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Der beste Freund

Der beste Freund

Titel: Der beste Freund
Autoren: Vicki Lewis Thompson
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hier heruntergeritten war, und doch wurde er das Gefühl nicht los, dass etwas grundlegend verändert war.
    Er ließ sein Tier trinken und führte es dann zu einer Platane am Ufer. Die Zügel schlang er um denselben Ast, den Tess für Pepperint Patty gewählt hatte, und setzte sich neben Tess an ihren schattigen Platz.
    Er nahm einen Kieselstein auf und warf ihn ins Wasser. “Hast du Nachrichten von dieser Lehrerin an deiner neuen Schule?”
    “Ja.” Tess pflückte einen Grashalm ab und zerpflückte ihn. “Sie hat mir eine E-Mail geschickt und meint, ich könnte gern solange bei ihr wohnen, bis ich eine eigene Wohnung gefunden habe.”
    Mac warf ihr einen Seitenblick zu. Ob sie doch ein wenig Angst vor dem Unbekannten hatte? Sie hatte ein kleines Haus gemietet, als sie ihren Job als Hilfslehrerin an der Copperville Highschool bekam. Aber das Leben in einer Bergarbeiterstadt in Arizona mit Eltern und Brüdern in Reichweite war etwas ganz anderes als eine eigene Existenz in New York, zweitausend Meilen entfernt von irgendeiner vertrauten Seele.
    “Will diese Lehrerin dir ein Zimmer in ihrer Wohnung vermieten?”, fragte er.
    Tess schüttelte den Kopf. “Nein, ich werde auf ihrer Couch schlafen. Aber ich sehne mich wirklich nach einer eigenen Wohnung und Privatheit.”
    “Ein frommer Wunsch. Deine Familie wird dich ständig überfallen.”
    “Ich weiß.” Tess seufzte. “Ich mag sie alle sehr, aber ich würde mich gern für eine Weile entziehen.”
    Mac verstand sie nur zu gut. Genau aus diesem Grund hatte er seinen Pilotenschein gemacht. Er ergriff jeden Anlass, die Cessna zu fliegen, denn bei diesen Gelegenheiten konnte er allein sein. “Du könntest dich ziemlich einsam fühlen”, bemerkte er.
    “Das werde ich wohl auch.” Tess zerbröselte noch einen Grashalm. “Aber wenn man 26 Jahre lang in einem Aquarium gelebt hat, verliert Einsamkeit ihre Schrecken.”
    “Sicher.” Mac warf noch einen Kiesel ins Wasser. “Ich kann dich gut verstehen.” Er atmete die vertrauten Gerüche ein – die Feuchte des Flusses, die Würze der Gräser, das leichte, blumige Eau de Cologne, das Tess seit Jahren trug, und den Geruch von frisch gewaschenen, auf der Leine getrockneten Jeans. Verflixt noch mal, er würde sie vermissen. Er hatte sich der unangenehmen Erkenntnis nicht gestellt, als er von ihrem neuen Job erfuhr, aber jetzt traf sie ihn unvermittelt, und das mochte er gar nicht.
    Tess war Bestandteil seines Lebens, seit er denken konnte. Und das galt für ihre ganze Familie, in der er die Geschwister gefunden hatte, die er daheim vermisste. Aber Tess war stets der Mensch gewesen, dem er sich am meisten verbunden fühlte. Diese Halloweenabende, wenn sie als Superman und Catwoman verkleidet um die Häuser gezogen waren. Oder das Ostereiersuchen, oder die Monopolyspiele, die sich tagelang hinzogen – Tess war immer dabei gewesen. Jedes Weihnachten hatte sie ihn gezwungen, mit ihr vor den Türen zu singen, obwohl er unmusikalisch war wie ein Brikett.
    Aber er würde eher sterben als zuzugeben, wie sehr er sie vermissen würde. Erstens, weil sie beide Rührseligkeit verachteten, und zweitens, weil er kein Spielverderber sein wollte, wenn sie dieses aufregende neue Leben begann. Er freute sich mit ihr. Er war verteufelt neidisch und würde harte Zeiten durchstehen, wenn sie erst gegangen war. Aber das hieß nicht, dass er ihr die Chance nicht gönnte.
    “Ich freue mich, dass du den Job da bekommen hast.”
    “Ich mich auch. Aber ich habe da noch ein Problem, und ich dachte, du könntest mir dabei helfen.”
    “Klar, jederzeit.”
    “In New York ist alles anders und ich … fühle mich da ziemlich unterlegen.” Ihre Stimme klang seltsam gepresst.
    “Du bist überhaupt nicht unterlegen.” Mac riss einen Grashalm ab und kaute auf ihm herum. “Du hast dein Leben lang darauf hingearbeitet. Und ich habe immer gewusst, dass in dir etwas Besonderes steckt.” Er wandte sich ihr zu. “Es ist ein großes Abenteuer. Du bist sicher aufgeregt, aber du schaffst es.”
    “Danke.” Sie lächelte, wirkte aber ziemlich verspannt und nervös.
    Mac hoffte, sie würde ihre Abmachung einhalten und nicht etwa weinerlich werden. Tess weinte selten – höchstens, als Chewbacca starb oder als dieser Esel Bobby Hitchkock sie zum Abschlussball sitzen ließ. Zum Glück hatte Mac an dem Abend nichts vorgehabt und konnte einspringen.
    Sie hatten sich königlich amüsiert, und Mac hatte anschließend überlegt, ob er nicht einmal
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