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Der beste Freund

Der beste Freund

Titel: Der beste Freund
Autoren: Vicki Lewis Thompson
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1. KAPITEL
    V
orhaben für den Sommer: Mit einem Mann schlafen.
    Tess Blakely schwang behaglich im Schaukelsitz auf der Veranda, einen Schreibblock auf den Knien, ein Glas Eistee auf dem Korbtisch neben sich. Sie begutachtete ihre Notizen und seufzte. Der Anfang war immer das Schwerste.
    Es war eine Schande, dass eine 26-jährige, einigermaßen attraktive Frau sich mit dem Problem ihrer Jungfräulichkeit herumschlagen musste, aber so war es nun einmal. Und dieser Zustand musste sich ändern, bevor Tess am Ende des Sommers nach New York aufbrach, oder sie würde ihre Glaubwürdigkeit bei den Schulmädchen verlieren, die sie beraten sollte. Außerdem wollte sie endlich Sex erleben. Sie
sehnte
sich nach sexuellen Erfahrungen.
    Tess nahm einen Schluck Eistee und schrieb weiter.
    Ziel Nr. 1: Erfahrenen Kandidaten finden, der bereit ist, mich zu entjungfern.
    Ziel Nr. 2: Kandidaten absolutes Stillschweigen schwören lassen.
    Ziel Nr. 3: Es tun.
    Wieder seufzte Tess. Ihre Ziele und die einzelnen Etappen zu Papier zu bringen, war eine lieb gewordene Übung, die meist zum Erfolg führte – schon damals, als sie sich mit acht Jahren sehnlich ein Pony gewünscht hatte. Doch obwohl sie viel sehnlicher wünschte, ihre Unschuld zu verlieren, als seinerzeit das Pony, war ihr gegenwärtiges Vorhaben ungefähr so einfach wie eine Reise zum Mond.
    In der kleinen Stadt Copperville in Arizona wimmelte es nicht gerade von “erfahrenen Kandidaten”. Und selbst die wenigen, die in Betracht kamen, waren vor langer Zeit von Tess’ vier überaus wachsamen älteren Brüdern in die Flucht geschlagen worden. Keiner dieser bulligen Brüder war weggezogen oder hatte seine Aufmerksamkeit eine Sekunde schleifen lassen. Sie erwarteten von ihrer kleinen Schwester, dass sie sich für die Hochzeitsnacht bewahrte. Es war wie im Mittelalter, aber Tess liebte ihre Brüder zu sehr, um sie offen anzugreifen.
    Das war der Grund für Ziel Nr. 2: Stillschweigen. Ein heikler Punkt. Selbst wenn sie einen Mann fand, den ihre Brüder noch nicht eingeschüchtert hatten, wie konnte sie hoffen, dass er die Sache für sich behielt – in Copperville? Wer in dieser Stadt morgens mit Halsschmerzen aufwachte, fand mittags drei Töpfe mit Hühnersuppe vor der Haustür.
    Das hieß, Tess würde wahrscheinlich nie bei Stufe 3 anlangen: Es tun. Dabei war sie bereit für Stufe 3, mehr als bereit. Sie war bis nach Phoenix gefahren, um sich schlaue Bücher zu kaufen. Denn in Coppervilles Buchladen durfte sie sich nicht dabei erwischen lassen, wie sie “Hundert Tricks, einen Mann um den Verstand zu bringen” durchblätterte, falls dieser Titel dort überhaupt vorrätig war, was sie ernsthaft bezweifelte.
    So weit also die Liste. Die Ziele waren unerreichbar. Tess warf den Block auf den Stapel neben sich auf dem Tisch. Eine Liste mochte bei dem Pony nützlich gewesen sein, doch es war vermutlich naiv, das Mittel bei einem Fall chronischer Keuschheit anwenden zu wollen.
    Und wenn sie ehrlich war, hatte die Liste damals wohl geholfen, ihr Pony zu bekommen, doch den Ausschlag hatte ihr bester Freund Jeremiah “Mac” MacDougal gegeben. Tess’ Familie wohnte in der Stadt und hatte keinen Platz für ein Pferd, aber Mac hatte seine Eltern überredet, Chewbacca auf ihrer Ranch zu halten. Zwar hatten Tess’ Brüder immer gemeint, sie als Jungen hätten höhere Rechte an Mac, doch Tess wusste es besser. Seit Mac sie im Alter von fünf Jahren vor einer Klapperschlange gerettet hatte, war ihr klar, dass er für immer ihr bester Freund sein würde.
    Mac
. Mac musste ihr helfen, den Richtigen zu finden! Sie schlug sich vor die Stirn und fragte sich, wieso sie nicht gleich an ihn gedacht hatte. Im Gegensatz zu ihren Brüdern verstand Mac, warum sie den Job in New York annehmen, sich als selbstständige, fähige Frau erweisen musste. Ihre Brüder hatten sie ausgelacht, als sie sich einmal zu Weihnachten einen kleinen Säbel wünschte – Mac hatte sein Taschengeld gespart und ihr einen geschenkt.
    Bestimmt würde Mac auch verstehen, dass sie nicht als Jungfrau in New York ankommen konnte. Aus einer Kleinstadt zu stammen war schon schlimm genug. Wenn die jungen Mädchen herausfanden, dass sie sexuell unerfahren war, war sie der Witz des Jahrhunderts. Mac würde das sofort begreifen. Und er würde ihr helfen, den passenden Mann für ihr Problem zu finden.
    Die Sonne war eben über den Bergen aufgegangen, als Mac zwei Pferde sattelte. Er war schon mit einer gewissen Vorahnung aufgestanden.
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