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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise
Autoren: Manfred Rebhandl
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war wirklich nur noch ein Schatten seiner selbst, von dem ich das Gefühl hatte, dass er ganz dringend Andock an die Tuttis seiner Mutti bräuchte oder an irgendwas anderes, das ihm Kraft gab. Aber Mutti war nicht da, also bat ich Lemmy: „Jetzt gib ihm doch ein bisschen was von deinem Speed ab!“
    Ich sagte das mit strengem Unterton, denn er sollte endlich lernen, dass man Geschenke nicht vor Weihnachten öffnete, aber Lemmy wollte nichts hergeben: „Nein, ist mein’s!“
    Ku raufte sich zunächst die Haare, machte dann aber diese verzweifelt wegwerfende Geste, mit der man sein sinnloses Leben in einen Kübel schmeißen will, er stammelte: „Lass ihn, Rock, lass ihn einfach. Er ist gerade in der ‚Alles-meins!‘-Phase.“
    Ich fragte: „Sollte die nicht längst abgeschlossen sein?“
    „Normalerweise mit 21 Monaten, aber bei ihm dauert das halt ein wenig länger, was soll’s.“
    Als ich ihn dann so dasitzen sah, da dachte ich, dass ich verdammtnochmal eine zweite Andenmütze hätte kaufen sollen.
    ***
    Ich hatte dann genug von dem Scheiß und den Idioten, mit denen ich es die ganze Zeit zu tun hatte.
    Also schlurfte ich hinauf in meine Bude, stellte den Körper auf Schlaf-Modus um und nuckelte mich in einen tiefen Schlummer, von dem ich hoffte, dass er sehr lange andauern würde.
    Aber anstatt zu sterben, schlief ich nur ein paar wohlige Tage lang und träumte besoffen von der einen Tochter, die Bertha mir in der Villa der von Hagens in den schönsten Farben gemalt hatte, ich hatte noch nie solche Träume gehabt, fast schämte ich mich ein bisschen, als ich wieder erwachte.
    Jedenfalls musste ich dann ganz dringend duschen, und auch unter der Dusche dachte ich an Berthas Tochter, und auch dafür schämte ich mich fast ein bisschen, aber natürlich nur ein bisschen.
    Mich interessierte also brennend, wie diese Tochter von Bertha aussah, von der sie behauptete, dass sie angeblich wochenlang auf der Couch liegen konnte, ohne auch nur ein Gramm Cellulite anzusetzen. Im Gegensatz zu ihren zwei Schwestern, die angeblich im Fett schwammen.
    Die neue Eigentümerstruktur im Texas Tabledance war höchst erfreulich, aber so eine Nacktbar musste natürlich so richtig von innen her strahlen, um Kunden dorthin zu locken, ich mochte es einfach, wenn eine Nacktbar von innen her strahlte, aber dazu brauchte sie einen Star.
    Ich schlüpfte in frische Unterhosen und dann in die alten, engen Jeans, die vorne bei den Eiern schon ziemlich durchgescheuert waren. Sie waren jetzt noch enger, weil ich fetter war, aber irgendwie schaffte ich es dann doch, mich hineinzuzwängen. Das fühlte sich nicht wirklich gut an, aber Schönheit hatte ihren Preis. Und wenn Mannis Alte sagte, dass enge Hosen jetzt wieder der Trend waren, dann war das halt so. Ich trug dann noch reichlich Sprit auf, und endlich verließ ich den Bau.
    Während meines kurzen Winterschlafes war ich ein halbwegs gefragter Typ gewesen, wie sich herausstellte, immerhin hatte Guttmann ein paar Mal versucht, mich zu erreichen.
    Den rief ich auch gleich zurück, denn ich brauchte selbst was von ihm, aber der schrie mir sofort ins Ohr, kaum dass ich „Hallo Gutti“ sagen konnte: „Na endlich!“
    Im Hintergrund hörte ich Wolfgang Petry „Verdammt, war ich high!“ singen, und Guttmann selbst klang auch schon erstaunlich besoffen für diese Tageszeit, ich tippte mal auf Weihnachtsfeier ab 10 Uhr morgens, das Gegröle war unbeschreiblich, ich fragte: „Wo brennt der Hut?“
    Er sagte: „Hör zu, in dieser Halle, in die du mich geschickt hast wegen diesem Gesöff, da stand ein schwerer eingemauerter Tisch mit Handschellen dran, und es war alles voller Scheiße, Herrgottnocheinmal, und irgendwelche Kinderzeichnungen hingen da herum mit einer Brücke drauf und einem dürren Strichmännchen und einem fetten, und das fette wirft das dünne Strichmännchen hinein ins Wasser, und über dem fetten steht ‚Fetter Mongo‘, aber das ‚Fetter Mongo‘ ist durchgestrichen, verdammt, wo hast du mich denn da hingeschickt?“
    Der Barde im Hintergrund brüllte: „Verdammt war ich glücklich, verdammt war ich frei!“
    Keine Frage, dass ich ihn um sein Glück und seine Freiheit beneidete.
    Ich umschiffte ein paar schöne Haufen Hundescheiße, die mich verlässlich durch den Winter begleiteten, kippte einen guten Schluck Russenschnaps aus dem Flachmann, und wachte langsam wieder auf, ich fragte Guttmann: „Was hast du noch gesehen?“
    Er sagte: „Einen Lieferschein, der auf
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