Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken
Autoren: Kerstin Klein
Vom Netzwerk:
irgendwie unheimlich. Der Ältere sah sehr gepflegt aus und trug einen teuren Anzug. Der zweite Mann war deutlich jünger und passte mit seiner verblichenen Jeans und den langen Haaren gar nicht zu dem Anzugmann.
    Der zog aus seiner Aktentasche Unterlagen.
    »Hier haben Sie die Fotos. Ich muss die Frauen haben, und ich verlasse mich darauf, dass Sie sie mir beschaffen. Gehen Sie vor wie üblich, ergreifen Sie alle nötigen Maßnahmen.«
    In diesem Moment musste ich, zum absolut unpassenden Zeitpunkt, niesen. Ich kam notgedrungen aus meiner Ecke hervor, ging mit zitternden Beinen an den beiden Männern vorbei und tat, als hätte ich nichts gehört.
    Nicht schon wieder. Bitte, nicht schon wieder. Was war nur los mit mir, dass immer ich in Verbrechen stolperte?
    Mimi blickte mir entgegen.
    »Du siehst so blass aus, alles klar? Ich muss auch ganz dringend auf die Toilette, bin gleich wieder da.«
    »Warte«, rief ich.
    Sie sah mich erstaunt an, und in dem Moment sah ich die beiden Männer zurück ins Restaurant kommen und sich an einen Fenstertisch setzen.
    »Ach, nichts, ist schon gut«, sagte ich zu Mimi, die erleichtert verschwand. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich die beiden Männer, und in diesem Moment fasste ich einen Entschluss. Ich würde nicht wieder auf eigene Faust handeln. Ich würde mich in nichts mehr reinziehen lassen, sondern die Sache Profis überlassen.
    Kaum war Mimi wieder am Tisch, schnappte ich mir mein Handy.
    »Mimi, ich erklär dir gleich alles, ich muss nur ganz dringend mal telefonieren.«
    Ich ging vor die Tür und wählte. Meine erste Wahl wäre Nick gewesen, aber der war noch im Gericht. Also rief ich seinen Vorgesetzten an.
    »Herr Schlüter? Hier ist Alice Wörthing.«
    Ich glaubte, ein unterdrücktes Seufzen zu hören, aber nichts konnte mich mehr aufhalten.
    »Ich bin im Restaurant Mia Casa in der Schillerstraße«, begann ich und berichtete ihm, was ich eben gerade gehört hatte.
    »Und Sie sind sich auch sicher? Da geht nicht mal wieder die Fantasie mit Ihnen durch?«
    »Nein, es war genauso, wie ich es gesagt habe. Der eine Mann hat den anderen aufgefordert, ihm Frauen zu beschaffen. Und Sie haben mir doch selbst gesagt, ich soll keinerlei Alleingänge mehr machen. Darum rufe ich Sie an.«
    »Also gut. Ich kann zwei Beamte vorbeischicken, die sich den Mann mal anschauen. Oder nein, warten Sie. In Ihrem Fall ist es wohl besser, wenn ich selbst vor Ort bin. Also, setzen Sie sich wieder ins Restaurant, und verhalten Sie sich unauffällig. Wir sind in zehn Minuten da.«
    Erleichtert ging ich zurück zu Mimi und setzte sie flüsternd ins Bild.
    »Oh Gott, schon wieder Mädchenhändler?«, fragte sie entsetzt. »Wie viele gibt es denn davon?«
    »Keine Ahnung. Aber ich habe wirklich keine Lust mehr, wieder ständig Angst zu haben. Darum habe ich Schlüter angerufen.«
    Die nächsten Minuten saß ich wie auf Kohlen, bis endlich Schlüter mit zwei Männern, ebenso in ziviler Kleidung, hereinkam. Ich war so erleichtert, dass ich aufsprang und laut schrie: »Da, Herr Schlüter, da ist er. Der Große im Anzug, das ist der Mann.«
    Im Restaurant wurde es unruhig, die Leute starrten den Anzugträger an. Der guckte sich verärgert um, stand auf und ging zu Schlüter.
    »Herr Hauptkommissar Schlüter? Darf ich fragen, was hier los ist?«
    Schlüter wurde blass.
    »Herr Polizeipräsident, guten Tag. Ähm, hier ist gar nichts los. Ich wünsche Ihnen noch einen guten Appetit.«
    »Kommen Sie mit raus. Aber sofort«, herrschte der Mann, der anscheinend der Polizeipräsident war, Schlüter an. Mimi sah mich mit großen Augen an.
    »Der Polizeipräsident ist ein Frauenhändler? In was für einem Land leben wir eigentlich?«
    »Frag mich nicht. Aber das ist ja furchtbar. Wem kann man denn überhaupt noch trauen?«
    Bedeppert warteten wir, bis der Polizeipräsident wieder reinkam und sich zurück an seinen Tisch setzte. Schlüter packte mich fest am Arm und zog mich mit raus.
    »Ich möchte mich nur bei Ihnen bedanken«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus. »Jetzt haben Sie es wohl endgültig geschafft, mir meine Karriere zu versauen.«
    »Aber er hat das wirklich gesagt, das von den Frauen«, verteidigte ich mich.
    »Auch wenn es Sie nichts angeht, unser Polizeipräsident hat mit seinem Kunsthändler gesprochen. Als er, als leidenschaftlicher Kunstsammler, gehört hat, dass das Werk Die Frauen auf einer Auktion angeboten wird, hat er seinen Kunsthändler gebeten, das anonym für ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher