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Der Altman-Code

Der Altman-Code

Titel: Der Altman-Code
Autoren: Robert Ludlum , Gayle Lynds
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Vorspiel
    Freitag, 1. September 2002 - Shanghai, China
    Am Nordufer des Huangpu-Flusses tauchten riesige Flutlichtanlagen den Hafen in grelles Licht und machten die Nacht zum Tag. Schwärme von Stauern entluden Lkws und brachten lange Stahlcontainer für die Kräne in Stellung. Inmitten des Quietschens und Scharrens von Metall an Metall hievten die imposanten Kräne die Container in den Sternenhimmel empor und senkten sie in die Laderäume von Frachtschiffen aus aller Welt. Hunderte davon liefen täglich in diesen wichtigen Hafen an Chinas Ostküste ein, der fast genau in der Mitte zwischen der Hauptstadt Beijing und Chinas jüngster Erwerbung Hongkong liegt.
    Südlich des Hafens funkelten die Lichter der Stadt und der Hochbauten des neuen Wirtschaftsviertels Pudong, während sich auf dem aufgewühlten braunen Wasser des Flusses Frachter, Dschunken, winzige Sampans und lange Züge hölzerner Frachtkähne so dicht drängelten wie der Verkehr auf einem belebten Pariser Boulevard.
    Auf einem Pier am Ostende des Hafens, nicht weit von der Stelle, wo der Huangpu eine scharfe Biegung nach Norden macht, war das Licht weniger hell. Hier wurde ein einzelner Frachter von einem einzigen Kran und nicht mehr als zwanzig Stauern beladen. Der Name, der auf dem Heckspiegel des Frachters stand, war The Dowager Empress , Heimathafen Hongkong. Von den allgegenwärtigen uniformierten Hafenwachen war keine Spur zu sehen.
    Zwei große Lkws standen mit dem Heck zum Frachter.
    Schwitzende Stauer luden Stahlfässer ab, rollten sie über die Planken und stellten sie aufrecht auf ein Frachtnetz.
    Als das Netz voll war, schwenkte der Kranarm darüber, und die Trosse kam herunter. In dem Stahlhaken an ihrem Ende brach sich blitzend das Licht. Die Stauer befestigten das große Netz am Haken, worauf der Kran die Fässer rasch hochhob, sich drehte und sie auf den Frachter absenkte, wo Deckhelfer sie in den offenen Laderaum hinabbugsierten.
    Die Lkw-Fahrer, Stauer, Deckhelfer und der Kranführer auf dem abgelegenen Pier arbeiteten zügig, schnell und lautlos, aber nicht schnell genug für den großen Mann, der rechts neben dem Lastwagen stand. Seinem wachsamen Blick entging nichts, was zwischen Land und Fluss geschah. Für einen Han-Chinesen ungewöhnlich hellhäutig, war sein Haar sogar noch ungewöhnlicher – hellrot, mit weißen Strähnen durchsetzt.
    Er sah auf die Uhr. Seine hauchige Stimme war kaum zu hören, als er zum Vorarbeiter der Stauer sagte: »In sechsunddreißig Minuten seid ihr fertig.« Es war keine Frage. Der Kopf des Vorarbeiters zuckte herum, als wäre er attackiert worden. Er schaute den Mann nur ganz kurz an, senkte den Blick und eilte davon, um auf seine Männer einzuschreien. Das Arbeitstempo nahm zu. Während der Vorarbeiter die Stauer zu größerer Eile antrieb, blieb der Mann, den er fürchtete, bedrohlich präsent.
    Zur gleichen Zeit huschte an einer dunklen Stelle des Piers ein zierlicher Chinese in Reeboks, schwarzer Maojacke und westlichen Jeans hinter die mächtige Trommel eines dicken Taus.
    Reglos, im schwachen Licht fast unsichtbar, beobachtete er, wie die Fässer auf das Frachtnetz gerollt und an Bord der Dowager Empress gehievt wurden. Er holte eine kleine, hochwertige Kamera aus seiner Maojacke und fotografierte alles und jeden, bis das letzte Fass im Laderaum verschwunden war und auch der zweite Lkw wegfuhr.
    Dann drehte er sich lautlos um, verbarg die Kamera unter seiner Jacke und entfernte sich von den hellen Lichtern, bis er wieder von Dunkelheit umgeben war. Er richtete sich auf und huschte, sich jede Deckung vom Container bis zum Lagerschuppen zu Nutze machend, über die Holzplanken zu der Straße, die in die Stadt zurückführte. Über seinen Kopf strich ein warmer Nachtwind, der den intensiven Geruch des schlammigen Flusses mit sich führte. Er nahm keine Notiz davon. Er war begeistert, denn er würde mit wichtigen Informationen zurückkehren. Aber er war auch nervös. Mit diesen Leuten war nicht zu spaßen.
    Als er die Schritte hörte, hatte er schon fast die Stelle erreicht, wo der Pier ans Ufer stieß. Fast war er in Sicherheit.
    Der große Mann mit dem ungewöhnlichen rot-weißen Haar war ihm lautlos und parallel zu ihm an den Lager-und Werkschuppen entlang gefolgt. Vollkommen ruhig und gelassen beobachtete er, wie der kleine Mann zusammenfuhr, kurz stehen blieb und dann schneller weiterging.
    Der Rothaarige schaute sich rasch um. Links von ihm war der Teil des Piers, der Lagergut und Seemöwen
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