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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken
Autoren: Kerstin Klein
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Pflanzen noch Deko, dafür umso mehr Technik. Meine Wohnung war in Weiß und Rosa gehalten, mit vielen Pflanzen und noch mehr Deko. Ich wartete eine halbe Stunde auf Nick, doch was immer er zu tun hatte, es würde wohl länger dauern. Also ging ich ins Bett, notgedrungen nackt, weil er auch meinen Ersatzschlafanzug entdeckt hatte. Dabei hatte ich ihn im Putzschrank versteckt, wie er ihn da finden konnte, blieb mir ein Rätsel. Alles, was ich noch fand, waren kleine Stücke rosarot-geblümten Flanells.
    Mitten in der Nacht wurde ich wach durch Hände, die sehr genau wussten, was sie taten. Und durch eine Stimme, die mir mitteilte, dass ich wegen Verstoßes gegen das Sittsamkeitsgebot verhaftet sei. Da sollte ich mich mal besser ergeben, nicht, dass ich auch noch wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt angeklagt würde …
    Am nächsten Morgen erwartete Mimi mich ziemlich aufgelöst im Büro. »Oh Alice, ich glaube, ich habe echt Mist gebaut.«
    »Was ist denn passiert?«, wollte ich wissen.
    »Du weißt doch, dass ich das Geisterhaus verkauft hab. Und dabei ist mir was ganz Blödes passiert.«
    Das Geisterhaus nannten wir so, weil es ganz allein mitten in der Pampa stand. Es war in einem schlimmen Zustand, durch das Dach regnete es rein, und es war schon seit über einem Jahr auf dem Markt. Nicht gerade viele Interessenten hatten den Weg da raus gefunden, und die wenigen, die zur Besichtigung da waren, blieben nicht lange. Darum waren wir alle mehr als erstaunt, als Mimi es Anfang der Woche innerhalb von fast fünf Minuten verkauft hatte. Der Käufer war, wie sie sagte, ein echter Kotzbrocken, aber er hatte es mit der Überschreibung so eilig, dass nach nur zwei Tagen ein Notartermin vereinbart wurde.
    »Was denn?«, fragte ich erstaunt. »Das ist doch alles super gelaufen. Ich glaube, das war der schnellste Hauskauf in der Geschichte.«
    »Tja«, seufzte sie. »Aber dieser Typ, der Käufer, war echt gruselig. Und der hatte so Augen, so kalt, das kannst du dir nicht vorstellen. Wie in einem Horrorfilm. Ich war ganz durcheinander. Na ja, und darum habe ich es wohl vergessen.«
    »Was denn?«, drängte ich sie. »Was hast du vergessen?«
    »Die Eigentümerin hatte noch Sachen im Keller. Und ich habe ihm zugesagt, dass die bis heute verschwunden sind. Der will doch morgen schon da rein. Und jetzt kann ich die Eigentümerin nicht erreichen und der Keller ist noch voll.«
    »Ach, das ist bestimmt nicht schlimm«, beruhigte ich sie. »Das hat der sicher nur so gesagt. Du weißt doch, wie das Haus aussieht, da kann der so gar nicht einziehen. Jedenfalls nicht, bis das Dach gemacht ist.«
    »Es würde mich nicht wundern, wenn das schon fertig wäre. Der hatte es doch so eilig. Und er hat mir zweimal gesagt, dass der Keller unbedingt zum Wochenende leer sein muss. Mist, was mache ich denn jetzt? Der reißt mir den Kopf ab«, jammerte Mimi.
    Ich überlegte nicht lange. Seit meinem ersten Arbeitstag bei Haus im Glück hatte Mimi mir unheimlich viel geholfen, alles Mögliche erklärt, und das mit einer Engelsgeduld. Jetzt konnte ich ihr endlich mal helfen.
    »Weißt du was?«, fragte ich sie. »Wir beide leihen uns heute Abend den Lieferwagen von Bernie, fahren da raus und räumen den Keller leer.« Haus im Glück hatte einen großen Lieferwagen, allerdings wusste ich nicht, warum. Aber zu irgendwas wurde der sicher gebraucht. »Was hältst du davon?«
    »Wirklich?«, schniefte Mimi. »Das wäre ja toll. Ehrlich, du glaubst nicht, wie mir das zu schaffen macht, ich habe echt Angst vor dem Typen.«
    »Rede du mal mit Bernie wegen des Lieferwagens. Und dann fahren wir einfach nach der Arbeit los, räumen das Zeug raus und sind schon wieder weg. Das merkt keiner. Aber jetzt erzähl mal von deinem Date mit Kevin. Wie ist es gelaufen?«
    »Kevin war ein richtiger Arsch. Was meinst du, mit was er ins Vega gekommen ist?« Entrüstet schaute sie mich an.
    »Du glaubst es nicht, mit einem Koffer. Auch noch mit so einem Billigteil vom Discounter. Und als er meine verwunderten Blicke sah, meinte der doch im Ernst, ich hätte bestimmt nichts dagegen, wenn er ein paar Tage meine Couch benutzen würde.«
    »Äh, war das nicht euer erstes Date?«, fragte ich.
    »Allerdings. Ich habe ihn da sitzen lassen und war den Abend allein zu Hause. Um halb neun, geht es noch jämmerlicher? Was mach ich bloß falsch?«
    »Ach, Mimi.« Diese Diskussion hatten wir schon öfter geführt. »Vielleicht suchst du ein klein wenig zu intensiv. Warum triffst du
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