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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken
Autoren: Kerstin Klein
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handelt von einer Tupperdame, die unvermutet in ein Verbrechen hineingezogen wird. Zusammen mit einem jüngeren Polizisten kommt sie den Tätern auf die Spur. Nick, vielleicht könntest du mir ein paar Hintergrundinformationen geben? Nur, damit auch alles authentisch wird?«
    Mein Vater verließ seinen Fernsehsessel und ging zu seiner Modelleisenbahn in den Keller. Ich beließ es bei einem Augenrollen.
    Nick grinste sie an. »Inge, das machen wir, aber ich muss jetzt los. Jürgen holt mich ab. Grüß Melinda von mir.«
    Jürgen war ein Kollege von ihm mit einem ausgewachsenen Putzzwang. Das wusste ich, weil er während meiner Zeit in Schutzhaft zeitweise mein Beschützer gewesen war. Daraus war eine wunderbare Feindschaft erwachsen.
    Ich brachte Nick noch raus. Er drückte mir seinen Autoschlüssel in die Hand und küsste mich. »Kommst du mit dem Wagen nachher zu mir? Die Vorstellung, wie du nackt in meinem Bett auf mich wartest, wird mich durch einen langen Abend bringen.«
    Ich lachte. »Bleibt mir ja nichts anderes übrig, wenn du weiterhin all meine Schlafanzüge zerschneidest.«
    Nick hob unschuldig die Hände. »Hey, das war die Waschmaschine.«
    Er hatte nicht viel übrig für meine rosa Flanellschlafanzüge mit niedlichen Schafen drauf.
    Ich sah Jürgen um die Ecke kommen und ging lieber wieder rein. Mit ihm konnte Nick sich gerne allein vergnügen.
    Meine Mutter holte meinen Vater wieder aus dem Keller, und wir warteten auf Melinda. Gegen neun fuhr ein Taxi vor, und meine Schwester war zurück. Sie hatte auch vor ihrer Liaison mit dem Fußballer unglaublich gut ausgesehen, mit ihren langen blonden Haaren, den großen braunen Augen und Wangenknochen, für die ich morden würde. Aber nach einem halben Jahr unbegrenzten Zugangs auf die schwarze American-Express-Karte ihres Freundes übertraf sie sich selbst. Sie hatte diesen unglaublich gepflegten, aber gleichzeitig lässigen Look, der nur für sehr viel Geld zu haben war.
    Meine Mutter stürzte sich an der Tür auf sie und erdrückte sie fast. »Melinda, du armes Mädchen, es tut mir so leid. Der hat dich doch gar nicht verdient. Glaub mir, das Leben geht weiter.«
    Melinda sah sie ratlos an. »Ja, klar, warum auch nicht? Der hat mir bestimmt nicht das Herz gebrochen.«
    Das wäre auch schwierig, ich glaube, sie hatte gar keins.
    »War doch eine tolle Geschichte, und ich habe sie gut genutzt. Ihr glaubt nicht, wen ich alles kennengelernt habe, jetzt geht es bei mir richtig los.«
    Alles andere hätte mich auch gewundert, Melinda würde immer auf die Füße fallen.
    »Außerdem«, grinste sie, »musste er einsehen, dass eine Trennung von mir nicht für lau zu haben ist. Ich meine, es wäre für seine Karriere sicher nicht so hilfreich, wenn ich der Presse das ein oder andere Detail stecken würde. Ein Jahr Unterhalt habe ich rausgeschlagen, nicht schlecht für ein halbes Jahr an seiner Seite.«
    »Wie schön für dich«, schaltete sich das erste Mal mein Vater mit Hoffnung im Blick ein, »dann kannst du dir ja eine nette Wohnung mieten, oder?«
    »Ja, mal sehen«, antwortete sie vage. »Erstmal bin ich wieder hier, da freut ihr euch doch.«
    Meine Mutter stimmte ihr vollen Herzens zu, mein Vater guckte eher deprimiert.
    »Jetzt brauche ich aber dringend erstmal ein bisschen Schlaf. Meine Sachen werden morgen früh gebracht, kannst sie einfach hochbringen«, sagte sie zu meiner Mutter und ging wie selbstverständlich die Treppe hoch in ihr altes Zimmer.
    »Herbert, guck nicht so deprimiert. Wir sind wieder eine Familie, das ist es doch, was das Leben ausmacht. Wer weiß, vielleicht wird es Alice in ihrer Wohnung ja auch zu einsam, und sie kommt wieder zu uns?«
    Nun schaute mein Vater nicht mehr deprimiert, sondern entsetzt.
    »Ich glaube nicht, Mama«, sagte ich, »ich fahre jetzt auch los. Wir telefonieren.«
    Ich war schon fast am Auto, als meine Mutter mich einholte.
    »Ach, Alice, richte Nick doch bitte aus, dass es mir gar keine Umstände machen würde, wenn er seine Uniformen zum Waschen herbringt. Der arme Mann hat ja wahrlich genug zu tun.«
    Keine Frage, meine Mutter stand kurz vor ihrem zweiten Frühling.
    »Du weißt, dass er keine Uniform trägt, Mama. Und nun schlaf schön.«
    Ich fuhr zu Nicks Wohnung und fragte mich zum zwanzigsten Mal, wie wir beide unsere Vorstellungen vom Wohnen unter einen Hut bringen sollten. Hier fand sich noch ein Grund, nicht zusammenzuziehen.
    Nicks Wohnung war ein Männerparadies mit schwarzen Ledersofas, es gab weder
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