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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken
Autoren: Kerstin Klein
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einer der Vorteile, wenn man in einer Immobilienfirma arbeitete, die Wohnungen flogen einem nur so zu. Nick fand das allerdings gar nicht so vorteilhaft, er hatte versucht, mich zum Einzug in seine Wohnung zu überreden. Aber ich wollte diesen Zustand der totalen Verliebtheit gern noch ein wenig länger genießen. Weiß man ja, wenn man erstmal mit jemandem zusammenwohnt, bleibt die Verliebtheit als Erstes auf der Strecke. Statt über die beste Stellung im Bett wird darüber diskutiert, wer den Müll rausbringen und den Abwasch erledigen muss.
    Bratwurst-Kalles Frau unterbrach meine Gedanken. Sie war erschreckend dünn, ich glaube nicht, dass sie jemals in eine Bratwurst gebissen hatte. Dabei besaß ihr Mann eine Kette von Wurstständen, die mit dem Slogan »Beiß dich ins Paradies« gerade dazu aufforderte.
    »Ich weiß nicht«, mäkelte sie, »nur drei Badezimmer, ist das nicht ein bisschen Ghetto?«
    »Nein, ganz und gar nicht«, beruhigte ich sie. »Der neue Trend ist Purismus im Haus, weniger ist mehr. Wussten Sie, das Madonna in ihren Häusern nur noch zwei Badezimmer duldet?«
    »Oh, ja, klar, jetzt, wo Sie es erwähnen, fällt es mir wieder ein. Aber das Haus, ich weiß nicht … die Küche ist viel zu groß.«
    »Das lässt sich alles verändern, wenn es erstmal Ihr Haus ist. Die meisten unserer Kunden lassen immer Umbauten vornehmen und alles direkt auf die eigenen Wünsche abstimmen. Und wenn Sie lieber in einer kleinen Küche kochen, bauen Sie sich eben eine kleine.«
    Sie guckte mich entsetzt an. »Ich koche doch nicht selbst.« Fast angeekelt schüttelte sie sich. »Dafür haben wir Personal, aber ich sehe nicht ein, warum man diesen Leuten so viel Platz überlassen sollte.«
    Ich kniff mich fest in den Arm, um mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie mir auf die Nerven ging. Vor ihrer Heirat mit Bratwurst-Kalle hatte sie auch bloß in einem seiner Imbisse gestanden und Pommes frittiert.
    »Sie müssen sich ja nicht heute entscheiden. Ein, zwei Tage kann ich das Haus sicher reservieren. Ich muss Sie allerdings darauf hinweisen, dass Ben the Man auf eine Besichtigung drängt.«
    Der war der Star einer Boygroup, und immerhin wäre es ja möglich, dass er sich für dieses Haus interessieren könnte. Sollte mir die Trulla erstmal das Gegenteil beweisen.
    »Ben the Man? Der ist ja so hip. Und er will dieses Haus? Aber da hat er Pech gehabt, ich nehme es. Ich sprech heut Abend noch mit meinem Mann und rufe Sie morgen an. Sie müssen dann so schnell wie möglich einen Notartermin vereinbaren.«
    Bei solchen Frauen half es immer, berühmte Namen zu erwähnen. Ich verabschiedete mich von ihr und fuhr zurück ins Büro. Haus im Glück stellte uns kleine, niedliche Corsas zur Verfügung, mir leider nur während der Arbeitszeiten. Aus dem Auto rief ich Nick an. Das tat ich manchmal fünfmal am Tag, nur um diese Begrüßung zu hören.
    »Süße, wie geht’s dir?«
    »Ich glaube, ich habe eben ein Haus verkauft, mir geht es sehr gut. Kannst du mich nachher abholen und zu meinen Eltern fahren? Melinda kommt heute wieder, da soll ich auch da sein.«
    »Kann ich machen, aber ich muss heute Abend noch was erledigen. Ich sag nur kurz Guten Tag und fahre dann weiter, okay?«
    Nick arbeitete als verdeckter Ermittler und war, was seinen Beruf anging, leider ein sehr schweigsamer Typ. Mehr als ein »hab noch was zu erledigen« kriegte ich nie aus ihm raus.
    Im Büro brachte ich Bernie die gute Nachricht, dass das Haus so gut wie verkauft war. »Alice.« Theatralisch warf er seine Arme nach oben. »Alice, du bist ein Star. Stell dir Trommelwirbel vor. Denk an überschäumenden Champagner. All das hast du verdient.«
    Wie schön. Dann konnte ich mir ja auch gleich die Provision vorstellen, denn auch die existierte nur in meiner Fantasie. Wir beiden Haus im Glück -Makler bekamen Festgehälter und keinen Cent mehr. Doch halt, Bernie honorierte unsere Leistungen schon. Wer den größten Abschluss des Monats gemacht hatte, durfte eine Woche lang seinen Kaffee aus der Tasse mit der Aufschrift »Du bist der Gewinner« trinken.
    Aber auch wenn ich nicht reich werden würde, war der Job klasse. Ich schaute mir imposante Häuser, die zu verkaufen waren, und diverse Wohnungen, die zu vermieten waren, an. Ich schrieb blumige Exposés, ging mit Kunden auf die Suche nach dem perfekten Zuhause und hatte alles in allem eine gute Zeit.
    Die Firma war malerisch in der Altstadt untergebracht, in einem uralten Haus. Mein Büro teilte ich mir
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