seiner Stirn könnte explodieren. Als er die beiden schließlich wegschickte, wirkte Gabriel, als würde er gleich auseinanderfallen, aber Katie konnte das Kichern kaum unterdrücken, das sich in ihrem Bauch breitmachte.
    »Du warst da drin wirklich beeindruckend«, sagte sie zu Gabriel, als sie durch den Korridor gingen.
    »Er war mächtig sauer; ich habe schon gedacht, er bekommt gleich einen Herzinfarkt«, brummte Gabriel, während er immer wieder seine Brille auf der Nase hochschob. Ein Bügel war locker, deshalb glitt sie ständig herunter.
    »Das wär was. Wenn der alte Garland tot umfällt, brauchen wir vielleicht die Abschlussprüfung nicht zu machen«, erwiderte Katie halb im Scherz. »Junge, ich hätte mir fast in die Hose gemacht, als er mich nach dem Mexikanisch-Amerikanischen Krieg gefragt hat.«
    »Spanisch-Amerikanischer Krieg«, korrigierte Gabriel sie.
    »Von mir aus.« Sie machte eine abfällige Handbewegung. »Ich weiß weder etwas über den einen noch über den anderen, deshalb werde ich durch dieses Examen fallen und den Sommer über hier hocken müssen und den Kurs wiederholen.«
    »Katie, hast du jemals in Betracht gezogen, ernsthaft zu studieren?«, fragte er sie.
    »Ach, studieren ist was für Blödmänner.« Sie schlug die Hand vor den Mund, als ihr klar wurde, dass sie ihn beleidigt hatte. »Das war nicht böse gemeint, Gabe, aber ich kann einfach nicht lange genug stillsitzen, um auch nur die Hälfte dieses Mülls durchzuarbeiten.«
    »Das ist kein Müll, Katie; das ist der geforderte Lernstoff für den Kurs.« Gabriel rückte den großen Stapel Bücher zurecht, den er unter dem Arm trug. Er hatte ihn kaum etwas bequemer gepackt, als ein großer junger Mann ihn anstieß und die Bücher zu Boden fielen.
    »Pass auf, wo du hingehst, Trottel«, warf der junge Mann über die Schulter zurück, ohne auch nur langsamer zu werden.
    »Oh, warum wirst du nicht erwachsen?«, rief Katie dem Jüngling nach. »Alles klar?« Sie bückte sich und half Gabriel, die Bücher aufzuheben.
    »Ja, kein Problem«, log er. Dass Katie gesehen hatte, was passiert war, ärgerte ihn mehr als die eigentliche Provokation. Während sie ihm half, die Bücher aufzuheben, streifte eine Strähne ihres Haars sein Gesicht. Er atmete tief ihren Duft ein. Er liebte ihren Geruch. Katie strahlte einen natürlich süßen Duft aus, wie eine Blume, gemischt mit ihrem Shampoo. Diesen Geruch würde er immer erkennen. Erneut schweiften seine Gedanken ab. Was wäre, wenn …?
    »Gabriel, du musst wirklich lernen, dich durchzusetzen«, sagte sie ihm, während sie das letzte Buch auf den Stapel legte. »Wenn du so viele Bücher herumschleppen kannst, bist du bestimmt stark wie ein Bär.« Sie kniff ihm spielerisch in den Bizeps. Er fühlte sich an wie Stahl.
    »Ich kann mich auch durchsetzen, aber nur, wenn ich an die Sache glaube«, erwiderte er.
    »Welche Sache könnte sich mehr lohnen als die, die Leute davon abzuhalten, auf dir herumzuhacken?«
    »Die größten Schlachten werden mit unseren Köpfen und unseren Herzen gefochten«, antwortete Gabriel gewichtig.
    »Aber dein Herz kann nicht verhindern, dass dir der Schädel eingeschlagen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher