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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken
Autoren: Kerstin Klein
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dich mit jemandem, der bei eurem Chat oder wie man das nennt, schon abstoßend war? Weißt du was, ich habe eine Idee. Wir beide gehen in den nächsten Tagen mal abends weg und suchen zusammen jemanden für dich.«
    Das baute sie wieder auf. »Super Idee. Was ziehen wir an?«
    Diese Frage konnten wir leider nicht abschließend klären, da Mimi eine halbe Stunde später von Bernie zu einer Baustelle gescheucht wurde. Manchmal hatte der Mann das Timing einer Dampfwalze.
    Kurz vor Feierabend verschwand Mimi in Bernies Büro. Um nach fünf Minuten mit ihm im Schlepptau wieder zurück zu sein.
    »Alice, das ist doch Unsinn, was ihr euch da ausgedacht habt. Ihr beide auf einem Survival-Trip, also ich weiß nicht, das passt doch gar nicht zu euch.«
    Ich schaute Mimi mit großen Augen an.
    »Genau deshalb wollen wir das machen«, sagte Mimi schnell zu Bernie und zwinkerte hektisch in meine Richtung. »Wir wollen die ausgetretenen Pfade der Vernunft einmal hinter uns lassen, neue Erfahrungen in unser Leben lassen. Einfach mal zurück zu Mutter Natur.«
    »Aber dann könnt ihr doch einfach einen Spaziergang machen. Einen Abend campen in der Wildnis und im Lieferwagen schlafen? Das ist doch schrecklich unbequem.«
    Aha. Das also war ihre Ausrede.
    »Nein, Bernie«, sagte ich, »wir müssen alle im Leben mal ein Risiko wagen. Wir wollen frei sein, den gesellschaftlichen Ballast abschmeißen, unsere innere Mitte finden.«
    Ich kam mir schon ganz erleuchtet vor.
    »Na ja, ihr müsst es ja wissen. Aber jammert mir morgen nicht die Ohren voll, dass ihr zur Maniküre oder zum Friseur müsst. Und kommt heil wieder.«
    Als er raus war, guckte ich Mimi an. »Warum hast du nicht einfach gesagt, du willst ein Sofa kaufen und es selbst transportieren?«
    »Hm«, machte sie. »Ja, das wäre wohl auch gegangen.«
    Während der Fahrt fing es furchtbar an zu regnen. Mimi, die beim »Schnick Schnack Schnuck« verloren hatte und deshalb am Steuer saß, konnte kaum noch etwas sehen. So dauerte es fast zwei Stunden, bis wir endlich am Geisterhaus ankamen. Mittlerweile war es dunkel geworden, und die Zufahrt zum Haus, ein zwei Kilometer langer Feldweg, war matschig und rutschig. Aber irgendetwas stimmte nicht.
    »Mimi? Da vorne ist nicht das Haus. Da ist ein Maisfeld.«
    »Verdammt. Ich habe die falsche Zufahrt erwischt. Bei dem Mistwetter kann man ja auch überhaupt nichts sehen. Aber das Maisfeld grenzt an den alten Stall neben dem Haus.« Sie überlegte. »Hey, das ist vielleicht besser so. Wir schleichen erstmal hier am Rand zum Haus und gucken, ob jemand da ist. Wenn nicht, holen wir den Wagen und fahren den vor den Keller. So sind wir doch auf der sicheren Seite.«
    Wir pirschten uns an dem Maisfeld lang. Der Boden war eklig matschig, und meine Schuhe waren sofort ruiniert. Außerdem hörten wir ständig so huschende Geräusche, die uns in Angst und Schrecken versetzten. Bernie hatte definitiv recht, das hier war wirklich nichts für uns.
    Wir schlichen durch den Regen auf das Haus zu. Vom Vollmond beleuchtet sah es noch gruseliger aus, als ich es in Erinnerung hatte. Aber weit und breit war kein Auto zu sehen.
    »Okay, lass uns kurz in den Keller gucken, und dann holen wir den Lieferwagen.«
    Neben dem Haus gab es eine Treppe nach unten, die zu einer Kellertür führte. Die abgeschlossen war. »Alice, ich habe keine Schlüssel mehr«, flüsterte Mimi verzweifelt. »Was machen wir denn jetzt?«
    »Du … Aaarghhh! Da, eine Kröte«, schrie ich und rannte die Treppe wieder rauf. »Wo?«, schrie Mimi panisch und eilte mir hinterher.
    »Igitt! Rechts vor der Tür sitzt die und ist riesig groß.«
    »Ich geh da nicht wieder runter«, verkündete Mimi. »Stell dir vor, die springt uns an.«
    Beide schüttelten wir uns. »Ich geh da auch nicht wieder runter. Dann müssen wir eben durchs Haus gehen. Lass uns mal gucken, ob irgendwo ein Fenster auf ist oder eine Tür nicht abgeschlossen.«
    Es war alles verrammelt. »Ich versteh das nicht«, wunderte sich Mimi. »Wieso ist denn hier alles abgeschlossen? Wer soll denn hierherkommen?«
    »Weiß ich auch nicht. Aber irgendwie müssen wir jetzt da rein. Und ich weiß auch schon, wie«, freute ich mich. »Erinnerst du dich noch an die Folge letzte Woche von Du bist mein ganzes Herz ? Da wollte doch Sebastian rauskriegen, ob Frederike ihn betrügt, und ist in ihre Wohnung eingebrochen.«
    Du bist mein ganzes Herz war unser beider tägliche Lieblings-Soap.
    »Genau«, rief Mimi. »Und hättest du gedacht,
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