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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken
Autoren: Kerstin Klein
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wusste, dass nicht nur Nick, sondern auch Tim und Steven ganz in der Nähe waren, hatte ich furchtbare Angst. Und wenn das Ganze nun ein Trick von Jersey war? Und gleich jemand aus dem Gebüsch kommen und sich auf mich stürzen würde?
    Zitternd machte ich den Corsa aus und ging mit unsicheren Schritten auf das Haus zu. Gott, was war das denn auch so dunkel hier? Eine Unsumme Geld verlangen für ein Haus, aber nicht mal in Außenbeleuchtung investieren, so ging es ja nun wirklich nicht. Mit bebenden Fingern schob ich den Schlüssel unter die Fußmatte und rannte ängstlich wieder zurück zu meinem Auto. Dann machte ich, dass ich da wegkam, und atmete erst durch, als ich sicher zurück in Nicks Wohnung war.
    Der kam eine halbe Stunde später. »Hast du gut gemacht, Süße«, lobte er. »Die ersten Kollegen sind vor Ort. Ich bin ab morgen früh dann auch da.«
    »Pass auf dich auf. Bitte«, sagte ich.
    »Keine Angst, das ist reine Routine. Da habe ich schon ganz andere Einsätze gehabt.«
    Ich fragte lieber nicht weiter nach. Manche Sachen wollte ich einfach nicht wissen.
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Nick schon weg. Den ganzen Tag konnte ich mich auf gar nichts konzentrieren. Weder die neueste Ausgabe der InStyle noch die Wiederholungen von Du bist mein ganzes Herz fesselten mich. War das nur ein Probelauf? Oder hatte Jersey wirklich wieder armen russischen Frauen erzählt, in Deutschland wäre Jahrmarkt? Nick meldete sich weder übers Handy, noch klingelte das Festnetztelefon. Ich wurde immer nervöser. Was, wenn etwas schiefgelaufen war? Wenn auch Jersey Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hatte und Nick und die anderen Polizisten aufgeflogen wären? Kannte sie Leute, die Polizisten angreifen würden? Ich war kurz davor, durchzudrehen, als ich abends um acht endlich hörte, wie die Haustür aufgeschlossen wurde.
    Ich raste in den Flur und Nick entgegen.
    »Warum hast du nicht angerufen? Wie ist es gelaufen? Hat alles geklappt?«
    »Süße, lass mich erstmal reinkommen«, sagte Nick müde. »Es ist nicht alles nach Plan gelaufen.«
    Oh. Was kam denn nun? Behauptete jetzt etwa auch Jersey, dass ich eine Stalkerin wäre, und diesmal würde ich dafür verurteilt werden? Hatten die Frauen in dem Haus einhellig behauptet, sie wären alle nur die Cousinen von Jersey und fänden es unglaublich rassistisch von der deutschen Polizei, ein Familientreffen zu stören?
    »Was ist passiert?«, fragte ich Nick resigniert.
    »Na ja, es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte zuerst. Dein Leben wird nicht besser werden.«
    »Oh nein«, wisperte ich. »Sie hat recht gehabt. Mein Leben wird die Hölle werden.«
    »Tja, das ist wohl so. Wenn du das Leben an der Seite eines Undercover-Bullen, der dich von ganzem Herzen liebt, als Hölle bezeichnest.«
    »Was?«, fragte ich. Irgendwie kapierte ich gar nichts.
    »Ach Süße.« Nick lachte und nahm mich in den Arm. »Warum machst du es mir jedes Mal so einfach? Die gute Nachricht ist – alles ist nach Plan gelaufen. Wir haben sie, wie die Zeitungen so gern schreiben, auf frischer Tat ertappt. Jersey sitzt schon in Untersuchungshaft, die Frauen haben alle gegen sie ausgesagt, und die Sache ist vorbei.«
    »Oh, du Mistkerl.« Halb lachend und halb weinend trommelte ich auf seine Brust. »Warum verarschst du mich immer wieder?«
    »Weil ich es kann, Süße. Weil ich es kann.«
    Ende

Epilog
    Fröhlich betrat ich mittags ein Restaurant, in dem Mimi schon auf mich wartete. Ich kam direkt vom Gericht.
    »Ich bin so froh, dass es jetzt vorbei ist«, sagte ich zu Mimi. »Meine Zeugenaussage hat nicht mal zwanzig Minuten gedauert, und es war gar nicht schlimm.«
    »Und? Muss Jersey jetzt ins Gefängnis?«
    »Da bin ich ganz sicher. Nick muss gleich auch noch eine Aussage machen, er wird mir heute Abend erzählen, wie es ausgegangen ist. Mann, ist das ein gutes Gefühl, dass die Geschichte vorbei ist. Keiner mehr, der mich verfolgen, entführen oder erpressen will.«
    »Ein echter Grund zum Feiern«, stimmte Mimi mir zu. »Und ich bin total verliebt in Mark, darauf trinken wir jetzt ein Glas Sekt, okay?«
    Nach dem zweiten Glas musste ich dringend auf die Toilette. Die war im Keller untergebracht, in der hintersten Ecke. Als ich fertig war, wollte ich gerade in den Gang einbiegen, der zu der Treppe führte, als ich zwei Männer sah. Sofort blieb ich stehen und drückte mich an die Wand. Ich konnte selbst nicht sagen, wieso, aber die Art, wie die beiden da standen, war
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