Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mörder sterben nicht im Bett

Mörder sterben nicht im Bett

Titel: Mörder sterben nicht im Bett
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
PROLOG
     
    Ich traf mich mit ihr in der John
Peel Bar auf der Third Avenue. Die Wände dort sind mit Jagdstichen aus dem
alten England tapeziert, und der Oberkellner trägt einen roten Jagdrock. Die
Bar ist kitschig, teuer, und die Gäste grölen nur dann, wenn ein Mädchen im
Transparentkleid hereinkommt. Meine neue Klientin erschien in einem dieser
italienischen Seidenkleider, die mit bunten Farbwirbeln bedruckt sind.
    Hellblondes Haar tanzte um ihre
Schultern, hellblaue Augen blickten gelassen und selbstsicher in die Welt. Die
Oberlippe ihres vollen und sinnlichen Mundes schmollte ein bißchen, die straff
über den hohen Wangenknochen sitzende Haut schimmerte wie kostbares Porzellan.
Auf mich machte sie den Eindruck einer waschechten Lady, und ich fragte mich
nur, was sie von einem wie mir wollte.
    »Mr. Boyd ?« fragte sie mit kühler Altstimme.
    »Gewiß«, nickte ich. »Sie haben
Danny Boyd vor sich .«
    »Ich bin Louise d’Avenzi .« Damit ließ sie sich mir gegenüber in der Nische nieder.
    »Sie sind zwar italienisch
angezogen«, meinte ich, »aber Ihr Akzent ist ur-amerikanisch .«
    »Ich war mit einem Italiener
verheiratet, wir haben uns vor zwei Jahren scheiden lassen .« Sie lächelte flüchtig. »Den Namen habe ich behalten: Louise d’Avenzi klingt
sehr viel aparter als Louise Blaggs , meinen Sie nicht
auch ?«
    »Gewiß«, nickte ich wieder.
»Was möchten Sie trinken ?«
    »Wodka mit Eis und Zitrone,
bitte .«
    Ich gab die Bestellung an den
wartenden Kellner weiter, dann konzentrierte ich mich wieder auf die Blondine.
Schwer fiel mir das nicht.
    »Als Privatdetektiv haben Sie
den Ruf, absolut unmoralisch, skrupellos und tüchtig zu sein«, begann sie.
»Stimmt das, Mr. Boyd ?«
    »Sagen Sie einfach
>brillant<«, meinte ich bescheiden. »Das trifft es .«
    »Man hat Sie mir in Santo Bahia
empfohlen«, fuhr sie fort. »Angeblich haben Sie schon öfter dort gearbeitet .«
    »Jedenfalls kenne ich das Nest .«
    »Vor fünf Tagen bin ich
überstürzt aus Santo Bahia abgereist«, sagte sie leichthin. »Ich möchte, daß
Sie dort auftauchen und mich suchen .«
    Der Kellner brachte ihren Drink,
was mir Zeit gab, mich von meiner Verblüffung zu erholen.
    »Würden Sie das bitte
wiederholen ?« murmelte ich dann.
    »Wo steigen Sie in Santo Bahia
gewöhnlich ab ?« erkundigte sie sich.
    »Im Starlight Hotel, aber...«
    »Das paßt ausgezeichnet«,
unterbrach sie mich. »Ich werde Sie dort von Zeit zu Zeit anrufen und mir von
Ihren Fortschritten berichten lassen. Vielleicht sollte ich mich dabei für Ihre
Sekretärin ausgeben .« Sie dachte kurz nach. »Shirley
Spindelross, würde das passen ?«
    »Und was passiert, wenn ich Sie
in Santo Bahia auch finde ?« knurrte ich. »Soll ich Sie
in eisernem Griff festhalten, bis Sie aus New York anrufen ?«
    »Oh, Sie werden einen
geheimnisvollen Auftraggeber haben, für den Sie mich suchen sollen«, meinte
sie. »Natürlich können Sie nicht seinen Namen nennen. Wenn Sie dann entdecken,
daß ich seit einigen Tagen als vermißt gelte, vermuten Sie natürlich sofort das
Schlimmste .«
    »Und was wäre das ?«
    »Mord«, sagte sie entschlossen.
»Und Sie werden Ihren Verdacht auch lauthals ausposaunen, Mr. Boyd .«
    »Gegenüber wem — der Polizei?«
    »Jedem gegenüber.«
    »Die Polizei inbegriffen?«
    »Möglicherweise«, antwortete
sie. »Das überlasse ich Ihrem Urteilsvermögen. Es könnte sich als notwendig
erweisen, wenn Sie Besorgnis über mein Wohlergehen demonstrieren müssen .«
    »Da unten gibt es einen
gewissen Captain Schell«, sagte ich unbehaglich, »der mich wie einen Bruder
liebt. Oder lieben würde, wenn mein Name Abel wäre.«
    »Ich gebe Ihnen eine Liste mit
Namen und Adressen« fuhr sie ungerührt fort. »Dort können Sie in beliebiger
Reihenfolge vorsprechen .«
    »Macht es Ihnen etwas aus, mir
zu verraten, was dieses ganze Theater soll ?«
    »Es macht«, erwiderte sie kalt.
»Dieser Fall wird sich progressiv entwickeln, Mr. Boyd. Alles wäre verdorben,
wenn Sie die Story von Anfang an wüßten. Aber ich verspreche Ihnen, daß ich Sie
im Zuge Ihrer Fortschritte ins Bild setzen werde .«
    »Meinen tiefempfundenen Dank«,
knirschte ich.
    Sie öffnete ihre Handtasche und
holte ein Formular heraus, das sie vor mir auf den Tisch legte. »Ich bin ganz
sicher, daß Sie meinen Standpunkt gleich teilen werden .«
    Das Formular war ein Barscheck
über zweitausend Dollar. Ich faltete ihn sorgsam und steckte ihn noch sorgsamer
in meine Tasche. Als Dank wandte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher