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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken
Autoren: Kerstin Klein
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Lieblingsgericht gekocht, der arme Junge ist ja richtig abgemagert. Du kochst wohl nicht für ihn, oder?«
    »Ich glaube nicht, dass Nick das möchte«, antwortete ich wahrheitsgemäß. Was auch besser so war – ich sagte Silvia nicht den Grund dafür –, denn ich konnte nämlich gar nicht kochen.
    »Jeder Mann möchte bekocht werden«, belehrte sie mich. »Und besonders für jemanden mit einem so anstrengenden Beruf wie Nick ist es wichtig, sich abends bei einer liebevoll zubereiteten Mahlzeit zu entspannen. Aber ihr jungen Dinger heutzutage habt wohl andere Prioritäten in eurem Leben.«
    Das mit den jungen Dingern gefiel mir, der Rest nicht. Aber ich hatte es aufgegeben, mit Silvia zu diskutieren, die Vergangenheit hatte gezeigt, dass ich nicht punkten konnte.
    Also lächelte ich, bis ich mit meinen Gesichtsmuskeln hätte Gewichte heben können, und sehnte das Ende dieses Sonntagsbesuches herbei. Beim Abschied murmelte sie noch was von einem Saulus, der kein Paulus werden würde, in meine Richtung. Da ich keinen von beiden kannte, machte ich mir nichts draus und freute mich auf den Sonntagabend.
    Nick brachte mich nach Hause, nicht ohne auf der Fahrt ein wenig beleidigt zu fragen, ob ich ihn wirklich die ganze Nacht allein lassen wollte. Das fragte er mich jedes Mal, wenn ich in meiner Wohnung übernachtete. Die Frauen in seinem Leben hatten es ihm definitiv zu leicht gemacht. Aber ich war mir sicher, ab und zu mal ein bisschen Abstand würde uns nur guttun. Na ja, und außerdem wollte ich einen Pflegeabend machen, und wenn mir Nick ständig beim Augenbrauenzupfen oder Auflegen der Augenmaske über die Schulter sah, wusste ich nicht, ob das so sexy wäre.
    Am Montag rief eine Frau Marschacht an und erzählte, dass sie ihr Haus im Brahmsweg verkaufen wolle, und fragte, ob jemand Zeit für sie hätte, um vorbeizukommen.
    Die hatte ich, und mit der Adresse in der Hand stieg ich in den Corsa. Das Haus war eigentlich ein nettes Einfamilienhaus wie jedes andere, wenn nicht zwei große Schilder im Vorgarten aufgestellt gewesen wären. Und ein alter Mann gerade damit beschäftigt gewesen wäre, die Eingangspforte mit Stacheldraht zu umwickeln. Er sah aus wie ein Gnom, mit einer großen, roten Nase, und mit einer Größe von höchstens einem Meter sechzig war er sogar noch kleiner als ich.
    Ich versuchte, die Aufschrift auf den Schildern zu entziffern. Das war gar nicht so einfach, sie waren mit einer sehr kritzeligen Handschrift geschrieben. Auf dem einen meinte ich zu erkennen »Keine Macht den Zwangsumsiedlern«, auf dem anderen »Achtung, hier wird scharf geschossen«. Der Mann an der Pforte beachtete mich gar nicht, dafür kam nun eine Frau so um die fünfzig aus dem Haus.
    »Vater, ich habe dir gesagt – keine Schilder mehr in meinem Garten. Und was machst du da an der Pforte, was soll denn das nun wieder?«
    Sie erblickte mich und kam zu mir. Über den Stacheldraht streckte sie mir ihre Hand entgegen. »Marschacht, Sie kommen von Haus im Glück , ja?«
    Nun ja, das stand groß auf dem Corsa.
    »Warten Sie einen Moment, wir haben das gleich.« Sie diskutierte kurz mit ihrem Vater, der daraufhin das Feld räumte. Nachdem der Stacheldraht entfernt und die anrüchigen Schilder abgebaut waren, bat sie mich ins Haus.
    »Es tut mir leid, was müssen Sie nur für einen Eindruck haben. Wissen Sie, das Haus muss verkauft werden, ich kann es nicht mehr halten. Aber mein Vater, der seit drei Jahren bei mir wohnt, will das nicht einsehen.« Sie seufzte.
    Ich lächelte sie an. »Ist schon okay. Am besten, ich schau mir erstmal das Haus an, und dann unterhalten wir uns über Ihre Preisvorstellungen, ja?«
    »Ja, machen Sie das. Und gehen Sie bitte allein, ich warte so lange im Garten. Mir fällt der Verkauf auch nicht leicht.«
    Mein Rundgang wurde jäh gestoppt, als mir zwischen Wohn- und Esszimmer eine große Bowlingkugel über den Fuß rollte.
    »Aua«, schrie ich empört. Ich hörte den Gnom kichern. Wenn der meinte, so könnte er mich vertreiben, hatte er sich getäuscht. Seit dem letzten Jahr war ich hart im Nehmen.
    Da trafen mich von der Galerie matschige Tomaten, und ich war nun doch kurz davor, in Tränen auszubrechen. Soo hart war ich nun auch wieder nicht geworden. Ich suchte ein Badezimmer, um die Schweinerei aus meinen Haaren zu entfernen. Kaum stand ich vor dem Waschbecken, wurde die Tür zugeknallt und von außen abgeschlossen. Ich hämmerte dagegen.
    »Machen Sie sofort die Tür wieder auf. Ich finde das
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